Satnews: Was wurde aus Astra 1L?

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Astra 1L bietet hauptsächlich Kapazität für die Übertragung von Rundfunkdiensten an Privatkunden in Europa. Astra 1L bietet über eine europäische Spot-Beam-Nutzlast auch Ka-Band-Dienste.

Wie wir berichtet haben, erfolgte Anfang dieses Jahres auf der für den deutschen Sprachraum so wichtigen Orbitposition 19,2 Grad Ost die Inbetriebnahme des neuen Astra 1P. Er hat die bereits alten Astras 1KR und 1L abgelöst.

Zudem hat Astra 1P auch Dienste von den beiden weiteren Satelliten Astra 1M und 1N übernommen. Das sei aber nur am Rande erwähnt. Wir wollen uns einmal ansehen, wie sich die aktuelle Situation auf 19,2 Grad Ost darstellt. Bereits Mitte Februar hatte es geheißen, dass Astra 1L auf 19,4 Grad Ost verschoben werden soll.

Astra 1L wurde inzwischen auf 19,4 Grad Ost verschoben

Was ist da bis jetzt schon geschehen?

Zur Beantortung dieser Frage ist uns www.n2yo.com ein wertvolles Hilfsmittel. Unter Zuhilfenahme der NORAD-Nummern der Satelliten lässt sich deren aktuelle Position in Echtzeit überprüfen. Jeder Satellit erhält nach seinem erfolgreichen Start eine NORAD-Nummer. Sie bleibt auch dann gleich, wenn ein Satellit einen neuen Namen erhält. Was immer wieder mal geschieht, wenn er den Besitzer wechselt. So bleibt die NORAD-Nummer ein eindeutiges Identifikationsmittel.

Welche NORAD-Nummern haben die Astras auf 19,2 Grad Ost?

  • Astra 1KR: 29055
  • Astra 1L: 31306
  • Astra 1M: 33436
  • Astra 1N: 37775
  • Astra 1P: 60086

Was verrät uns n2yo alles?

Wie schon oft in der DIGITAL FERNSEHEN erläutert, verharren geostationäre Satelliten im geostationären Orbit nicht wie angenagelt, sondern pendeln im grob 24-Stunden-Rhythmus in kleinen elliptischen Bahnen. Diese geben ganz allgemein Aufschluss darüber, wie exakt ein Satellit auf Position gehalten wird. Was auch eine Frage des zur Verfügung stehenden Treibstoffs ist. Weiter können wir auf n2yo die aktuellen Azimut- und Elevationsdaten, sowie die Flughöhe und weitere Parameter abgelesen werden.

Hier ist zu erkennen, dass Astra 1P, Astra 1N und überraschenderweise auch Astra 1KR, absolut exakt auf der Position 19,2 Grad Ost gehalten werden. Spannend daran ist, dass Astra 1KR der älteste dieser fünf Satelliten ist. Er wurde am 20. April 2006 gestartet. Etwas weiter östlich, konkret im Bereich um 19,25 Grad Ost, befindet sich Astra 1M. Auch er wird in der Elevation vorbildlich gesteuert.

Wo ist Astra 1L?

Astra 1L hat inzwischen auf 19,4 Grad Ost eine neue Heimat gefunden. Bei ihm ist offensichtlich, dass er seine Lage nicht mehr so exakt einhält. Seine elliptische Kurve ist bereits merklich größer als die der anderen Astras. Außerdem zeigt sie inzwischen eine geringe Schwankung in der Elevation von plus/minus 0,12 Grad. Ein Zeichen dafür, dass bei Astra 1L die Elevationssteuerung allmählich eingestellt wurde.

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16 Kommentare im Forum
  1. Ich frage mich, warum TV-Satelliten gerade mal circa 18 Jahre in bleiben, während gestern zu lesen war, dass die Voyager-Sonden bereits seit 1977 im Weltall fliegen und immer noch Daten senden und dies voraussichtlich bis 2030 auch noch tun werden.
  2. Die Voyager-Sonden sind aber nicht im geostationären Orbit und werden nicht mehr von der Erde eingefangen. Natürlich haben auch sie Steuerdüsen (schon um die Antennenausrichtung zur Aufrechterhaltung des Funkkontaktes zu gewährleisten), aber ihre Hauptaufgabe ist halt das Durchqueren des äußeren Sonnensystems und das Sammeln / Senden von Messwerten und nicht das "High-Power"-Senden von breitbandigen Funkkanälen. Komplett andere aufgabenstellung, komplett andere Situation am Aufenthaltsort.
  3. Geostationäre Satelliten bleiben nicht von selbst an einem Punkt für immer und ewig stehen. Die "eiern" elyptisch da oben rum, zusätzlich können Sonnenwinde und sonstige äussere Einflüsse Kurskorrekturen notwendig machen. Ganz so schlimm ist das aber nicht: Da die relativ kleinen Sat-Spiegel auf Empfängerseite in den seltensten Fällen eine automatische Nachführung haben, hat Astra mal festgelegt, dass die Satelliten innerhalb eines gedachten Kubus mit einer Kantenlänge von 150 Kilometern stehen sollten. Das passt sehr mit mit dem recht grossen Öffnungswinkel von Spiegeln bis ca. 1m zusammen. Die Satelliten werden per Korrekturen innerhalb dieses Kubus gehalten. Geht die Lebensdauer eines Satelliten zu Ende, nimmt man es mit dem Ausgleich dieser elyptischen Bewegungen nicht mehr ganz so ernst und lässt den Satelliten eiern. Somit hat man - meiner Auffassung nach - den 1L aus diesem Quader rausgeschoben, damit er da gefahrlos rumeiern kann. Ohne Nachführung hat man mit einer fest installierten Antenne nun keinen dauerhaft guten Empfang mehr. Die Profiantennen zum Senden und Empfangen habe eine Nachführung - da macht das nichts aus. Wenn irgendwann der Treibstoff wirkloch fast zu Ende ist, gibt man ein letztes mal voll Schub in den Friedhofsorbit. Das war es dann. Wolfgang
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