4K Filme im Test: „Chinatown“ Limited Collector’s Edition

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"Chinatown" mit Jack Nicholson
©Paramount Pictures

Roman Polanskis „Chinatown“ mit Jack Nicholson hat letztes Jahr eine neue 4K-Veröffentlichung erhalten, die den Klassiker in neuem Glanz erstrahlen lässt. Hier zeigen wir auf, warum sich die Anschaffung für Filmliebhaber lohnt.

Roman Polanskis Gemütszustand dürfte kompliziert gewesen sein, als er wenige Jahre nach dem schrecklichen Mord an seiner schwangeren Frau Sharon Tate nach Hollywood zurückkehrte, um den Film „Chinatown“ zu drehen. Laut eigener Aussage war der Noir-Streifen für ihn „nur ein Job“ und kein Werk aus Leidenschaft oder aus einer Vision heraus. Zugleich setzte der Regisseur aber auch seine Version eines tragischen Endes gegen das Happy End des Drehbuchschreibers Robert Towne durch, was wiederum dafür spricht, dass es für ihn eben doch um mehr als eine reine Auftragsarbeit ging.

"Chinatown", Jack Nicholson, Faye Dunaway
©Paramount Pictures – Faye Dunaway war in den 1970ern eine der erfolgreichgsten Schauspielerinnen Hollywoods, zur Zeit des großen Autorenkinos

Die Filmhandlung spielt vor der Kulisse der Anfang des 20. Jahrhunderts tatsächlich geschehenen „California Water Wars“ und thematisiert auch den Bruch der St.-Francis-Talsperre von 1928, dessen Flutwelle knapp 600 Menschen aus dem Leben riss. Dem intriganten Ränkespiel um den Machtfaktor Wasser wird eine ausgetrocknete Landschaft gegenübergestellt, die Teile des an der Wüste grenzenden Los Angeles ausmachen.

In diesem Szenario arbeitet J. J. Gittes (Jack Nicholson) als Privatdetektiv und Leiter seiner eigenen Detektei an kleinen wie auch größeren Ehe-Betrugsfällen. Zur letzten Kategorie gehört zweifelsohne der Auftrag, den Chef-Ingenieur des Wasser-Departments von Los Angeles, Hollis Mullwray (Darrell Zwerling), des Ehebruchs zu überführen. Auftraggeberin ist dessen vermeintliche Frau und natürlich winkt das große Geld sowie eine stattliche Verbesserung der Reputation. Dass diese auch darunter leiden könnte, ahnt Gittes noch bevor ihm Mullwrays echte Ehefrau Evelyn (Faye Dunaway) gegenübersteht und aufgrund des mutmaßlich mitverursachten Rufmordes durch die Presse mit schwerer Klage droht. Doch was steckt wirklich hinter dem Beschattungsauftrag und wer ist der Nutznießer dieser Schmutzkampagne?

„Chinatown“ in 4K: Wertvolles Nass

"Chinatown", Jack Nicholson
©Paramount Pictures – „Chinatown“ zeichnet eine USA, die keinerlei soziale Werte kennt

Von den elf Oscar-Nominierungen aus dem Jahre 1975 erhielt lediglich Robert Townes Original-Drehbuch den Goldjungen. Die inszenierte „Sinnlosigkeit guter Absichten“ samt Wasser-Metapher traf nicht nur damals den Nerv der Zeit, sondern ist auch heute aktueller denn je, denn trinkbares Wasser ist das große Thema, dessen Mangel zukünftige Krisen und im Extremfall sogar Kriege auslösen könnte. In diesem Film gerät ein einzelner Detektiv in die enormen Mühlräder der mächtigen Lobby, die hinter dem Bau eines neuen Staudamms steht. Welche Rolle spielen dabei Evelyn und die mysteriöse junge Frau, mit der sich Hollis trifft? Und wie ethisch vertretbar ist Gittes Zuneigung für Mullwrays Frau?

Polanski und Towne gelang mit diesem Film der Inbegriff einer Noir-Geschichte vor einem größeren wirtschaftspolitischen Hintergrund. Dessen 4K-Restaurierung sorgt für feinste Details in den sichtbaren Bereichen, womit alles gemeint ist, was sich außerhalb nächtlicher Schatten bewegt. Die Dunkelflächen sind in diesen Szenen dermaßen groß und undurchsichtig, dass sie einfach nur flaches Schwarz bieten, ohne sichtbare Abstufungen. Im Gegensatz dazu sind die Tagesszenen von unglaublicher Brillanz. Das Bild legt hier Referenzqualitäten an den Tag, angefangen beim sehr plastischen Kontrast mit zahllosen Graustufen über die extreme Kanten- und Detailschärfe bis hin zu den neutralen und enorm gesättigten Farben. Der Dolby-Vision-Kontrast stellt das feine Filmkorn übrigens nicht zu weit in den Vordergrund.

"Chinatown", 4K UHD Blu-ray
©Paramount Pictures – Die Inhalte die 4K UHD Limited Collector’s Edition von „Chinatown“

Hat man beim englischen Originalton die Möglichkeit, zwischen einem etwas räumlicheren Dolby-True-HD- und einem restaurierten Original-2.0-Mono-Track zu entscheiden, steht dem deutschsprachigen Publikum eine in den Dialogen nur minimal komprimiert klingende DD-2.0-Tonspur zur Verfügung. Im digitalen Bonusbereich warten allerlei Beiträge auf wissbegierige Zuschauer und Zuschauerinnen. Aus dem rund 193 Minuten umfassenden Zusatzmaterial stechen besonders die Beiträge „Ein Seelenzustand“ (ca. 16 Min.) sowie „Wasser und Strom“ (ca. 78 Min.) heraus. Die Extras befinden sich ebenfalls auf der 100-GB-Scheibe. Die limitierte UHD Collector‘s Edition enthält außer den zwei Filmscheiben (UHD und Blu-ray) ein Filmposter, sechs Artcards, ein Replikat der Visitenkarte von Privatdetektiv J. J. Gittes, ein Flugblatt sowie eine Abbildung eines Schildes von verkauftem Farmland.

Fazit: Das hochwertige 4K-Master und der saubere Transfer machen aus „Chinatown“ eine Referenzscheibe unter den bislang auf UHD-Blu-ray veröffentlichten Filmklassikern. Sein Alter von 50 Jahren sieht man dem Film kaum mehr an.

Text: Falko Theuner / Redaktion: Felix Ritter

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