
Macht Mehrsatellitenempfang mit 60 cm Durchmesser Sinn? Dieser Frage sind wir nachgegangen und haben dabei auch gleich zwei unterschiedliche Multifeedschienen auf Herz und Nieren geprüft.
Per Multifeedempfang lassen sich mit nur einer Antenne zusätzliche Satelliten anpeilen. Zwei bis vier Positionen lassen sich so mit einer herkömmlichen Schüssel leicht hereinholen. Attraktiv ist der Mehrsatellitenempfang aber auch, weil er sich an einer bestehenden Anlage ohne weiteres nachrüsten lässt und zudem nur kleines Geld kostet. Zumindest, wenn nur ein Teilnehmer Zugang zum erweiterten Programmangebot haben soll. Für eine einfache Multifeedschiene, drei zusätzliche Single-LNBs und einem DiSEqC-Relais für vier Satelliten, ist man ab etwa 35 Euro mit dabei.
Nur für 80 bis 90 cm?
Üblicherweise kommen für Multifeedempfang Antennen von 80 bis 90 cm Durchmesser zum Einsatz. Für sie werden letztlich auch Multifeedschienen aller Art angeboten. Was insbesondere für gebogene Schienen zutrifft. Ihr Kreisbogen soll helfen, dass auch seitlich montierte LNBs besser ihren reflektierten Brennpunkt erreichen.
Multifeedempfang funktioniert nach dem Reflexionsgesetz. Es besagt, dass der Einfalls- und Ausfallswinkel gleich groß ist. Leuchtet man etwa mit einer Taschenlampe von der linken Seite in einen Spiegel, tritt der reflektierte Lichtstrahl mit demselben Winkel an der rechten Seite aus.
Blicken wir in den Himmel, befindet sich zum Beispiel Hotbird auf 13 Grad etwas weiter westlich, also rechts, von Astra auf 19,2 Grad Ost. Nachdem die Signale des Hotbird von rechts kommend schräg auf den Reflektor auftreffen, werden sie zur linken Seite des Astra-LNBs reflektiert. Womit der Hotbird-LNB links des Astra-LNBs, also gen Osten, zu montieren ist.
Schielende Satelliten werden immer schwächer empfangen, als mit direkt auf sie ausgerichtetem Spiegel. Im Vergleich zu einer direkt ausgerichteten Antenne verliert man beim schielenden Empfang umso mehr an Signalstärke, von je weiter seitlich ein Satellit auf den Reflektor strahlt. Um dennoch beim schielenden Empfang ausreichend Schlechtwetterreserven zu haben, werden für Multifeedanlagen durchweg an die 90 cm Durchmesser empfohlen.
Grundsätzlich lässt sich das Multifeed.Prinzip auf jede Antennengröße anwenden. Grund genug für uns zu ermitteln, wie gut sich Mehrsatellitenempfang mit nur 60 cm Durchmesser realisieren lässt.

Multifeedschiene
Für unsere Versuche haben wir auf zwei Typen von Multifeedschienen zurückgegriffen. Die einfachere hört auf den Namen PremiumX 3-fach-Multifeedhalter, ist aus Hartplastik gefertigt und kostet 6,20 Euro. Luxus darf man von ihr nicht erwarten. Sie besteht aus sechs Halbschalen in denen die LNBs einzubauen sind und zwei Kunststoffschienen. Alle Teile sind Schrauben und Muttern zusammenzuschrauben und zu fixieren. Was einiges an Fingerakrobatik erfordern kann.
Ungleich praktischer ist die ebenfalls aus Kunststoff gefertigte gebogene 3-fach-Multifeedhalterung SKT BN97-40, die für 23,15 Euro zu haben ist. Für sie sprechen die kompaktere Bauweise und das einfache Handling. Alle benötigten Schrauben sind bequem von oben und unten zugänglich und man muss nicht mit Muttern jonglieren. Zudem besitzt diese Schiene längere Schlitze, die einen größeren Spielraum beim Anpeilen zusätzlicher Satelliten erlauben.

Vorbereitungen
Nachdem wir unsere 60er-Schüssel inklusive LNB bestmöglich auf 19,2 Grad Ost ausgerichtet haben, kommt zunächst der preiswertere gerade PremiumX 3-fach-Multifeedhalter zum Einsatz. Idealerweise sollte diese inklusive der schielenden LNBs bereits vor der Montage an der Antenne zusammengebaut werden. Wobei die Schrauben nur soweit festgezogen werden dürfen, sodass sich später noch die erforderlichen Einstellungen vornehmen lassen. Die große Herausforderung beim hantieren mit dieser Halterung ist das feste zusammenschrauben der einzelnen Teile, da die Muttern an der Konstruktion kaum Halt finden. Also muss man versuchen, sie mit einem Schraubenschlüssel oder eine Zange zu fixieren, um die Schrauben soweit anziehen zu können, dass die vorgenommenen Einstellungen nicht gleich wieder verstellt werden. Was anhand der äußerst engen Platzverhältnisse eine absolute Herausforderung ist.
Hotbird, die 1.
Unser erstes Ziel ist Hotbird auf 13 Grad Ost. Aufgrund des geringeren Durchmessers kommen sich die beiden LNBs für 19,2 und 13 Grad Ost so nahe, als es die Halterungen erlauben. Was uns zeigt, dass ein Satellitenabstand von sechs Grad das absolute Minimum ist, der sich mit 60 cm gerade noch realisieren lässt. Das einstellen des Hotbird-LNBs ist Dank PC-Sat-Empfangssoftware zwar keine große Herausforderung, das anschließende fixieren des LNBs dafür umso mehr.
Der Sendersuchlauf bringt es auf 13 Grad Ost nur auf 59 Transponder. Zum Vergleich: Mit einer 90er-Schüssel werden alle 86 Transponder eingelesen. Wir vermuten, dass an den schlechten Resultaten das umständliche fixieren des verwendeten Low-Cost-Halters zumindest eine Teilschuld trägt.

Hotbird, die 2.
In der zweiten Versuchsreihe kam die ungleich komfortablere gebogene 3-fach-Multifeedhalterung SKT BN97-40 zum Einsatz. Bei ihr sind die Schrauben leicht von oben und unten zugänglich und lassen sich problemlos an der Stelle fixieren, wo man wirklich möchte. Die damit verbundenen genaueren Einstellarbeiten schlagen sich auch in den Empfangsresultaten nieder. Obwohl wir nur zwischen rund 0,2 und 0,7 dB an Signalstärke dazu gewonnen haben, genügt das, um immerhin 78 Transponder auf Hotbird eingelesen zu bekommen. Was insofern überrascht, weil sich der Zugewinn an Signalstärke bei den einzelnen Transpondern nur bei rund 0,2 bis 0,7 dB bewegt.

9 Grad Ost
Der SKT BN97-40 bietet längere Schlitze als der PremiumX zum Justieren der seitlichen LNBs. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir mit der auf 19,2 Grad Ost anstatt Hotbird auch die Eutelsat-Position 9 Grad Ost anpeilen können. Hier werden immerhin noch 13 Transponder per Scan eingelesen. Wenigstens neun erreichen Signalstärken zwischen rund 5,5 und 9 dB, die für weitgehend ungestörten Empfang genügen sollten. Dennoch zeigt uns dieses Beispiel, dass hier das Ende der Fahnenstange in Sachen Multifeed mit 60 cm Durchmesser erreicht ist. Angesichts dessen, dass nur noch ein Bruchteil der auf dieser Position ausgestrahlten Transponder empfangen werden kann, muss man sich hier die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellen.

28,2 Grad Ost
Auch die britische Astra-Position auf 28,2 Grad Ost haben wir mit beiden Multifeedhaltern angepeilt. Dabei wiederholten sich die Schwierigkeiten bei der Ausrichtung und Fixierung des LNBs mit der Billighalterung. Mit beiden Schienen wurden 27 Transponder gefunden. Das klingt nach wenig. Da sich der Testort jedoch außerhalb des UK-Beam befindet, ist vor Ort ohnehin kein Empfang von BBC, ITV und weiteren freien Sendern möglich.
Bei den Signalstärken liegt die teurere gebogene Schiene um rund 0,2 bis 0,8 dB vorn. Die meisten Transponder kommen mit beiden Halterungen zwischen rund 9 und 11,5 dB, was jedenfalls ausreichend für einwandfreien Empfang ist.

Fazit
Auch mit 60 cm Durchmesser lässt sich eine gut funktionierende Multifeedanlage realisieren. Wobei die Grenze des Sinnvollen mit drei nicht zu sehr voneinander entfernten Satelliten erreicht ist. Die Kombination 19,2, 28,2 und 13 Grad Ost sorgt für maximale Vielfalt. Zusätzlich weiter entfernte Satelliten mit einer doch relativ kleinen 60er-Schüssel anzupeilen macht wenig Sinn, da hier kaum mehr die für ungestörten Empfang erforderlichen Signalstärken erreicht werden.
Wie gut eine Multifeed-Anlage funktioniert, hängt am Ende auch von der verwendeten Montageschiene ab und wie gut sich diese einstellen lässt.
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