Deutsches Fernsehen in Europa zu empfangen, ist kein großes Problem. Außerhalb Europas sieht dies jedoch häufig anders aus. Eine neue Satellitenplattform Namens Satelio möchte nun erstmals ein breites deutsches Senderpaket auf den afrikanischen Kontinent, vor allem nach Namibia und Südafrika, bringen.
Im europäischen Ausland sind deutsche Sender wie ARD, ZDF, RTL, ProSieben oder Sat.1 völlig unverschlüsselt über Satellit zu empfangen, sofern die Antennen auf die Position 19,2 Grad Ost ausgerichtet sind. Will man deutsches Fernsehen in anderen Kontinenten sehen, wird es schon schwierig. Hier kommen diverse Problematiken zusammen, technische aber auch rechtliche. Es gibt aber regionale Ausnahmen.
Deutsches Fernsehen über Satellit, mit Fokus auf das südliche Afrika, findet schon seit 1995 im Schatten der Öffentlichkeit statt. In einigen Teilen des afrikanischen Kontinents lebt, bedingt durch die koloniale Vergangenheit, noch heute eine große deutschsprachige Minderheit. Zudem ist das südliche Afrika bei deutschen Auswanderern als neue Heimat oder Altersdomizil sehr beliebt.
Deukom, eine Firma mit Sitz in Somerset West in Südafrika, sendet auf 5 Kanälen deutsche Programme im Time-Sharing über die Multichoice Plattform nach Südafrika und Namibia. Der Preis für fünf volle Programme beträgt laut Webseite 599 Rand im Monat im günstigsten Abo, zirka 62 US-Dollar beziehungsweise 46 Euro.
Eine günstigere Alternative möchte in Zukunft eine neueSatellitenplattform namens Satelio bieten, an deren Aufbau bereits seitlängerem gearbeitet wird. Sie soll die wichtigsten deutschsprachigenTV-Sender – bis zu 18 Stück – nach Afrika und in den Mittleren Ostenbringen. Die Plattform möchte dabei mit RTL, Sat.1, RTL2, ProSieben,Vox, Kabel Eins, Super RTL, Puls 4 Austria, Sixx, N24, EuroNews, YourFamiliy Entertainment, Jukebox, C-Music TV und dem Radiosender HitradioNamibia starten.
Als Betreiber der Direct-to-Home-Plattform tritt die neu gegründete Deutscher Televisionsklub Betriebs GmbH auf, mit deren Geschäftsführer Damir Krilcic DIGITAL FERNSEHEN exklusiv über die Pläne für Satelio sprach. Laut Krilcic soll es sich bei der Plattform um ein Pay-TV-Angebot handeln, das über die Satellitenposition 68,5 Grad Ost zu empfangen ist. Der Europa-Afrika-Beam des dort stationierten Orbiters Intelsat 20 deckt weite Teile Südafrikas, Mittelafrikas und des Mittleren Ostens ab. Auch in Europa sind die Ku-Band-Signale von Intelsat 20 bereits mit Antennen ab 85 cm zu empfangen. Beim Signalschutz setzt Satelio auf die neueste Generation des Panaccess CA-Systems. Für den Empfang benötigen Kunden eine Satelio-Box oder ein Satelio-CI-Plus-Modul. Gesendet wird auf der Frequenz 12 522 MHz vertikal (DVB-S2, Symbolrate SR 30 000, Fehlerkorrektur FEC 3/5).
Der Satellit Intelsat-20 zählt zu den „Hotspots“ im südlichen Afrika, ähnlich dem Astra 19.2 Grad Ost in Europa. Nahezu alle Sat-Empfangsanlagen sind auf diese Satellitenposition ausgerichtet. Auch der bereits erwähnte Satelio-Mitbewerber Deukom sendet seit 1995 auf dieser Position, allerdings auf einem auf Südafrika limitierten Beam.
Als Kernmarkt für Satelio habe man vor allem die deutschsprachige Bevölkerung im südlichen Afrika im Blick, wie Krilcic erklärte. Insgesamt soll das Programmangebot jedoch in wesentlich mehr Staaten, verteilt über ganz Afrika und den Mittleren Osten, vertrieben werden. Verkauft werden sollen die Zugänge zu Satelio dabei vornehmlich über das Internet, da es bei weitem zu aufwändig wäre, ein Vor-Ort-Vertriebsnetz in allen Staaten aufzubauen. Ausnahmen sollen hier jedoch für Namibia und Südafrika gelten. „Für den Vertrieb in Namibia konnten wir den landesweiten Radiosender Hitradio Namibia als exklusiven Partner gewinnen“, so Krilcic. In Südafrika soll ein Vor-Ort-Vertrieb zumindest punktuell über deutsche Kulturklubs, Schulen, Unternehmen und lokale Zeitschriften erfolgen, in denen sich Angehörige der deutschsprachigen Minderheit häufig zusammenfinden.
Wer sich vor Ort oder über das Internet für ein Abonnement für Satelio entscheidet, dem sollen laut Damir Krilcic zum Start mindestens 18 TV Sender zur Verfügung stehen. Mit an Bord sind die großen privaten Anbieter. „Wir werden ein breites deutschsprachiges Angebot für die ganze Familie anbieten. Es werden alle Genres abgedeckt, Vollprogramme, Dokumentationen, Kinderprogramme, Nachrichten, Musik und viele andere. Mit 14 Sendern werden wir starten. Wir planen unsere Kapazitäten auf dem Satelliten und damit auch unser Senderportfolio nach dem Start noch weiter auszubauen“, stellt Krilcic ein größeres Angebot für die Zukunft bereits in Aussicht.
Es ist wichtig, dass alle rechtlichen Aspekte im Bereich der Lizenzierung der Programminhalte geklärt sind, so Krilcic. Hierzu hat Satelio eine erfahrene Kanzlei, spezialisiert auf Telekommunikations- und Urheberrecht, aus München mit im Boot. Mit allen angebotenen Sendern, Networks und notwendigen Rechteinhabern gibt es Verträge, wie Krilcic versicherte. Man befinde sich auf der Zielgeraden, auch die letzten offenen Punkte zu klären. [ps]
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