Im zweiten Teil des Samsung-Doppel-Interviews von DIGITAL FERNSEHEN erläutert Christian Russ von Samsung Ads, wohin sich der Streaming-Markt aktuell entwickelt. Teil 1 lesen Sie hier.
DF: Quo vadis, FAST? Wird sich der Markt weiterhin so schnell entwickeln oder ist der Zenit bereits erreicht?
Christian Russ, Head of Sales DACH und Spokesperson bei Samsung Ads (im Folgenden CR): Wir stehen in Deutschland bei der FAST-Entwicklung eher noch am Anfang: Die Nutzung wächst, das Angebot wächst. Die allgemeine Nutzungsdauer von FAST-Channels wuchs 2022 innerhalb unseres Samsung TV-Universums in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien um 19 Prozent. Die Zahl der monatlich aktiven FAST-Nutzer*innen stieg im Vergleich der ersten beiden Quartale 2021 mit denen von 2022 um neun Prozent.
„Marktdurchdringung von Streaming wächst stetig“ – Christian Russ, Head of Sales DACH bei Samsung Ads
Lineares Fernsehen und Streaming-Angebote halten sich hinsichtlich der Nutzungsdauer derzeit noch etwa die Waage, wobei der Trend eindeutig in Richtung Streaming geht. Dieser Trend wird sich vermutlich auch eher noch verstärken, denn wer sich ein neues Gerät anschafft, kauft in der Regel einen Smart-TV. Die Marktdurchdringung beziehungsweise der Zugang zu Streaming wächst damit stetig. Auch die Zahlen unserer Studie „How to reach Smart TV Users“ (Anm. d. Red.: Quelle), die wir gemeinsam mit der GoupM durchgeführt haben, belegen den Trend zum Streaming.
DF Hat sich lineares Programm als unersetzlich erwiesen?
CR: FAST ähnelt hinsichtlich des Nutzererlebnisses dem linearen Fernsehen; FAST-Kanäle ermöglichen das einfache, unkomplizierte Seherlebnis, das Zuschauer*innen aus dem linearen Fernsehen kennen: zurücklehnen und sehen was kommt, oder auch durch verschiedene Kanäle zappen.
Wird die Fragmentierung des CTV Marktes durch immer mehr Kooperation noch weiter voranschreiten?
CR: Fragmentierung ist für Nutzer*innen mitunter ein Problem. Denn das durchschnittliche Haushaltsbudget erlaubt nur eine begrenzte Anzahl kostenpflichtiger Streaming-Abos. Es ist dann frustrierend, wenn der gewünschte Inhalt innerhalb eines Abos nicht verfügbar ist. FAST bietet hier Abhilfe – einer der Gründe für seinen Erfolg.
„‚Qualität‘ lässt sich nicht eindeutig definieren“
Daneben gibt es das Problem der Discoverability: Wie finden Zuschauerinnen im Dickicht der Plattformen die Programme, die sie suchen? Dahingehend bieten wir unseren Nutzerinnen auf dem Startbildschirm ihres TV-Gerätes Programmempfehlungen. Diese unterstützen dabei, das Wunschprogramm zu finden. Daneben ist eine intuitive, plattformübergreifende Suche in unser Startmenü integriert. Ob die Fragmentierung die Qualität einschränkt, lässt sich pauschal nicht beantworten, zumal sich „Qualität“ nicht eindeutig definieren lässt.
DF: Müssen wir sogar mit einem Abflachen der Qualitätsstandards rechnen?
Unsere Strategie lautet: Übersichtlichkeit & Hochwertigkeit über Quantität. Aufgrund der begrenzten Senderzahl justieren wir permanent unser Programm. Damit behalten wir diejenigen Inhalte bei beziehungsweise bauen ausschließlich Inhalte aus, die bei unserem Publikum auf positive Resonanz stoßen. Wenn unsere Qualitätsstandards nachließen, schnitten wir uns ins eigene Fleisch. Unser Service ist bekanntlich werbefinanziert: Je weniger Nutzer*innen Samsung TV Plus konsumieren, desto weniger Impressions können wir für unsere Advertiser ausliefern.
Zudem muss unser Programm unserem Markenimage als seit 17 Jahren marktführendem Hersteller von TV-Geräten entsprechen. Welche Auswirkung Fragmentierung im Qualitätsbereich auf andere Plattformen hat, kann ich nicht einschätzen. Es ist möglich, dass sich dort weniger qualitatives Material in den Tiefen der Content-Libraries wiederfindet. Aber auch dieser Inhalt muss von den Plattformen kostenpflichtig gehostet werden, und das lohnt sich nur, wenn der Inhalt regelmäßig konsumiert wird. Mich würde es wundern, wenn andere Plattformen eine entgegengesetzte Qualitätsstrategie fahren.
SVoD (Subscription-Video-on-Demand) vs. FAST (Free-AD-Supported-TV): Treibt die wirtschaftliche Flaute die Zuschauer*innen weg vom Abo-Modell? Oder sind Werb-Einnahmen für Anbieter teilweise lukrativer als Abo-Einnahmen?
CR: Ich beziehe mich noch einmal auf die GroupM-Studie: 18 Prozent der Deutschen gaben bereits an, aus finanziellen Gründen ihre Ausgaben für kostenpflichtige Streaming-Dienste künftig reduzieren zu wollen. Also ja: einige Zuschauer*innen stornieren ihre Abo-Dienste.
Außerdem wird Werbung in kostenloser Streaming-Umgebung laut unserer Studie positiv wahrgenommen – besser als in kostenpflichtiger Streaming Umgebung und im traditionellen linearen Fernsehen. FAST ist also eine funktionierende Monetarisierungsstrategie.
FAST funktioniert
Konsument*innen verstehen den Werteaustausch „Gratis-Content gegen Werbung“. Sie schätzen generell die für sie relevanteren und angenehmer gestalteten Werbeblöcke innerhalb der FAST-Umgebung. Das Aufkommen von Modellen wie „Basic with Ads“ von Netflix und „Disney+Basic“ zeigt, dass die SVOD-Größen durchaus an werbefinanzierten Modellen interessiert sind.
Welcher für diese Unternehmen der lukrativere Weg ist? Darüber möchte ich nicht spekulieren. Unser FAST-Kanal Samsung TV Plus ist seit seiner Einführung kostenfrei. Dementsprechend haben wir bezüglich kostenpflichtiger Abos keine eigenen Erfahrungswerte. Ich gehe aber davon aus, dass sich Netflix und Co. einfach breiter aufstellen wollen, um sich im zunehmend starken Wettbewerbsdruck durchsetzen zu können.
Bildquelle:
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