
Satelliten-Extremempfang war (und ist) eine spannende Sache. Vor allem, wenn es darum ging, aus fast nicht vorhandenen Signalen noch etwas Brauchbares zu zaubern. Damit einher gingen ständiges Umbauen, erweitern und aufrüsten.
Was darf man aufstellen?
Mit dem Aufkommen der Astra-Anlagen, gab es nicht wenige, die die 60-90 cm großen Sat-Schüsseln als das Ortsbild verschandelnd empfanden. Dem entsprechend wurden auf Gemeindeebene Montagerichtlinien beschlossen. Was zur Folge hatte, dass das, was zulässig war, extrem vom Wohnort abhängig war. Das artete etwa in so Extremen aus, dass am Haus nur eine kleine Schüssel nach Erteilung einer Genehmigung anbringen durfte, während man bei freistehenden Anlagen vollen Handlungsspielraum genoss.
(Hier geht es zu Teil 1 von Sat-History)
Was man damals übrigens nicht als Haus-Verschandelung betrachtet hatte, waren die großen, weithin sichtbaren terrestrischen Antennen-Dachanlagen für den Empfang von ARD, ZDF und Bayern. Damals wurden die Dächer von gar nicht wenigen Häusern mit vier bis zu sechs bis über 3,5 m langen Antennen verziert. Das war üblich, das war akzeptiert, dafür brauchte man keine Bewilligung. Für eine unauffällige 60er-Schüssel am Hausdach aber durchaus schon.

Aufrüsten, erweitern
Das tolle am analogen Satellitenempfang war, dass man immer etwas sehen konnte. So etwas wie eine Mindestsignalstärke, damit überhaupt erst Empfang gelingen konnte, gab es nicht. Damit konnte man auch mit vermeintlich zu kleinen Antennen immer etwas sehen. Mehr oder weniger zumindest und wenn das Signal extrem schwach war, dann ließ es sich nur noch in groben Umrissen aus dem Bildrauschen erkennen. Selbstverständlich ohne Farbe und ohne Ton.
Doch der Empfang ließ sich bei gegebenem Durchmesser noch erheblich verbessern. Dabei kam es stark auf die Wahl der richtigen Empfangselektronik an. Einen entscheidenden Einfluss hat bei ganz großen Antennen das Kombi-Feedhorn. Beim C-Band-Empfang zeigen sich alle etwa gleichwertig. Aber beim Ku-Band hat die eher günstige Standardvariante eher dafür gesorgt, dass eine 3-m-Antenne etwa gleich gute Resultate wie eine 150er- bis 180er-Schüssel brachte. Mit einem speziellen Feed des US-Herstellers Seavey ließ sich dieses Manko beseitigen. Nur mit ihm sind dann mit der 3,1 m-Schüssel Ku-Band-Empfänge möglich geworden, die einer so großen Antenne wirklich entsprechen. Sender wie jene aus der Türkei, sind damit erstmals rauschfrei geworden und auch der Iran kam nun weitgehend perfekt.

Eine große Rolle spielte zudem der Receiver. Für den Echostar SR-4500 gab es Filter, mit denen sich die Bandbreite der vom Tuner empfangenen Signale reduzieren ließ. Für Extremsituationen hatte ich sogar zwei solcher Filter in Serie geschaltet. Womit sich die bereits zusammen gestutzte Bandbreite noch einmal reduzieren ließ. Konnte man mit einem Standard-Receiver im Rauschen gerade noch den schwachen Rest eines schräg durchs Bild laufenden Synchronstreifens erahnen, konnte man mit dem 4500er und den Filtern selbst bei Extrembeispielen ein überraschend gutes, meist nur noch Schwarzweiß-Bild, auf den Schirm zaubern. Allerdings blieb dabei der Ton auf der Strecke. Aber für diesen hatte man längst einen zweiten 4500er.
Zur Spitzenzeit waren an der großen Schüssel bis zu sieben DX-Receiver angeschlossen. Wobei aber nur einer für alle Antenneneinstellungen, also das ansteuern eines Satelliten, Wahl des Frequenzbereichs und der Ebene, verantwortlich zeichnete.
Nach und nach wurde die Anlage auch um weitere DX-Receiver erweitert. Das Nonplusultra war sicher der Echostar LT8700 der einen regelbaren Low Treshold-Filter besaß. Mit ihm ließen sich bei schwachen Signalen noch bessere Resultate als mit den Bandbreitenfiltern erzielen. Zudem wurden von den Geräten Varianten mit eingebautem Decoder angeboten. Für mich fiel die Wahl auf die Version mit D/D2Mac für den Empfang auf 19 Grad Ost und insbesondere für die Skandinavier. Für kleines Geld gab es die absoluten Spitzen-DX-Receiver damals ganz und gar nicht. Für sie waren schnell mal um die 1.600 Euro fällig.

