
Für Digital-TV-Fans ist die Marke Dreambox gut bekannt. Seit Anfang dieses Jahrtausends hat sie fortschrittliche Digitalboxen für den Empfang von Kabel-, Satelliten- und terrestrischen Sendern entwickelt. Die Linux-Receiver mit ihrer großen Entwicklergemeinschaft wurden populär. Im Streaming-Zeitalter setzt die Marke nun auf die Dreambox Play UltraHD.
Von der ursprünglichen Dreambox und ihren Entwicklern ist mittlerweile nur noch wenig erhalten. Im vergangenen Jahr wurden in Lünen, Nordrhein-Westfalen, die letzten Überreste dieser Marke aufgelöst. Jedoch ist sie nicht vollständig vom Markt verschwunden, da die Unternehmen HMsat und SATCO Europe die bekannten Boxen weiterhin mit Unterstützung der Community anbieten.
Mit der Einführung der Dreambox Play UltraHD hat die Marke nun auch den Schritt ins Streaming-Zeitalter gemacht. Die Box arbeitet auf dem Dreambox-OS 1.3, einer abgewandelten Version von Android 11, die kontinuierlich weiterentwickelt wird. Dieser Prozess wird durch Kopierschutz-Mechanismen der Streaming-Anbieter erschwert. Es kann bereits gesagt werden, dass noch nicht alle Funktionen der Dreambox Play Ultra HD optimal funktionieren, jedoch wird der erste Test zeigen, wohin die Entwicklung geht.
Die Anschlüsse

Dream Play ist in den Farben Schwarz und Weiß erhältlich. Somit kann der Nutzer perfekt auf sein Wohnzimmer-Ambiente eingehen, falls die Box offen dastehen bleiben soll. Das Gehäuse ähnelt auf den ersten Blick der Dreambox One, ist jedoch deutlich kleiner. Man könnte zuerst meinen, dass eine solche Dreambox One zu heiß gewaschen wurde. Da beim Streaming-Modell aber auf Tuner und unnötige Schnittstellen verzichtet wird, kann das Gerät mit dem geringen Platzbedarf auskommen.
Auch beim Signalgeber gibt es viele Gemeinsamkeiten. Die Dreambox Play UltraHD wird mit einer vollwertigen Fernbedienung mit Zifferntasten geliefert, die per Bluetooth verbunden wird. Bemerkenswert ist, dass auch eine Record- sowie eine Teletext-Taste vorhanden sind, was bei Streaming-Geräten eher selten vorkommt. Etwas schade ist nur, dass die Fernbedienung ausschließlich in Schwarz geliefert wird und somit beim weißen Modell auch nur der schwarze Signalgeber beiliegt.
Hardware-Ausstattung

Als Videoausgang dient ein HDMI-Anschluss. Zudem sind ein digitaler Tonausgang im SPDIF-Format, ein Ethernet-Anschluss und eine Service-Schnittstelle an der Rückseite vorhanden. An der Dream Play UHD befinden sich außerdem zwei USB-Anschlüsse im Standard 2.0 sowie ein SD-Kartenleser an der Front. Das Gerät benötigt eine Speisespannung von 5 Volt, ein entsprechendes USB-Kabel ist im Lieferumfang enthalten, sodass die Box direkt vom Fernseher versorgt werden kann.
Trotz der geringen Stromaufnahme wurde ein Netzschalter integriert. Positiv hervorzuheben sind die zwei Halterungsmöglichkeiten an der Unterseite der Box, welche eine Befestigung an einer VESA-Halterung des Fernsehers ermöglichen. Zu den weiteren Hardware-Eigenschaften zählen ein Amlogic Quad-Core-Prozessor, 16 Gigabyte Flash-Speicher, Wi-Fi 2,4 und 5 GHz sowie Bluetooth 5.1.
Erstinbetriebnahme
Bevor das Gerät verwendet werden kann, müssen die Bluetooth-Fernbedienung und die Dreambox Play UltraHD gekoppelt werden. Dies ist der erste Schritt im Installationsmenü. Auf der Fernbedienung muss der Benutzer dazu die Tasten „Zurück“ und „Home“ gleichzeitig drücken. Verläuft alles korrekt, kann das Streaming-Gerät anschließend vollständig bedient werden. Nach Auswahl der Menüsprache erfolgt die Geräte-Einrichtung. Diese kann entweder manuell am Fernseher oder komfortabel mit dem Smartphone erfolgen. Nach nur wenigen Klicks am Smartphone werden die wichtigsten Einstellungen übernommen und die Box ist auch per WLAN im Netz verfügbar.

Auch ausgewählte Apps lassen sich bei der Erstinstallation direkt mitinstallieren. Abschließend müssen noch einige Datenschutzabfragen bestätigt werden und dann ist die Box betriebsbereit. Es empfiehlt sich jedoch, zuerst alle zu nutzenden Apps über den Playstore hinzuzufügen, um im späteren Alltagsbetrieb nicht durch Installationsarbeiten unterbrochen zu werden.
Das integrierte Android 11 bietet viele deutschsprachige und internationale Streaming- und OTT-Dienste zur Auswahl und installiert diese ordnungsgemäß. Überraschenderweise kann Netflix aktuell nicht auf dem Gerät installiert werden, wiedererwartend die neuen Streaming-Angebote HD+ IP und O2TV schon. Doch auch auf Netflix muss nicht verzichtet werden. Neben Google Playstore steht mit Aptoide TV ein alternativer Appstore bereit, aus dem heraus auch Netflix auf dem Gerät installierbar ist.
Im Betrieb
Ist alles eingerichtet und sind die gewünschten Apps installiert, steht dem TV-Vergnügen nichts mehr im Weg. Die Android-Startseite ist sehr übersichtlich und kann individuell an die Sehbedürfnisse angepasst werden. Anbieter, für die kein Abonnement besteht, können leicht aus der Startseite entfernt werden. Neue Apps lassen sich über das Plus-Symbol hinzufügen, was die Bedienung vereinfacht. Die Startseite ist zugleich der zentrale Bedienpunkt. Über die mit einem Haus gekennzeichnete „Home-Taste“ gelangt der Nutzer jederzeit zurück auf diese.

Im nächsten Praxistest überprüfen wir die Benutzerfreundlichkeit. Zunächst starteten wir YouTube und konnten dort alle Inhalte problemlos wiedergeben. Bei Verbindung der Box mit einem UHD-Fernseher wird bei den entsprechenden Videos auch die höchste Auflösungsstufe angeboten. Gleiches gilt für Prime Video. Eine erste unerfreuliche Überraschung erlebten wir bei Disney+. Hier scheitert der Login in die Plattform. Zwar wäre theoretisch der Komfort-Login per Smartphone nutzbar, dies wird jedoch nicht zu Ende geführt. Beim manuellen Login stürzt die Disney+-App ab. Auch bei Wow sind Schwierigkeiten festzustellen: Während der Login noch funktioniert und die vorgeschaltete Werbung problemlos dargestellt wird, kann der eigentliche Inhalt nicht wiedergegeben werden.
Die Entwickler, die derzeit versuchen, den vielfältigen Spagat zwischen offiziellem Streaming und erweiterten individuellen Möglichkeiten an der Dreambox Play UltraHD zu meistern, müssen weitere Anstrengungen unternehmen. Dies gilt auch für OTT-Angebote. Waipu.tv, Zattoo, MagentaTV sowie Joyn funktionieren jedoch einwandfrei. Probleme bereiten O2 TV, wo ausschließlich FAST-Channels verfügbar sind, sowie die öffentlich-rechtlichen Angebote und HD+ IP. Letzteres hat uns bereits bei der Installation erstaunt, da die App aktuell nur auf dem eigenen HD+ Stick verfügbar ist. Die erkannten Probleme lassen darauf schließen, dass es derzeit bei der Dream Play noch Schwierigkeiten mit dem Kopierschutz gibt. Es bleibt zu hoffen, dass diese mit zukünftigen Updates behoben werden.
Einrichtung der Dreambox-App

