Diesen Montag haben ARD und ZDF die Bombe platzen lassen: Die Intendanten Thomas Bellut (ZDF) und Tom Buhrow (ARD) verkündeten heute, dass sie ihre Mediatheken zu einem Streamingnetzwerk fusionieren.
Künftig finden Nutzer auf beiden Mediatheken die Inhalte beider Sendeanstalten. Die Eigenständigkeit beider Plattformen sollen rechtlich und technisch gewahrt bleiben. Laut ARD-Intendant Tom Buhrow stehen bei der Maßnahme „die Konsumenten im Vordergrund“. Für die ändere sich nämlich eigentlich nichts, so Thomas Bellut.
Man könne bei den alten Gewohnheiten bleiben, bekommt aber ein um ein Vielfaches erweitertes Angebot. Ein dritten Überbau der Mediatheken oder ein gemeinsames Logo wird es nicht geben, wie Buhrow auf Nachfrage der dpa bestätigte. Im Kern der Fusion steht auch die Zusammenlegung der Nutzerkonten. Eine Nutzung ohne Konto bei ARD oder ZDF sei aber auch weiterhin gewährleistet.
Auf die DIGITAL FERNSEHEN-Nachfrage zur technischen Umsetzung, ergänzte Benjamin Fischer, Leiter ARD-Online, die Daten der Mediatheken müssten rechtlich und technisch fusioniert werden. Eine gemeinsam gebaute Plattform sei auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht geplant. Eine weitere Nachfrage von DF, zielte in Richtung der Finanzierung. Hier konstatierte Eckart Gaddum, Leiter der Hauptredaktion Neue Medien im ZDF, dass diese bezüglich der Inhalte getrennt bleibe. Kosten können aber beim Zusammenlegen technischer Strukturen eingespart werden – Stichwort Daten.
Streamingnetzwerk der Mediatheken schließt Bezahlschranken aus.
Die „fusionierten“ Mediatheken bieten künftig die Inhalte des jeweils Anderen prominent auf der Startseite – aber auch auf Unterseiten – mit an. Hierzu passt man die Designs beider Plattformen an. Der Prozess könne sich jedoch bis zu zwei Jahre hinziehen, so Bellut. Einen konkreten Launchtermin vermeidet man. Vielmehr vollzieht sich die jeweilige Integration schrittweise. Das Streamingnetzwerk soll ohne Bezahlschranken oder ähnliche Modelle auskommen. Es ist offen für öffentlich-rechtliche Partner, wie zum Beispiel Phoenix und 3sat. Als Positiv-Beispiel nannte Bellut die bereits vollzogene Integration der Arte-Mediathek (DF berichtete). Diese führte nach eigenen Angaben zu einem signifikanten Anstieg der Abrufzahlen. Die Private Konkurrenz wurde im Gegensatz zu internationalen, öffentlich-rechtlichen Partnern nicht erwähnt. Hier wäre es laut Eckart Gaddum möglich, die Kooperation im Rahmen der European Collection weiter auszubauen. Dies sei jedoch noch „Zukunftsmusik“.
SWR-Intendant Kai Gniffke betonte, dass die Mediatheken von ARD und ZDF gegenüber den linearen Sendern in Zukunft mindestens gleichberechtigte Institutionen seien. Thomas Bellut beschloss die Veranstaltung mit einem Plädoyer gegen eine komplette Fusion. Die Konkurrenz untereinander sei ein zu belebendes Element, als dass man darauf verzichten könnte, pflichtete Gniffke bei.
Bildquelle:
- ARD und ZDF: Die Zukunft der Mediatheken: SWR
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