Immer mehr Streaming-Anbieter drängen auf den Markt. Wie gehen die klassischen TV-Sender damit um? Die ARD setzt jetzt auf ihre Mediathek und plant Veränderungen.
Inmitten des digitalen Medienwandels mit immer mehr Streaming-Plattformen will auch die ARD verstärkt exklusive Angebote über ihre Mediathek im Internet anbieten. Sie soll sich zu einem eigenständigen Streaming-Angebot hin entwickeln, wie der Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens, Volker Herres, gemeinsam mit dem ARD-Vorsitzenden, Ulrich Wilhelm, am Mittwoch in München ankündigte. Um das Angebot der Mediathek insgesamt zu verstärken, werde es künftig eine integrierte Programmplanung in der ARD-Programmdirektion nicht nur für das Erste, sondern künftig auch für die Mediathek geben.
Die Bedeutung des linearen Fernsehens – damit ist das fortlaufende Programm in den TV-Sendern gemeint – ist nach wie vor groß. Aber es verringert sich zugleich auch durch Angebote abseits des klassischen Fernsehens. Die Zahl der Streaming-Anbieter steigt und sie ziehen wie zum Beispiel der große Player Netflix Abonnenten an. Private und öffentlich-rechtliche TV-Sender bieten ihrerseits abseits des klassischen Fernsehens Mediatheken an. Erst am Dienstag wurde etwa bekannt, dass die Plattform Joyn der TV-Anbieter ProSiebenSat.1 und Discovery darüber hinaus nun einen kostenpflichtigen Ableger mit eigenproduzierten Serien und mehr Sendern an den Start gebracht hat.
Das Erste wiederum hat mit stetigen Quotensiegen im TV-Abendprogramm Rückenwind für Nutzer der ARD-Mediathek. Herres zufolge erreicht der Sender Das Erste im Schnitt am Tag rund 25 Millionen Menschen. Man könne diese lineare Kraft für die Mediathek nutzen.
Herres sagte dazu, dass die Planung jetzt zusammengezogen wird: „Ich empfinde das als ganz großen Schritt und als große Zäsur auch.“ In einem föderalen komplexen Verbund wie der ARD-Landesrundfunkanstalten sei das kein ganz einfacher Schritt gewesen. Dieser sei aber „dringend fällig“ gewesen. „Wir erleben eine Umbruchsituation in der digitalen Welt, die die Medienangebote und die Mediennutzung komplett verändern.“ Man müsse künftig Inhalte crossmedial über alle Ausspielwege hinweg denken. Dann könne man auf Marktentwicklungen auch reagieren.
Eine Mediathek sei nicht mehr so etwas wie ein „Videorekorder“, bei dem man die verpasste Sendung noch einmal nachschauen könne, betonte Herres. „Es muss zunehmend ein Streaming-Angebot werden, ein eigenständiges.“ Dazu brauche es mehr Inhalte als jetzt und andere. „Wir werden auch exklusiv für die Mediathek dann produzieren“, sagte der Programmdirektor. Er sprach von Serien-Formaten. Für die neue Struktur wird laut Wilhelm, der auch Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR) ist, der Programmgeschäftsführer des jungen Content-Netzwerks Funk von ARD und ZDF, Florian Hager, zum 1. Januar 2020 an Bord geholt – als stellvertretender Programmdirektor in der Programmdirektion. Bisher liegt die Verantwortung für die Mediathek Herres zufolge bei ARD online in Mainz.
Bereits am Montag und Dienstag hatten sich die ARD-Intendanten in München zu einer Sitzung getroffen, es war die abschließende Sitzung in der zweijährigen Vorsitzzeit des BR. Ab 2020 hat der Westdeutsche Rundfunk den Vorsitz inne. Eine weitere Entscheidung auf der Sitzung war: Ab Dezember will sich die ARD zudem mit einem neuen Logo präsentieren.
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- ARD_Mediathek_APP: © SWR/Dennis Weissmantel