Satnews: Astra 1L ist nun auch ohne Programme

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Astra 1L bietet hauptsächlich Kapazität für die Übertragung von Rundfunkdiensten an Privatkunden in Europa. Astra 1L bietet über eine europäische Spot-Beam-Nutzlast auch Ka-Band-Dienste.

In der Nacht vom 11. auf den 12. Februar fand das große Finale beim Umsiedeln der TV-Transponder von Astra 1KR und Astra 1L statt. Mit heutigem Tag können wir sagen, dass diese zwei Satelliten ihre Schuldigkeit getan haben.

Welche Transponder wurden von Astra 1L umgesiedelt?

  • Transponder 40 11,068 GHz vertikal
  • Transponder 43 11,112 GHz horizontal
  • Transponder 12 11,377 GHz vertikal
  • Transponder 20 11,509 GHz vertikal
  • Transponder 22 11,538 GHz vertikal
  • Transponder 89 12,188 GHz horizontal
  • Transponder 91 12,226 GHz horizontal

Über den Wechsel der beiden letztgenannten, von RTL genutzten Transpondern, haben wir bereits berichtet. Siehe: „RTL-Transponder haben Satelliten gewechselt„.

Was befindet sich noch auf Astra 1L?

Astra 1L wurde auch für sporadische Videoüberspielungen genutzt. Da für sie Transponderkapazitäten im Bedarfsfall aktiviert werden, müssen sie nicht extra auf andere Satelliten umgeschaltet werden.

Über Astra 1L erfolgte auch die Signalzuführung des zweiten DAB+-Multiplexes des WDR auf Transponder 26 auf 11,604 GHz vertikal. Es ist davon auszugehen, dass diese Übertragung ebenfalls bereits auf einen der neueren Astras auf 19,2 Grad Ost umgeschaltet wurde.

Astra 1L – ein kurzer Rückblick

Astra 1L wurde am 4. Mai 2007 vom Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana mit einer Ariane 5-Rakete in den Weltraum befördert (siehe den DF-Bericht von 2007). Der Satellit verfügte über 32 Ku-Band-Transponder, Reservekapazitäten nicht mitgerechnet. Die Transponderleistung war mit 140 Watt angegeben. Astra 1L war für eine Einsatzdauer von 15 Jahren konzipiert, die er 2022 erreicht hat. Dank sorgsamen Betriebs wurde jedoch Treibstoff gespart, sodass Astra 1L bis jetzt seine Aufgaben zur vollen Zufriedenheit erfüllen konnte. Er wurde ausschließlich auf 19,2 Grad Ost eingesetzt.

Ariane 5
Ariane 5 auf der Startrampe in Kourou, Französisch-Guayana

Wie geht es mit Astra 1L weiter?

Er hat seine Schuldigkeit auf 19,2 Grad Ost getan. Auf einer britischen Seite ist zu lesen, dass Astra 1L bis zum 23. Februar 2025, also während der nächsten Tage, auf die Position 19,4 Grad Ost verschoben werden soll. Vermutlich wird er auf dieser neuen Position noch eine Zeitlang für Videoüberspielungen genutzt werden. Wobei auf die Elevationskorrektur vergessen werden kann, da im professionellen Bereich durchweg zweiachsgesteuerte Antennen zum Einsatz kommen.

In vermutlich nicht allzu ferner Zukunft wird Astra 1L ebenfalls in den Friedhofsorbit verschoben werden, wo er dann ohne Funktion sich selbst überlassen sein wird.

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6 Kommentare im Forum
  1. Mal eine Frage an die Fachleute hier. Warum werden die alten Satelliten in eine Friedhofsbahn geschoben? Kann man die nicht gezielt in der Erdatmosphäre verglühen lassen? Ist das zu gefährlich wegen eventueller Reste? Der viele Weltraumschrott ist ja bald unheimlich. Den kann man bald als Asteroidenschutzgürtel einsetzen.
  2. Hier geht's in erster Linie um Geschäft. Der Friedhofsorbit gilt als sicher und die "Entsorgung" der Satelliten dorthin ist zulässig. Sie Richtung Erdatmosphäre zum Verglühen/Absturz zu bringen, ist aufgrund der dafür benötigten Ressourcen schlichtweg nicht profitabel.
  3. Die könnte man natürlich leicht von der geostationären Bahn "zurückfallen" lassen, nur würden sie dann die Bahnen von etlichen anderen Satelliten und auch der ISS kreuzen, was die Wahrscheinlichkeit einer Kollision erheblich erhöhen würde. Und wenn man irgendwas nicht im All gebrauchen kann, dann sind das Trümmerteile. Also lässt man sie lieber kontrolliert nach "draußen" wegdriften. Ich glaube aber nicht, dass der 1L so schnell in den Friedhofsorbit geht.
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