Die goldenen Jahre des Satelliten-Geschäfts sind vorbei. Vor allem bei der Übertragung von TV- und Radio-Sendern an Endkonsumenten ist ein Rückgang zu spüren. Dementsprechend tun sich Betreiber schwer, ihre in die Jahre gekommenen Flotten zu erneuern. Einige Satelliten-Starts gibt es im Jahr 2024 aber dennoch.
Ausgebuchte Satelliten, das war einmal. Heute verlieren die Satelliten-Betreiber zunehmend ihre Kunden an leistungsstarke Glasfaser-Leitungen und an das Streaming. Beispiele dafür gibt es genügend. So etwa ausländische Pay-TV-Anbieter, die sich zu Streaming-Plattformen umgewandelt haben. Dasselbe trifft auch auf kleine und neue Fernsehsender zu, für die eine Satelliten-Abstrahlung nicht finanzierbar wäre. In Deutschland zählen zu ihnen unter anderem mehrere bayerische Lokalsender und diverse Fast-Channels.
Weiter ist das Geschäft mit den Video-Überspielungen zurückgegangen. Vermehrt nutzen Auslandskorrespondenten und Reporter nur noch das Smartphone, etwa für ihre Live-Einstiege in die großen Nachrichten-Sendungen. Die damit verbundene, mitunter stark schwankende Bildqualität und immer wiederkehrende Aussetzer haben wir alle schon gesehen. Früher wäre so etwas bei den etablierten TV-Sendern ein No-Go gewesen. Dieser Vorsatz ist aber dem Spargedanken zum Opfer gefallen. Zudem dürften die Satelliten-Betreiber unter der nicht einsetzenden Nachfrage nach UHD-Übertragungskapazitäten leiden. Ultrahochauflösende Inhalte findet man heute, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur auf Streaming-Plattformen, aber selbst da nicht in Form linearer TV-Kanäle.
Neue Satelliten
Für 2024 wurden 19 Satelliten-Starts angekündigt. Nur von sieben ist ihr zukünftiger Einsatzort bekannt. Von ihnen entfallen vier auf das von uns einsehbare Segment des geostationären Orbits. Aber es könnten mehr sein. Jedenfalls ist mit einigen Überraschungen zu rechnen. In diesem Artikel geht es um die Starts von Astra 1P und 1Q, von Eutelsat 36D und von Türksat 6A. Wer sich über bereits existierende Satelliten-Alternativen zu Astra 19,2 Grad Ost informieren will, kann dies mit der entsprechenden vierteiligen Artikel-Reihe auf DIGITAL FERNSEHEN tun.
Astra 1P und 1Q
Der für uns wichtigste Satelliten-Start des Jahres 2024 soll mit Astra 1P schon am kommenden Montag, den 10. Juni, über die Bühne gehen. Der neue für 19,2 Grad Ost vorgesehene Satellit soll mit einer Falcon-9-Rakete von Cape Canaveral aus ins All befördert werden. Mit seiner Inbetriebnahme ist ab dem Frühjahr 2025 zu rechnen. Vermutlich Anfang 2025 soll auch noch Astra 1Q gestartet werden. Die beiden neuen Satelliten sollen die vier bisherigen auf 19,2 Grad Ost ersetzen.
Wie viele Transponder die beiden neuen Astras an Bord haben werden, ist bislang nicht bekannt. Es ist aber anzunehmen, dass es weniger sein werden, als aktuell auf 19,2 Grad Ost zur Verfügung stehen. Die 2006, 2007 und 2008 gestarteten Astras 1KR, 1L und 1M haben ihre vorgesehene Lebensdauer von je 15 Jahren bereits um bis zu drei Jahre überschritten. Lediglich der 2011 gestartete Astra 1M wird sie erst 2026 erreicht haben.
Eutelsat 36D
Eutelsat 36D wurde bereits erfolgreich gestartet und zwar am 30. März mit der Falcon-9-Rakete von Cape Canaveral aus. Er wurde mit Eutelsat 36B und Eutelsat 36C im Orbit kopositioniert. Diese Position ist für uns insofern relevant, da wir über sie manche exotische Programme sehen können. Eutelsat 36D soll über 70 oder 78 Ku-Band-Transponder verfügen.
Türksat 6A
Bereits zwischen dem 8. und 15. Juli 2024 ist der Start des neuen Türksat 6A vorgesehen, wofür ebenfalls eine Falcon 9 in Cape Canaveral zum Einsatz kommen soll. Er soll die Position 42 Grad Ost verstärken, wo sich bereits drei Türksats befinden. Welche Aufgaben Türksat 6A übernehmen wird, ist fraglich. Zwar würde der 2008 gestartete Türksat 3A ein potenzieller Kandidat sein, ersetzt zu werden. Allerdings befindet sich auf 42 Grad Ost neben dem zehn Jahre alten Türksat 4A auch Türksat 5B, der erst Ende 2021 in eine Umlaufbahn gebracht wurde. Auf ihm sind gerade einmal zwei Transponder in Betrieb. Gut möglich, dass die Satelliten auch militärische Nutzlasten an Bord haben, von denen die Öffentlichkeit freilich nichts weiß.
Türksat 6A soll über 20 Ku-Band-Transponder und weitere im Ka-Band verfügen. Weiter soll er mit Übertragungskapazitäten im Q-Band, einem Frequenzbereich zwischen 33 und 50 GHz und dem V-Band, das sich zwischen 40 und 75 GHz erstreckt, ausgestattet sein.
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Text: Thomas Riegler / Redaktion: Felix Ritter
Bildquelle:
- SES Astra Satellit Playout: SES
- df-artemis-1: Nasa