
Mediatheken, Replay und Co haben das selbst aufnehmen überflüssig gemacht. So hat es zumindest den Anschein. Doch wie so oft, steckt hier der Teufel im Detail. Da rückt die Selbstaufnahme wieder in den Fokus.
Doch sehen wir uns zunächst an, wie sich das Aufzeichnen von TV-Sendungen im Laufe der Jahrzehnte entwickelt und was sich mit dem Aufkommen der Mediatheken geändert hat.
Kurzer Rückblick
Zeitversetztes Fernsehen ist genau genommen keine Erfindung des Streaming-Zeitalters, sondern hat seine Wurzeln in den späten 1970er-Jahren, als der Videorekorder mit der Einführung des VHS-Systems zum Massenphänomen wurde.
Videorekorder waren toll. Sie befreiten die Menschheit von dem Zwang, Sendungen dann ansehen zu müssen, wenn sie ausgestrahlt wurde. Man brauchte nur den Rekorder zu programmieren und hatte die Sendung nun auf Kassette. Solange man wollte. Zudem erzeugten Videorekorder das Gefühl von Sicherheit. Man wusste, dass man keine Sendung mehr versäumen würde. Ob man sich einen Mitschnitt dann später wirklich angesehen hat, konnte jeder für sich entscheiden. Jedenfalls sorgte der Videorekorder zumindest indirekt auch dafür, dass die Menschen Zeit gewonnen haben.
Der VHS- und DVD-Rekorder sind längst Geschichte. Doch das Aufnehmen und die damit verbundene Individualität des Fernsehens, ist, wenn auch in anderer Form, geblieben.

Mediatheken
Mediatheken machen das selbst aufnehmen überflüssig. Zumindest auf den ersten Blick. In ihnen findet man nicht nur Sendungen zum Nachsehen, sondern zunehmend auch solche, die noch gar nicht ausgestrahlt wurden. Vorsortierungen, Empfehlungen und eine Suchfunktion erleichtern es zudem, gewünschte Inhalte leichter zu finden.
Doch wie viel der im linearen Programm ausgestrahlten Inhalte tatsächlich in den Mediatheken zu finden ist, variiert je nach Sender. Vor allem zugekaufte Spielfilme, Serien und Sport sucht man in der Regel vergebens.

Zudem bleiben Inhalte nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag in den Mediatheken. Bei ARD und ZDF sind sie meist bis zu einem Jahr nach ihrer Ausstrahlung verfügbar. Beim österreichischen ORF sind es bis zu sechs Monate.
Für Sport gelten eigene Regeln und eine kürzere Verweildauer. Sucht man in der Mediathek etwa nach der Sportschau, wird man hier nur Schnipsel von oft weniger als einer Minute Spieldauer finden. Was am Ende eine Folge der von den Sendern erworbenen Übertragungsrechten ist.

Private Mediatheken
Zumindest die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender lassen sich ohne Zusatzkosten nutzen. Etwas anders sieht es bei den Mediatheken der Privatsender aus. Joyn, die Plattform der ProSiebenSat1-Gruppe, bietet in Deutschland ein umfangreiches Basisangebot, das auch Partnersender wie TLC mit berücksichtigt. Über Joyn Plus erhält man für ein monatliches Entgelt den Zugang zu zahlreichen weiteren attraktiven Streaming-Angeboten. Joyn Plus steht nur Kunden mit deutschem Wohnsitz zur Verfügung. Die Österreich-Variante von Joyn ist generell kostenfrei und beinhaltet auch zum Teil abgespeckte Mediatheken anderer Sender des Landes.
Die RTL-Sendergruppe betreibt mit RTL+ eine eigene Mediatheken-Plattform mit Inhalten der eigenen Sender. Der uneingeschränkte Zugang wird über ein kostenpflichtiges Abo gewährt. Dafür werden zusätzlich auch Podcasts, Hörbücher und Musik geboten.
Jedenfalls zeigen uns die Privaten, dass man ihre bereits ausgestrahlten Inhalte zum Teil über Mediatheken nur „nach Einwurf kleiner Münzen“ sehen kann. Was am Ende die Wahlfreiheit im Vergleich zu eigenen Aufnahmen doch etwas einschränkt.

Geoblocking
Die Mediatheken von ARD und ZDF erfreuen sich unter anderem auch in Österreich und Südtirol großer Beliebtheit. Alleine schon deshalb, weil sie umfangreicher ausgestattet sind, als die Mediatheken der heimischen Sender. Allerdings ist der Zugang zu vielen Inhalten eingeschränkt. Das trifft vor allem auf Spielfilme und Dokumentationen zu. Auch bei zugekauften TV-Serien bleibt der Bildschirm oft genug schwarz. Da hat die Nutzung der Mediatheken ein wenig den Charme eines Glücksspiels. Für die Nachbarländer bedeutet das am Ende aber auch, dass deutsche Mediatheken eine nicht allzu große Alternative zu eigenen Aufnahmen darstellen.
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