LNB’s
Zur weiteren Empfangsverbesserung wurden die Antennen nach und nach auch mit neuen LNBs ausgestattet. Die 3 m-Antenne erhielt für das C-Band eines mit einer Rauschzahl von 22 K und für das Ku-Band wurde ein Quatroband-LNB verbaut. Quatroband deshalb, weil das, was wir seit mindestens 20 Jahren einfach nur als Ku-Band verstehen, ursprünglich vier Teilbereiche waren. Der Quatroband-LNB empfängt demnach auch im unteren Ku-Band von 10,7 bis 11,7 und im oberen Ku-Band von 11,7 bis 12,75 GHz. Allerdings nutzt er im oberen Ku-Band mit 10,75 GHz eine andere Zf und der Wechsel zwischen dem unteren und oberen Band erfolgt über die 14/18 V-Steuerspannung. Somit hat er mit den üblichen Universal-LNBs kaum etwas gemeinsam.

Der Ku-Band-LNB hatte übrigens eine Rauschzahl von 0,8 dB, die auch mit einem beiliegenden Messprotokoll bestätigt wurden. Man muss in aller Härte sagen, dass diese hohe Rauschzahl wenigstens echt und realistisch ist. Natürlich sind in der Zukunft auch LNBs mit vermeintlich deutlich geringeren Rauschzahlen auf den Markt gebracht worden. Leider sind die bei den LNBs angegebenen dB-Werte seit spätestens der Jahrtausendwende zu einem nichtssagenden Werbeargument verkommen. Zu Beginn des Satellitenzeitalters waren LNBs kostbare, hochtechnologische Produkte, die eine echte Stange Geld kosteten. Für den erwähnten Quatroband-LNB waren vor über 30 Jahren an die 450 Euro auf den Tisch zu blättern. Das ist selbst heute noch einiges an Geld.
Selbstverständlich habe ich auch LNBs mit geringeren Rauschzahlen an der großen Antenne getestet. Egal, ob diese 0,6 oder 0,4 dB oder sogar noch weniger hatten, sie alle kamen nicht an die Empfangsleistungen des 0,8 dB-LNBs heran. Getestet wurden sie jeweils an den schwächsten verfügbaren Signalen. Die waren dann mit denn vermeintlich besseren Empfangseinheiten alle weg. Gekommen waren sie erst wieder, nachdem der alte LNB wieder eingebaut wurde.

Größere Antenne
Die Antenne ist immer zu klein. Diese Weisheit trifft auch auf sehr große Antennen zu. Denn mit ihnen kann man das, was mit kleineren Schüsseln nur unzureichend zu bekommen war, nun gut sehen. Dafür stößt man mit einer größeren Schüssel wiederum auf schwache Signale, die man zuvor gar nicht bekommen hatte. Aber um sie annehmbar zu sehen, bräuchte es wieder eine größere Antenne.
Besonders im C-Band stellte die 3,1-m-Antenne oft nicht zufrieden. Also begann die Suche nach einer größeren, besseren. 1994 wurde die 3,1 m-Schüssel gegen eine mit 4,5 m Durchmesser ausgetauscht. Was einer Verdoppelung der Antennenfläche entsprach. Anders als ihre Vorgängerin, besaß sie keinen Polarmount mehr, der in mühevoller Kleinarbeit auf die Satellitenbahn auszurichten war, sondern war zweiachsgesteuert. Mit einem Motor wurde sie zwischen Ost und West gedreht, mit dem zweiten wurde die Neigung, also die Elevation, angepasst. So ließ sich die 450er optimal auf den zu empfangenden Satelliten ausrichten.

Mit einem so großen Teil zu arbeiten, brachte einige Veränderungen mit sich. Aufgrund ihres geringen Öffnungswinkels von gerade einmal 0,4 Grad, musste die Schüssel extrem genau auf den Satelliten ausgerichtet werden. Schnell geht da gar nichts. Möchte man eine neue Satellitenposition einstellen, braucht die Suche schnell mal 15 bis 30 Minuten. Selbst, wenn man sich von einer nur wenige Grad entfernten, bereits eingespeicherten Position, anpirscht.
Dafür hatte die Antenne auch einiges an neuen Signalen gebracht. Zu den extremsten Beispielen zählten der Amerika-Beam von Hispasat auf 30 Grad West und der Südafrika-Spotbeam auf 68,5 Grad Ost. Die darüber empfangenen Sender kamen aber nur noch stark verrauscht und meist ohne Ton. Die bereits von der 3 m-Antenne bekannten Programme, kamen nun aber einwandfrei.
Mehr Teile aus unserer Reihe Sat-History finden Sie hier.
Auch interessant: