Ab 1984 rückt der Satellitenempfang immer mehr in das Bewusstsein der TV-Zuschauer. Zudem konkretisieren sich Pläne, wie man Sat-TV allen interessierten zugänglich machen kann. Trotz eines Rückschlags rund um den ersten deutschen Direktempfangssatelliten nimmt der Individualempfang allmählich Fahrt auf. Etwa ab 1986 werden bei uns die ersten privaten Sat-Empfangsanlagen installiert. Ab rund 1,8 m Durchmesser ist man mit dabei.
Sat.1 und RTL Plus: Start des Privatfernsehens in Deutschland
1984 gilt als Schlüsseljahr (nicht nur) der deutschen Fernsehgeschichte. Am 1. Januar nahm Sat.1 seinen Sendebetrieb als erster deutscher Privatsender auf, einen Tag später folgte RTL aus Luxemburg, das sich damals noch RTLplus nannte.
Bereits einige Monate zuvor, im Oktober 1983 nahm der einige Monate zuvor gestartete Satellit Eutelsat 1-F1 seinen Dienst auf 13 Grad Ost auf. Er besaß zwölf Transponder, deren Leistung bei jeweils 20 Watt lag.
Direktempfang hatte man mit diesem Satelliten noch nicht im Fokus. Sehr wohl aber die Signalzuführung zu Kabel-TV-Kopfstellen. Sat.1 und RTLplus kamen über diesen Satelliten und er am 16. Januar 1984 gestartete britische Sky Channel. Am 1. Dezember 1984 kam auch 3sat hinzu. Das große Zugpferd war aber der schweizer Spielfilm-Pay-TV-Sender Teleclub, der über Satellit frei empfangbar war. Übrigens bis Ende 1989. Zu den frühen Kunden auf 13 Grad Ost zählten auch TV5 aus Frankreich und Filmnet aus den Niederlanden.
Ab etwa 1986 begannen sich auch die ersten Elektro-Fachhändler mit dem Satellitenempfang zu beschäftigen und bauten, teils fix, teils nur vorübergehend, eigene Sat-Anlagen auf, um dieses neue grenzenlose TV-Vergnügen live präsentieren zu können.
Einfach war damals Satellitenempfang ganz und gar nicht. Sowohl in Deutschland, als auch in Österreich. Denn man durfte die Programme nicht einfach so empfangen. Verschiedene Sender waren grundsätzlich verboten, für andere brauchte man eine Empfangsbewilligung, für die man direkt bei den Sendern ansuchen musste. Vorführen durfte man demnach nur, wofür man auch die nötigen Bewilligungen vorweisen konnte. Was dann meist auch in recht bescheidenen Vorführungen mündete. Zudem waren die meisten Antennen, wir sprechen hier von einem Durchmesser von 3 m und mehr, nur mit einem LNB für eine Empfangsebene ausgestattet.
Konkurrenz zwischen Sat und Kabel
Auch wenn damals so gut wie noch niemand eine private Sat-Anlage sein Eigen nannte, war der Konkurrenzkampf zwischen Sat-Empfang und Kabelfernsehen bereits voll ausgebrochen. Deshalb versuchten Kabelbetreiber durchaus auch, Sat-Empfangsvorführungen zu sabotieren. Etwa, indem man die vor Elektrogeschäften vorübergehend aufgebauten 3-m-Demo-Sat-Anlagen während der Nacht heimlich, still und leise verstellte, sodass mit ihnen am nächsten Tag kein Empfang mehr gewährleistet war. Zumindest ein solcher Fall ist mir bekannt. Als Täter wurde der Kabelbetreiber in der Stadt entlarvt.
Sat-Anlagen waren damals noch ziemlich teuer, waren aber im Vergleich zu terrestrischen Empfangsanlagen preislich durchaus schon im Vorteil. So musste man in der Region rund um Linz für eine terrestrische Antennenanlage für ARD, ZDF und das BR Fernsehen rund 2.500 Euro veranschlagen. Wobei wir hier alleine von einem Mast am Dach mit sechs Antennen in rei Ebenen sprechen. Entscheidend war aber, dass eine solche Investition mit keinerlei Empfangsgarantie verbunden war. Dieses volle Risiko hatte man beim Sat-Empfang nicht. Da bekam man für etwa gleich viel Geld jedenfalls mehr Programme, die auch in ungleich besserer Qualität verfügbar waren. Das Problem war allerdings, dass die großen Zugpferde ARD und ZDF noch nicht auf Satellit aufgeschaltet waren.
Defekter TV-Sat 1 bringt Ernüchterung
Satelliten-Direktempfang, auf das hatte ich damals groß gewartet. Denn damit keimte die Hoffnung auf, endlich deutsches Fernsehen auch einmal einwandfrei im Großraum Linz, Oberösterreich, einwandfrei zu sehen. Dies verrieten zumindest Grafiken, die verrieten, dass für diese Direktempfangssatelliten im Wesentlichen auf die Länder ausgerichtete Spotbeams vorgesehen sind. Zumindest an meinem Standort sollte demnach der Empfang der deutschen, französischen und italienischen Satellitenprogramme möglich sein, so sie denn einmal gestartet werden. Selbst die DDR schien in greifbarer Nähe zu sein.
