
Die alte VHS-Kassette ist längst Schnee von Vorgestern. Moderne digitale Aufzeichnungsmethoden, egal ob mit einem eigenen Gerät zuhause oder über eine Streaming-Plattform, bringen Vor- aber auch Nachteile mit sich, über die man oft nicht Bescheid weiß.
Vor allem die Online-Varianten punkten auf den ersten Blick mit etlichen Vorteilen. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail begraben. Vor allem, wenn man sich eine Aufnahme für längere Zeit aufheben möchte.
Replay
TV-Streamingplattformen und Kabel-TV-Anbieter bieten meist eine Replay-Funktion an. Mit ihr werden zum Beispiel die im Paket enthaltenen TV-Sender sieben Tage lang automatisch aufgezeichnet und Kunden haben die Gelegenheit, die Sendungen bis zu einer Woche nach ihrer Ausstrahlung anzusehen. Allerdings lassen diese Funktion nicht alle Sender ohne Einschränkungen zu. Vor allem bei den Privaten stehen nicht alle Inhalte für Replay zur Verfügung. Zudem muss man auf diese Funktion bei diversen Spartensendern zur Gänze verzichten. So auch beim erst im Januar nur online gestarteten Kindersender des ORF. Zusätzliche Einschränkungen kann es zudem bei der Wiedergabe geben. Etwa, indem die Vorspulfunktion deaktiviert ist und man so keine Werbeblöcke überspringen kann. Mitunter entscheidet aber auch der Plattform- oder Kabelanbieter, für welche Sender er generell Replay anbietet. Bei weniger genutzten Sendern kann sie eingespart sein.

Online-Videorekorder
Online-Videorekorder, wie sie von diversen TV-Streamingplattformen angeboten werden, sind eine tolle Sache. Allerdings nur auf den ersten Blick. Bei genauerer Betrachtung sind sie mit einer Reihe von Einschränkungen verbunden. So wird etwa nicht das Aufzeichnen aller verfügbaren Sender erlaubt. Mitunter sind nur einzelne Inhalte für den Online-Rekorder gesperrt, mitunter sind es aber auch ganze Kanäle. Bei ihnen heißt es dann nur, live oder gar nicht ansehen.
Für ein weiteres Ärgernis sorgt die Beschränkung der Aufnahmedauer. Je nach Paket des Anbieters beträgt dieses mitunter nur 30 Stunden oder sogar weniger. Das entsprach früher gerade einmal vier im LP-Modus aufgezeichneten VHS-Kassetten und somit so gut wie gar nichts an Speicherkapazität. Selbst mit 100 Stunden Aufnahmekapazität wird man innerhalb einer Familie nur schwer das Auslangen finden. Damit eignen sich Online-Videorekorder gerade einmal, um Sendungen zeitnah nach ihrer Ausstrahlung anzusehen und dann wieder zu löschen.

Mit Ablaufdatum
Von einem Online-Videorekorder geht man davon aus, dass darauf gespeicherte Inhalte beliebig lange verfügbar bleiben. Doch das Kleingedruckte in den Verträgen lässt uns anderes wissen. Beendet man ein Streaming-Abo, heißt das ebenfalls, dass man keinen Zugang mehr zu den Aufnahmen des Online-Rekorders hat.
Die Funktionalitäten von Streamingplattformen werden auch immer wieder mal geändert, ohne dass man als Bestandskunde groß davon Notiz nimmt. So ist zu berücksichtigen, dass die Speicherdauer von mit dem Online-Videorekorder getätigten Aufnahmen zeitlich begrenzt ist. Wobei von einer Verweildauer von maximal sechs Monaten auszugehen ist. Die großen Privaten im Lande lassen mitunter nur drei Monate zu. Was auch heißt, dass diese Beschränkungen nicht einfach nur von den Streamingplattformen erfunden worden sind. Für uns heißt das, dass man sich nicht zu viel Zeit lassen sollte, um sich mit dem Online-Rekorder getätigte Aufnahmen anzusehen.
In diesem Zusammenhang ist uns bei der österreichischen Streamingplattform von simpliTV aufgefallen, dass man zumindest noch im Februar, einen Hinweis auf das Aufnahme-Ablaufdatum nur findet, wenn man die Plattform über den FireTV-Stick nutzt. Steigt man über die vorinstallierte App am Smart-TV, der simpliTV-Box, über die simpliTV-App am Smartphone oder über das simpliTV-Streamingportal am PC ein, fehlt dieser Hinweis noch. Wie uns versichert wurde, arbeitet man bereits an der Behebung dieses Problems.
Online-Videorekorder sind zwar ein nettes und immer wieder auch praktisches Feature, erlauben aber kein dauerhaftes archivieren. Hier bestimmen andere, wie lange man Aufnahmen nutzen kann. Somit vermögen Online-Rekorder keinesfalls, Eigenaufnahmen zu ersetzen. Aufnahmen, die einem wirklich wichtig sind, sollte man jedenfalls als Datei auf ein eigenes Speichermedium bekommen. Über welchen Weg auch immer.

Filme online kaufen
Auf dieversen Streamingplattformen kann man Filme nicht nur im Zuge eines Abos ansehen, solage sie zur Verfügung gestellt werden. Man kann sie auch kaufen. Das lässt vermuten, dass man einen so erworbenen Film wirklich besitzt. Was jedoch nicht der Fall ist. Zumindest nicht, wenn dessen Download auf den eigenen Rechner, ein eigenes Speichermedium vor Ort, nicht vorgesehen ist. Genau genommen erwirbt man nur ein unbefristetes Nutzungsrecht. Wobei diesem unbefristeten Nutzungsrecht Grenzen auferlegt sind. Stellt etwa ein Streaminganbieter seinen Dienst ein, verliert man damit auch den Zugang zu den erworbenen Inhalten. Womit diese unwiderruflich verloren sind. All das ist nicht nur bloße Theorie, sondern auch schon wirklich passiert.

Selbst aufnehmen
Selbst TV-Sendungen aufzeichnen war noch nie so leicht wie heute. Und es bietet eine Reihe von Vorteilen, die von anderen, onlinebasierten Aufzeichnungsvarianten nicht annähernd wettgemacht werden können.
Zunächst einmal kann man alles aufnehmen, was man möchte. Also auch exotische Sender, die man im Zuge von Sat- oder DVB-T/T2-DX empfangen hat. Der größte Vorteil ist aber, dass einem Aufnahmen solange erhalten bleiben, wie man selber möchte. Alleine wir bestimmen, wann eine Sendung gelöscht werden soll.
So gut wie jeder Receiver lässt das Aufzeichnen von TV-Sendungen zu. Aufgenommen wird meist auf externe USB-Speichermedien, wie einer Festplatte oder einem Stick. Einige Geräte erlauben auch das mitschneiden auf Micro-SD-Karte. Vor allem Sticks und Speicherkarten gibt es inzwischen für echt kleines Geld. Aufnahmen kann man nicht nur über den Receiver ansehen, sondern auch am PC. Weiter lassen sie sich bequem archivieren und mit geeigneter Software auch schneiden.
Der entscheidende Vorteil ist, dass man wirklich alles aufzeichnen kann, was man empfängt. Also auch exotische Sender und solche, die keine Freude damit haben. Hinzu kommt, dass Online-Aufzeichnungsoptionen meist einen EPG voraussetzen. Fehlt dieser, wird auch das aufnehmen verweigert.

Online contra Eigenaufnahme
Zwischen online bereit gestellten Inhalten oder Aufnahmemöglichkeiten und der Selbstaufnahme auf physisch vorhandene Speichermedien besteht ein gravierender Unterschied. Ausschließlich bei der Selbstaufnahme ist man Herr der Dinge. Bei allen anderen, modernen, Optionen, ist man dem guten Willen anderer ausgesetzt.
Bei Mediatheken und Streaming-Plattformen wie Amazon Prime Video, Disney+, Netflix und wie sie alle heißen, weiß man, dass Inhalte nur für einen begrenzten Zeitraum verfügbar sind. Sie wird man auch nicht unbedingt als Ersatz für den Heimvideorekorder betrachten. Für den Aufbau eigener Filmsammlungen sind solche Dienste nicht vorgesehen.

Bei den Online-Videorekordern der TV-Streamingplattformen sieht es grundsätzlich etwas anders aus. Zwar suggerieren uns auch diese, dass der Heimvideorekorder Schnee von gestern ist. Online ist ja alles viel einfacher, viel praktischer. Und nur Online hat man überall und jederzeit auf allen Endgeräten Zugang zu den eigenen Aufnahmen. Klingt alles super. Dass online gespeicherte Aufnahmen mit einem Ablaufdatum versehen sind, wissen die wenigsten. Gerade dieser Umstand zeigt uns aber, wie wenig Verlass darauf ist. Vor allem, wenn es darum geht, relevante Inhalte längerfristig zu archivieren.
Fazit
Mit dem alten Videorekorder haben wir bereits ab den späten 1970ern gelernt, dass Fernsehen eine höchst individuelle Angelegenheit sein kann, die viel mehr als das lineare Fernsehen begeistert. Streamingplattformen aller Art kann man so als Weiterentwicklung dessen betrachten, was vor rund 50 Jahren seinen Anfang genommen hat. Sie machen zudem vieles besser und eröffnen uns Möglichkeiten, von denen wir noch vor zehn, 20 Jahren nicht einmal zu träumen gewagt hätten.
Doch es ist nicht alles Gold was glänzt. So sind wir etwa bei Streaming-Plattformen Abhängigkeiten eingegangen, die früher undenkbar waren. Oft haben wir die Kontrolle, teils unwissend, aus der Hand gegeben. So bestimmen andere, was wir online aufzeichnen und für wie lange wir es wie nutzen dürfen. Stichwort Vorspulsperre.
Selbst aufnehmen mag aus der Mode gekommen sein. Dabei hat auch diese Funktion einige tolle Fortschritte erleben dürfen. Vor allem aber lässt sich wirklich alles aufzeichnen. Und zwar so, wie wir wollen und was wir wollen. Im Übrigen lässt sich viel mehr aufzeichnen, als nur lineares Fernsehen. Selbst Filme von Streaming-Plattformen sind möglich.
Es zahlt sich aus, der Selbstaufnahme eine Chance zu geben. Oft hat man die technischen Voraussetzungen ohnehin schon zu Hause. Also könnte man sie ja auch nutzen.
Hier geht es zu Teil 1 des Workshops.