Die ARD und das ZDF bauen ein gemeinsames Streaming-Netzwerk ihrer Mediatheken auf. Damit können Nutzerinnen und Nutzer künftig in der ARD Mediathek ZDF-Inhalte finden und umgekehrt. Doch wie weit sind die Pläne aus dem vergangenen Sommer gediehen und was ist dabei für den Endverbraucher schon nutzbar beziehungsweise sichtbar?
DIGITAL FERNSEHEN fühlte bei den verantwortlichen Stellen von ARD und ZDF auf den Zahn. Mit gemeinsamer Stimme antworteten diese durch die bei dem Vorhaben federführende Abteilung des SWR.
DF: Ende Juni vergangenen Jahres wurde auf der Pressekonferenz zum Streaming-Netzwerk von einer „schrittweise“ vonstatten gehenden Integration gesprochen. Welche – sichtbaren oder ggf. auch hintergründigen – Schritte sind dabei bis zum jetzigen Zeitpunkt vollzogen worden?
SWR: ARD und ZDF haben gemeinsam erste Grundlagen konzipiert. Dabei ging es beispielsweise um den technischen Austausch der Inhalte und deren Abspielbarkeit durch die Player, etc.. Diese Grundvoraussetzungen werden nun technisch umgesetzt. Das ist für die Nutzer*innen zunächst noch nicht sichtbar.
3sat- und Kika-Inhalte vor Integration in die Mediatheken von ARD und ZDF
Es war dort auch die Rede von Phoenix und 3sat. Was ist bei der Integration dieser Mediatheken bereits geschehen?
Funk-, Arte-und Phoenix-Inhalte sind bereits integriert (DF berichtete). Für 3sat und Kika wird das aktuell vorbereitet. Interessant ist dabei die Art und Weise, wie das vollzogen wird. Die Partnerkanäle bekommen quasi Gast-Auftritte in beiden Mediatheken, für die sie selbst verantwortlich bleiben. ARD- und ZDFmediathek entwickeln sich damit in die Rolle eines “Gastgebers” für Dritte. Das passt zu der Idee des Streaming-Netzwerks.
Bislang erscheinen bei ZDF-Anfragen in der ARD-Mediathek und andersherum Boxen mit einem Verweis auf die jeweils andere Plattform. Ist es hier vorgesehen, künftig die abgefragten Inhalte auch direkt auf der jeweils „senderfremden“ Plattform zu präsentieren?
Neben den laufenden technischen Vorarbeiten (siehe oben) ist geplant, zuerst im Bereich der Empfehlungen einen gemeinsamen Akzent zu setzen. Um die Weiterentwicklung gemeinsamer Suchmechanismen wird es später gehen.
Bei gegenseitigen Empfehlungen noch etwas zögerlich
Wie weit sind die Pläne für das gemeinsame Personalisierungs- und Empfehlungssystem gediehen?
Die gemeinsame Personalisierung und Empfehlung von Inhalten wird ein laufender Prozess. Hier müssen wir erste Erfahrungen sammeln – nicht gleich auf den beiden Startseiten, aber auf jeden Fall in diesem Jahr. Wir sind gespannt, wie die Nutzerinnen und Nutzer das Angebot annehmen, sich einen Inhalt des jeweils anderen Senders in einer der beiden Mediatheken anzuschauen.
Es war auch von „Anpassungen an der jeweiligen Benutzeroberfläche und am Design“ die Rede. Können Sie hier Beispiele nennen?
Die wechselseitige Abspielbarkeit setzt ein Mindestmaß an Harmonisierung voraus. Auch daran wird gearbeitet.
Wie bereits bei Verkündigung der Streaming-Netzwerk-Pläne im Sommer 2021 kundgetan, sei eine gemeinsam gebaute Plattform aber auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht vorgesehen. Die Konkurrenz untereinander sei ein zu belebendes Element, als dass man darauf verzichten könnte, gab SWR-Intendant Kai Gniffke seiner Zeit zu verstehen.
Lesen Sie bei Interesse ebenfalls den kürzlich bei DIGITAL FERNSEHEN veröffentlichten Artikel: „ZDF baut UHD-Angebot aus – was ist mit der Champions League?“
Bildquelle:
- ARD und ZDF: Die Zukunft der Mediatheken: SWR
- df-ard-zdf-streamingnetzwerk: ARD