
Eine Multifeed-Antenne mit einer kleinen 40-cm-Schüssel aufbauen, geht das überhaupt? Dieser Frage sind wir in einer Testreihe nachgegangen und haben dabei einige Überraschungen erlebt.
Multifeedschiene
Für unsere Versuche haben wir auf zwei Typen von Multifeedschienen zurückgegriffen, wobei neben einer geraden Low-Cost-Variante, eine komfortablere gebogene, zum Einsatz kam. Nachdem der Biegeradius gebogener Schienen üblicherweise für Schüsseldurchmesser von etwa 85 bis 90 cm ausgelegt ist, stellte sich für uns die Frage, ob sie an einer 40-cm-Antenne überhaupt gute Dienste leisten kann.
Gewichtsfrage
40-cm-Antennen sind für den Einsatellitenempfang, vornehmlich im Campingeinsatz, gedacht. Dem entsprechend leicht und filigran sind sie aufgebaut. Leichte Handhabung steht im Vordergrund, nicht aber der Dauereinsatz. Dem entsprechend sind Einstell- und Befestigungsschrauben nicht allzu stabil ausgeführt und erlauben auch nicht, sie so richtig fest zuzuschrauben, sodass sich garantiert nichts mehr verstellen kann.
Nachdem wir unsere 3-Satelliten-Multifeedschiene mit LNBs bestückt hatten, brachte diese Empfangseinheit etwa ein halbes Kilogramm auf die Waage. Schon richtig schwer für so eine Minischüssel. Gleichzeitig kamen uns Zweifel, ob sich die LNBs überhaupt an der kleinen Antenne befestigen lassen.
Am Ende klappte es doch. Allerdings war es eine gewisse Herausforderung, die Elevationsschrauben an der Schüssel fest genug anzuziehen, sodass die doch sehr kopflastige Minischüssel nicht doch einfach nach unten kippt.
Abstandsfrage
Mit abnehmendem Durchmesser einer Sat-Schüssel müssen die für den Empfang benachbarter Satelliten benötigten LNBs in geringerem Abstand zueinander montiert werden. Unter Berücksichtigung der Breite eines LNBs und der Montageschelle, ergibt sich so ein Mindestabstand, der je nach Schüsselgröße nicht unterschritten werden kann. Bei 80 bis 90 cm Durchmesser liegt dieser bei etwa sechs Grad. Womit sich Astra auf 19,2 Grad Ost und Hotbird auf 13 Grad Ost bequem mit einer Schüssel empfangen lassen. Astra und der auf 16 Grad Ost positionierte Eutelsat 16A sind indes nicht möglich.
Den Mindestabstand bei nur 40 cm Durchmesser wussten auch wir vor unseren Versuchen nicht. Aber wir lassen uns ja gerne überraschen.
Was geht?
Nachdem die Antenne mit dem zentralen LNB auf bestmöglichen Empfang auf Astra 19,2 Grad Ost ausgerichtet wurde, ließ sich die Multifeedschiene nur noch hinter der LNB-Schelle der Antenne montieren. Womit die schielenden LNBs offensichtlich etwas zu weit hinten zu liegen kamen. Wie sich im Laufe der Testreihe zeigte, muss das aber nicht einmal von Nachteil sein.
Zunächst widmeten wir uns dem LNB für den nächstöstlichen Satelliten. Wir rechneten, damit die Position 23,5 Grad Ost mit Astra 3B zu bekommen. Um sich ihr am besten zu nähern, wurde der Ost-LNB vom äußeren Rand der Multifeedschiene allmählich näher zum 19,2-Grad-Ost-LNB geschoben. Währenddessen beobachteten wir das Spektrum des oberen Ku-Bands mit der Software EBS Pro am PC. Zunächst war gar nichts zu erkennen. Dabei hofften wir, im Bereich des äußeren Randes der Multifeedschiene zumindest Reste der britischen Astra-Position auf 28,2 Grad Ost auszumachen. Doch nichts. Erst unmittelbar bevor wir am mittleren, an der Antenne befestigten LNB angestoßen waren, tauchten schwache Transponder-Höcker auf.