Über die spezielle App kann die Box mit heimischen Empfangsgeräten kommunizieren oder alternative Streaming-Server wie Xtream, Stalker, M3U-Kisten und andere verwenden. Dies ist ein großer Vorteil von Dream Play UHD und richtet sich an eine Zielgruppe, die genau diese Anwendungen wünscht. Die Einrichtung der App könnte kaum komfortabler sein, denn über ein Webinterface lassen sich Streaming-Adressen einfach eingeben und M3U-Dateien ebenso leicht hochladen. Anschließend kann beispielsweise der Tuner von im Haushalt befindlichen Enigma2-Boxen für Live-Fernsehen genutzt werden; auch Filmbibliotheken lassen sich auf diese Weise gut wiedergeben. Das Erscheinungsbild der App kann individuell angepasst werden. Im Test überzeugt uns diese Funktions-App der Dreambox Play UltraHD durch ihre Einzigartigkeit.
Sprachsteuerung
zusätzlich zur Tastensteuerung kann auch die Sprachsteuerung mittels der Fernbedienung erfolgen. Sobald man die entsprechende Taste drückt, lässt sich über die Fernbedienung ein Sprachbefehl absetzen – analog zu „OK Google“ auf dem Smartphone. Man kann Informationen abfragen wie Wetterdaten, aber auch smarte Geräte im Haushalt steuern. Manche Befehle funktionierten einwandfrei, sodass wir beispielsweise mit „Spiele Ava Max von YouTube“ problemlos zur gewünschten Sängerin gelangten. Allerdings unterstützen leider noch nicht alle Apps auch die Sprachsteuerung. Wird bei waipu.tv beispielsweise der Befehl ausgeführt „schalte zu ARD“ wechselt der SRT 423 zum ARD-Senderplatz in der TV-App (DVB-T2). Dies liegt aber nicht am Hersteller Strong, sondern an den App-Betreibern und Google.
Beste Bildqualität

Die kompakte Dreambox Play UltraHD richtet die Bildausgabe komplett eigenständig ein und orientiert sich dabei an der bestmöglichen Anzeigeleistung des TV-Gerätes, an dem die Box angeschlossen wurde. Im Test werden alle Sequenzen, darunter auch Testsequenzen in ultrahochauflösender Qualität, ganz so, wie es sein sollte, wiedergegeben. Auch 4K-Inhalte stellt das Gerät in optimaler Qualität dar, egal aus welcher Quelle sie stanmmen. Dabei ist natürlich wichtig, dass die App des Anbieters das unterstützt. Auch YouTube 4K kann natürlich genutzt werden. Leider sind 4K-Live-TV-Inhalte mangels deren Verfügbarkeit bei Zattoo und Waipu.tv aktuell nicht testbar.
Fazit
Die Dreambox Play UltraHD befindet sich noch in der Entwicklung. Viele Funktionen laufen bereits reibungslos; zahlreiche Streamingdienste und OTT-Angebote sind nutzbar, bei anderen muss allerdings noch Fein-Tuning vorgenommen werden. Wer eine zuverlässige Streamingbox für das Wohnzimmer sucht, sollte noch etwas Geduld haben, bis auch Disney+ und ähnliche Dienste auf der Box verfügbar sind.
Für Enthusiasten, die Spaß am Experimentieren haben, alternative Streaming-Quellen nutzen möchten und eventuell Mitschnitte von Live-TV wünschen, bietet die Dreambox Play UHD eine interessante Neuheit. Unser Testergebnis ist vorläufig, da wir das Gerät regelmäßig überprüfen und über Fortschritte berichten werden. Es besteht die Möglichkeit, dass es gelingt, an die Erfolge früherer Dreambox-Zeiten anzuknüpfen und eine Hardware zu schaffen, die mehr kann als die bisherigen Marktangebote bei Streaming-Geräten zu leisten vermögen. Die Community ist dabei mitentscheidend.
Text: Ricardo Petzold / Redaktion: Felix Ritter
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