Von der Nische bis zum Mainstream: Als besonderes Schmankerl für die Tage zwischen den Jahren hat DIGITAL FERNSEHEN eine Auswahl an Streamingdiensten zusammengestellt, die dieses Jahr in Deutschland an den Start gegangen sind. Heute Teil VI: Quibi.
Der mit Milliarden-Investitionen gestartete Videodienst Quibi hat nach nur einem halben Jahr schon wieder aufgegeben. Wie konnte es dazu kommen?
Man habe beschlossen, den Betrieb einzustellen und das verbliebene Geld den Investoren zurückzuzahlen, teilten die Gründer Jeffrey Katzenberg und Meg Whitman am Mittwoch mit. Quibi war mit dem Versprechen angetreten, Hollywood und neue Technologien aus dem Silicon Valley zusammenzubringen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Katzenberg war einst unter anderem Chef der Disney-Studios, Whitman machte die Handelsplattform Ebay erfolgreich.
Das Konzept bei Quibi war, professionell produzierte Videos ausschließlich für Smartphone-Nutzer zu liefern. Diese Clips sollten zwischen fünf und zehn Minuten lang sein. Katzenberg hatte bereits im Mai die Corona-Krise für den schwachen Start des Dienstes verantwortlich gemacht – weil die Leute nicht so viel Zeit wie zuvor unterwegs mit ihren Smartphones verbrachten.
Quibi zahlt kleinen Teil der Investitionen zurück
Von den ursprünglich eingesammelten 1,75 Milliarden Dollar seien noch 350 Millionen übrig und diese wolle man auch zurückzahlen. So berichtete zumindest das „Wall Street Journal“ nach einer Telefonkonferenz der Quibi-Spitze mit Investoren. Unter den Geldgebern waren Hollywood-Schwergewichte wie Disney und NBCUniversal.
Katzenberg und Whitman nannten in einem Blogeintrag keine Beträge. Man werde nie mit Sicherheit erfahren, ob die Idee hinter Quibi nicht gut genug gewesen sei oder man den Dienst zum falschen Zeitpunkt gestartet habe, erklärten sie. „Wir vermuten, es war eine Kombination aus beidem.“
Die Gründer waren so überzeugt von dem Konzept, dass sie gar keine Möglichkeit einplanten, Videos auf Fernseher zu übertragen. Das wurde dann mit Verspätung nachgeholt. Auch das Teilen von Links zu Videos oder Ausschnitten im Internet vermasselte Quibi zunächst.
Zugleich startete Quibi gegen massive Streaming-Konkurrenz. Angefangen bei Platzhirschen wie Netflix und Amazon bis hin zu neuen Angeboten von Apple und Disney. Für einen Abo-Preis von 4,99 Dollar im Monat bot Quibi deutlich weniger als die Rivalen. DPA
Lesen Sie auch Teil I-V der DF-Reihe „Neue Streamingdienste 2020“.
Sooner – europäisches Gegengewicht zu Netflix – Teil I
Weltbild – Onlinevideothek ohne Abo-Zwang – Teil II
Horror, Blockbuster und Arthouse von Leonine – Teil III
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