Zum maximieren des Signals wurden der Skew und die Einbautiefe zum Brennpunkt hin optimiert. Weiter war die Multifeedschiene um einiges zu neigen, sodass der Ost-LNB um rund zwei Zentimeter angehoben wurde.
28,2 Grad Ost
Der Blick auf das nun klar und deutlich gezeichnete Spektrum des gesamten Ku-Bands verriet uns, dass wir hier keinesfalls die 23,5 Grad Ost empfangen, sondern die britische Astra-Position. Ein erster Scan las elf Transponder ein. Auf mehreren Frequenzen erreichten wir bis über 8 dB über Grundrauschen. Einwandfreier Empfang auf den eingelesenen Transpondern war somit weitgehend gewährleistet. Für den brauchte es mitunter nur an die 3,5 dB. Wie etwa auf der 11,265 GHz vertikal, wo wir nicht einmal vereinzelte Klötzchen wahrnahmen. Nachdem am Testtag Wolken den Himmel weitgehend bedeckten, ist bei Schönwetter sogar mit etwas besseren Signalwerten zu rechnen.
Gegen Ende der Testreihe wurde die LNB-Schiene vor der LNB-Schelle der Schüssel montiert. Dazu musste die Einbautiefe des 19,2-Grad-Ost-LNBs um einige Millimeter verschoben werden, was uns auf der deutschen Astra-Position rund 0,5 dB an Signalstärke kostete. Dafür wurden wir auf 28,2 Grad Ost mit nun 20 eingelesenen Transpondern belohnt. Bei den Signalstärken können wir jedoch keine auffällige Verbesserung wahrnehmen. Vielmehr vermuteten wir, dass die nun zusätzlich eingelesenen Transponder eher der wechselnden Bewölkung zuzuschreiben waren.
Blick nach Westen
Aufgrund unserer Erfahrungen mit 28,2 Grad Ost wussten wir, dass mit 40 cm ein gemeinsamer Empfang von Astra 19,2 Grad Ost und Hotbird auf 13 Grad Ost außer Reichweite liegt. Aber 9 Grad Ost sollte aufgrund des Winkelabstands von sogar 10 Grad leicht machbar sein. Doch mit dem West-LNB kam erstmal gar nichts an. Wobei wir den LNB entlang des Langschlitzes vom äußeren Rand bis zum mittleren LNB verschoben hatten.
Dieses Ergebnis war aufgrund der extremen Schräge der Multifeedschiene zu erwarten. Also wurde diese wieder in weitgehend waagrechte Lage gebracht, während wir den Kurvenverlauf der Spektrumsanzeige im Auge behielten. Doch diese Maßnahme führte noch immer nicht zum Erfolg. Mehr als extrem schwache Restsignale in der Größenordnung um 1 dB ließen sich selbst mit der exakten Ausrichtung des LNBs, Stichworte Skew und Einbautiefe, nicht herauskitzeln. Also griffen wir zu einer drastischen Maßnahme und monierten die Multifeedschiene wieder hinter die LNB-Schelle, so wie wir sie anfangs gehabt hatten.
Optimieren
Obwohl die schielenden LNBs nun scheinbar wieder zu weit hinten saßen, klappte es nun mit dem Empfang ungleich besser. Zudem bekamen wir nun die Bestätigung, dass der nächstmögliche Satellit westlich von Astra 19,2 Grad Ost nicht Eutelsat auf 9 Grad Ost, sondern auf 7 Grad Ost ist. Diese Position kam am besten, wenn der West-LNB bis auf wenige Millimeter an den mittigen Astra-LNB herangerückt wurde. Womit keine Chance bestand, doch noch irgendwie an 9 Grad Ost heranzukommen. Warum in Richtung Westen der Mindestwinkel zum nächstmöglichen Satelliten nicht 9 Grad, so wie im Osten, sondern jedenfalls bei 11 Grad liegt, bleibt uns ein Rätsel.
Immerhin 16 Transponder wurden mit der Scanfunktion von EBS Pro auf 7 Grad Ost eingelesen. Wobei Signalstärken ab 0,5 dB über Grundrauschen verrieten, dass davon längst nicht alle funktionieren würden. Grenzwertig blieb der Empfang allemal, zumal selbst die stärksten Transponder kaum über 6 dB erreichten. Ärgerlich war zudem, dass vor allem die verschlüsselten Transponder gut hereinkamen, die mit freien Sendern jedoch kaum. Zumindest das auf 10,804 GHz vertikal ausgestrahlte Paket an staatlichen türkischen TV-Programmen könnte einen Anreiz darstellen, 7 Grad Ost auf diese Weise empfangen zu wollen. Ansonsten hält sich der Nutzen dieser Position in Grenzen.
Gerade Multifeedschiene
Zum Einsatz kam ein PremiumX 3-fach-Multifeedhalter, einem aus sechs Halbschalen für die LNBs, zwei Kunststoffschienen und eine Menge Schrauben und Muttern, mit denen alles zusammenzuschrauben und zu fixieren ist. Mit einer Gesamthöhe von 11 cm ist sie um einiges höher als die gebogene, die es nur auf 6,5 cm bringt. Entscheidend ist aber die Höhe der Halterung unterhalb der LNB-Unterkante. Diese beträgt beim gebogenen Multifeedhalter rund 8 mm, während die gerade Schiene 3,5 cm erfordert. Zu viel für eine Minischüssel, da bei ihr der benötigte Platz zwischen LNB und LNB-Arm kaum gegeben ist. So ließ sich die Halterung zwar montieren, aber kaum neigen. Womit es uns auch nicht möglich war, die LNBs in die erforderliche Lage zu bringen. Dem entsprechend mager präsentierten sich auch die Empfangserfolge mit dem PremiumX 3-fach-Multifeedhalter. Von 28,2 Grad Ost konnten wir gar kein Signal ausmachen, auf 7 Grad Ost haben wir es mit verbiegen der relativ flexiblen Halterung auf bis zu vier 4 dB gebracht. Wobei wir die Schiene so nicht hätten fixieren können. Also lag das „echte“ Maximum bei nur 2,6 dB. An Empfang war da nicht zu denken.
Fazit
Laut unseren Erfahrungen lassen sich mit einer 40-cm-Antenne kaum drei oder gar mehr Satelliten anpeilen. Die Probleme liegen einerseits in der Schienenneigung, die zwischen östlichen und südlichen Satelliten doch stark variiert. Auch der Mindestabstand von jedenfalls 9 Grad zwischen zwei empfangbaren Satelliten schränkt die Möglichkeiten stark ein. Zuletzt gilt es das im Vergleich zur Schüssel sehr hohe Gewicht der zu einem Multifeed-System zusammengebauten LNBs zu berücksichtigen. Hier bewegten wir uns mit drei LNBs jedenfalls an der Grenze des für die Miniantenne mechanisch gerade noch vertretbaren.
Im Gegensatz dazu sind Doppelfeedlösungen besser realisierbar, als wir uns gedacht hätten. Insbesondere der gemeinsame Empfang der deutschen und britischen Astra-Position macht Spaß. Auch, weil auf beiden vergleichbare Signalstärken erreicht werden und so zuverlässiger Empfang gewährleistet ist.
Zuletzt möchten wir aber anmerken, dass mit einer 40er-Schüssel generell keine hohen Signalstärken erreichbar sind. Womit es auch an Schlechtwetterreserven mangelt. Sofern man die Chance hat, eine größere Antenne zu montieren, sollte man das auch machen.
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