Am 21. November 1987 wurde der erste deutsche Fernsehsatellit TV-Sat 1 mit einer Ariane 2 in den Weltraum befördert. Dieses für Deutschland wichtige Ereignis wurde in der ARD live übertragen und so konnte auch ich dem Start zumindest mit verrauschten Bildern, beiwohnen. Doch bald stellte sich Ernüchterung ein. Eines der beiden Sonnensegel des Satelliten ließ sich nicht ausklappen. Damit stand ihm nicht nur weitaus weniger elektrische Energie zur Verfügung, als er benötigen würde. Noch tragischer war aber, dass sich durch das blockierte Solarpanel auch die Empfangsantenne nicht ausklappen ließ. TV-Sat 1 konnte demnach nichts empfangen, was er ausstrahlen sollte. Damit platzte auch der eigene Traum, zeitnah zu einer eigenen Sat-Antenne zu kommen.
Um 1988 – Siegeszug von LNB, Multischalter & Co.
Um diese Zeit fanden sich bereits die ersten privaten Sat-Haushalte. Freilich musste man sie noch wie die Nadel im Heuhaufen suchen, aber sie wurden allmählich mehr. Befeuert wurde dies unter anderem durch die rasanten Fortschritte bei den Empfangseinheiten. Die LNBs im heutigen Sinne, die auch den Polarizer und das Feedhorn in einem gemeinsamen Gehäuse vereinen, gab es damals noch nicht.
Gewöhnlich besaßen die Sat-Anlagen jener Tage für beide Empfangsebenen je einen eigenen LNB. Was den Aufbau von Mehrteilnehmeranlagen erlaubte. Inzwischen waren auch schon mechanische Polarizer verfügbar, die mithilfe eines kleinen 5-Volt-Motors die Empfangsebene stufenlos zwischen horizontal und vertikal wechseln konnten. Sie kamen zwar billiger als zwei LNBs, erlaubten aber nur den Aufbau von Einteilnehmeranlagen
Noch viel wichtiger aber war, dass die LNBs immer empfangsstärker wurden. Galten um 1986 für einen Ku-Band-LNB Rauschzahlen von etwa 3 dB und mehr als Stand der Technik, sank dieser Wert schnell auf 2 dB und weniger. 1988 war man bei etwa 1,5 bis 1,8 dB angelangt und im Frühjahr 1989 waren bereits 1,3-dB-LNBs erhältlich.
Je leistungsstärker der LNB war, umso kleiner konnte der Antennendurchmesser ausfallen. Zu der Zeit bot etwa ein großer bayerischer Elektronikhändler in seinen Filialen ein Komplettset für gerade einmal 2.000 DM, also grob 1.000 Euro an. Es enthielt eine gerade einmal 1,5 m kleine Schüssel und einen simplen, manuell abstimmbaren Receiver. Senderspeicher bot dieser nicht. Die 1,5 m Durchmesser befanden sich damals bereits hart an der Schmerzgrenze des gerade noch funktionierenden. Damit war gerade noch weitgehend einwandfreier Empfang gewährleistet. Bei einigen Programmen auf 13 Grad Ost, damals der wichtigsten Orbitposition, musste man jedoch schon deutliche Einbußen, also etwas Rauschen im Bild, in Kauf nehmen.
Interessierte man sich damals schon für Satellitenempfang, war es schwierig, an weitere Informationen zu kommen. So musste ich etwa schnell feststellen, dass die meisten Händler mit dieser neuen Technologie hoffnungslos überfordert waren und auch dementsprechend wenig an Informationen weiterzugeben vermochten. Dieser Umstand hielt mich am Ende noch vor dem Erwerb einer Anlage ab.
Hier gab es damals schon Teleclub!
1988 lernte ich einen unabhängigen Fachhändler kennen, der zu dem Zeitpunkt bereits drei 180er-Antennen bei sich installiert hatte. Je eine war auf 13 Grad Ost für Sat.1, RTLplus, 3sat und Teleclub ausgerichtet, die zweite auf den auf 60 Grad Ost positionierten Intelsat. Über ihn konnte man bereits das Bayerische und Westdeutsche Fernsehen, sowie 1+, ein Zusatzprogramm der ARD, das ab dem Abend primär ein Kulturprogramm geboten hatte, sehen. Weitere Zugpferde waren das damals noch brandneue Pro7 und Tele5 sehen. Die dritte Antenne war mit einem Schubstangenmotor ausgestattet und konnte alle Satelliten zwischen60 Grad Ost und 27,5 Grad West ansteuern. Hinzu kam, dass mir der Händler, zudem sich inzwischen eine Freundschaft aufgebaut hatte, alle für ihn verfügbaren Satelliten und Programme zeigte. Auch die, für die er keine Empfangserlaubnis besessen hatte. Nicht im Geschäft, sondern in seiner Wohnung. So wurde mir auch klar, was ich wollte, was ich brauchte.
Auch interessant: