Spektakuläres Manöver: ESA-Kometensonde holt Schwung beim Mars

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Satellit, Bild: © twobee - Fotolia.com
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Auf Tuchfühlung mit dem Mars geht an diesem Wochenende die europäische Raumsonde „Rosetta“.

In nur 250 Kilometern Entfernung – im kosmischen Maßstab ist dies ein Klacks – wird der vor drei Jahren ins All gestartete Satellit der Raumfahrtagentur ESA am roten Planeten vorbeirauschen, um dessen Schwerkraft für den eigenen Antrieb zu nutzen. Den zusätzlichen Schwung vom Mars braucht die Sonde unbedingt, denn immerhin hat sie noch fünf Milliarden Kilometer vor sich, bis sie ihr Ziel endlich erreicht: Erst in sieben Jahren wird „Rosetta“ am Kometen „67 P/Churyumov-Gerasimenko“ ankommen.
 
Gesteuert wird die Reise von „Rosetta“ und damit auch das anstehende kritische Mars-Manöver vom Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt. Dort werden in der Nacht zum Sonntag – gegen 3.00 Uhr MEZ – Wissenschaftler und Techniker gespannt beobachten, ob der Vorbeiflug klappt und „Rosetta“ nebenbei gleich noch ein paar Schnappschüsse vom roten Planeten und seinem Mond Phobos knipsen kann.
 

„Rosetta“ ist für die Wissenschaftler eine ganze besondere Mission, für manche Forscher gar eine der aufregendsten der bisherigen Raumfahrt. Nachdem die Sonde 2014 in eine Umlaufbahn um „67 P/Churyumov-Gerasimenko“ eingetreten ist, soll sie – erstmals in der Geschichte – ein Landegerät auf einem Kometen absetzen. Nach dem Aufsetzen soll der Lander „Philae“ ein halbes Jahr die Oberfläche des Kometen unter die Lupe nehmen.
 
Von der Untersuchung des Himmelskörpers – der einem riesigen schmutzigen Schneeball gleicht – erhofft sich die Wissenschaft neue Erkenntnisse zur Entstehung des Lebens auf der Erde. Denn bei Kometen handelt es sich um Überreste des Urnebels, aus dem vor rund 4,6 Milliarden unser Sonnensystem entstand.
 
Für ihren zehnjährigen Flug muss sich „Rosetta“ gleich mehrfach zusätzlichen Schwung holen. Das erste so genannte Swingby-Manöver geschah bereits vor zwei Jahren an der Erde. Einen zweiten Vorbeiflug an ihrem Heimatplaneten wird die Sonde am 13. November dieses Jahres absolvieren.
 
Nach einem dritten „Swingby“ an der Erde lauten die nächsten Zwischenstationen 2008 und 2010 „Steins“ und „Lutetia“. Dabei handelt es sich um zwei Kleinplaneten im so genannten Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Aus nur wenigen tausend Kilometern Entfernung soll „Rosetta“ Fotos der beiden urzeitlichen Felsbrocken schießen und Daten zu ihrer Masse und Dichte sammeln. Bisher konnten nur wenige Asteroiden aus der Nähe beobachtet werden.
 
Während ihrer Reise verbringt die Sonde die meiste Zeit in einem Schlafmodus. Bei der ESA ist man sich dennoch sicher, dass „Rosetta“ in der Nacht zum Sonntag wach genug ist, um den Vorbeiflug am roten Planeten nicht zu verpassen – das Aufwecken begann zur Sicherheit bereits im vergangenen August. [Guido Heisner]

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  • Empfang_Satellit_Artikelbild: © twobee - Fotolia.com
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