Wie jetzt bekannt wurde, ist der geostationäre Satellit Intelsat 33e in etwa 20 Teile zerbrochen. Was ist passiert?
Intelsat 33e: Ein ungeliebter Satellit
Intelsat 33e gehörte einer neuer Generation von Satelliten an, die am geostationären Orbit eine neue Ära einläuteten. Der Satellit Intelsat 33e wurde von Boeing Systems auf Basis des Satellitenbus BSS-702MP gebaut. Er war der zweite von sechs Intelsat-Satelliten der EpicNG-Baureihe. Unter EpicNG versteht der Betreiber eine Plattform, die für das C-, Ku- und Ka-Band hochflexible Beams einsetzt, die es erlauben, Frequenzen mehrfach zu nutzen.
Damit wollte man den Bedürfnissen von Kunden besonders entgegenkommen. Intelsat 33e ermöglichte unter anderem die Übertragung von Breitband-Diensten, Rundfunk, TV und Überspielungen. Ferner wurde er vermutlich auch von Regierungsorganisationen genutzt. Von welchen, bleibt ein Geheimnis.
Wie groß war Intelsat 33e?
Intelsat 33e wurde am 24. August 2016 mit einer Ariane 5 ECA ins All befördert. Der dreiachsstabilisierte Satellit hatte eine Größe von rund 7,9*3,8*3,2 m. Sein Startgewicht lag bei 6,6 Tonnen. Intelsat 33e hatte eine elektrische Leistung von 13 kW. Der Satellit wurde für eine Einsatzdauer von 15 Jahren konzipiert.
Wie viele Transponder hatte Intelsat 33e?
Zur Ausstattung des Intelsatt 33e gehörten sagenhafte 249 Ku-Band-Transponder. Sie stellten eine Downlink-Bandbreite von 9194 MHz zur Verfügung. Weiter verfügte Intelsat 33e über 20 C-Band-Transponder mit einer Gesamt-Übertragungskapazität von 2670 MHz. Ferner stellte Intelsat 33e im Ka-Band eine Bandbreite von 441 MHz zur Verfügung. Die Gesamt-Datenübertragungskapazität des Intelsat 33e soll bis zu 60 Gbps betragen haben.
Welche Ausleuchtzonen hatte Intelsat 33e?
Bislang waren wir von Satelliten gewohnt, dass sie mit wenigen Footprints große Zielgebiete versorgten. Bei dem auf 60 Grad Ost positionierten Intelsat 33e war alles anders. Zwar versorgte er Europa, Afrika, den mittleren Osten und Asien, allerdings nicht so, wie bei anderen Satelliten.
Anstatt weniger großräumiger Ausleuchtzonen setzte Intelsat 33e auf zahlreiche eng fokusierte Spotbeams. Alleine für Europa besaß er zehn Beams. Für Afrika waren es 25 Stück. Die Arabische Halbinsel und Asien wurden über 30 weitere Spotbeams versorgt. Alleine Deutschland und Österreich wurden von zwei Footprints abgedeckt.
Schwer empfangbar
Der auf 60 Grad Ost positionierte Intelsat 33e war wegen seiner unzähligen kleinen Ausleuchtzonen extrem schwer zu empfangen. Die Schwierigkeiten begannen bereits bei den uns benachbarten Spotbeams. Den Empfang entfernterer Ausleuchtzonen konnte man ziemlich vergessen. Selbst mit sehr großen Antennen.
Was wurde übertragen?
Im C-Band strahlte Intelsat 33e TV-Pakete für Nigeria, Kenia, Uganda und Sambia aus. Über das Ku-Band wurden einzelne Sender für Russland und dem Nahen Osten ausgestrahlt. Mit entsprechendem Aufwand konnten bei uns die beiden russischen SD-Kanäle Nika TV und Telekanal 78 gesehen werden. Der Großteil der Ku-Band-Kapazitäten wurde zur Datenübertragung genutzt.
Was ist auf 60 Grad Ost passiert?
Am 19. Oktober 2024 wurde von Intelsat zunächst eine Dienstunterbrechung des Intelsat 33e bekanntgegeben, von der Kunden in Europa, Afrika und Teilen des asiatisch-pazifischen Raums betroffen sind.
Offensichtlich ist auf dem Satelliten eine Anomalie aufgetreten, die zu einem Verlust der Stromversorgung führte. Damit war auch die Übertragung aller Dienste auf Intelsat 33e ausgefallen.
Laut inoffiziellen Informationen hatte Intelsat 33e möglicherweise seine Erd-/Sonnenausrichtung verloren und sich gedreht. Zu diesem Zeitpunkt wurde bei Intelsat bereits vermutet, dass der Satellit verloren sei. Indes wurde offiziell bestätigt, dass man wegen des Störfalls bereits in engem Kontakt mit dem Hersteller des Intelsat 33e, Boeing, stehe.
Wie erst am 20. Oktober bekannt wurde, hatte die Raumfahrtabteilung der United States Space Force bestätigt, dass Intelsat 33e am 19. Oktober 2024 um ca. 4:30 UTC, also 6:30 Uhr deutscher Zeit, im geostationären Orbit zerbrochen ist. Derzeit beobachtet man rund 20 Trümmerteile des Satelliten. Laut ersten Analysen sollte keine unmittelbare Gefahr für andere (benachbarte) Satelliten bestehen. Ferner wurden Untersuchungen zur Schadensursache aufgenommen.
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