
Während uns das Ku-Band nur Europa auf den Bildschirm brachte, war das C-Band das Tor zur weiten Welt. Doch es war mit einigen Stolpersteinen verbunden. Zudem kam es darauf an, aus extrem schwachen Signalen so viel wie möglich rauszuholen.
Unangenehme C-Band-Überraschung
Das C-Band war 1989/1990 noch ein recht geheimnisvolles Band. Sein Empfang war in Österreich zwar nicht erlaubt, aber irgendwie auch nicht verboten. Grauzone irgendwie. Das lag daran, dass dieser Bereich im Lande auch für terrestrischen Richtfunk genutzt wurde. Man hatte also keine Garantie darauf, freie, ungestörte Frequenzen vorzufinden.
Geheimnisvoll war zudem, dass man kaum wusste, welche Satelliten in diesem Bereich arbeiteten und wo welche Programme ausgestrahlt wurden. Womit suchen und finden angesagt war. Zumindest für das einstellen der großen Antenne brauchte ich diese Informationen nicht, weil die Feineinrichtung ohnehin über das Ku-Band zu erfolgen hatte. Es erfordert wegen der rund dreimal so hohen Frequenzen auch eine weitaus exaktere Ausrichtung des Spiegels.
Die große Überraschung kam dann bei den ersten Empfangsversuchen im C-Band. Da war überall was. Synchronisationsstreifen, Offenbar gar nicht so schwache Signale, die sich aber trotzdem nicht zu einem Bild aufbauen wollten. Und …. diese Signale, etwa im Abstand von 40 MHz das gesamte C-Band ausfüllend, blieben auch, während man die Antenne drehte. Sie wurden nur mal mehr, mal etwas weniger. Es fanden sich sogar einige Positionen, wo dann doch Bildempfang möglich war. Einwandfrei! Zu sehen gab es da ARD, ZDF, das BR Fernsehen, das schweizer Fernsehen, Eurosport, Testbilder, unter anderem mit ORF Vorarlberg beschriftet, und so weiter. Auch Teletext funktionierte einwandfrei. Das einzige, was nicht kam, war der Ton. Dieser war bei diesen Übertragungen, wie ich erst später einmal erfahren sollte, bereits digital.
Satellitenfernsehen war das jedenfalls nicht, was ich da im C-Band eingefangen habe. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um die große Richtfunk-Ringleitung quer durch Österreich handelte, über die die großen Kabel-TV-Netze im Lande, allem voran in Wien, wo auf direktem Wege kein Deutschland-Empfang mehr möglich gewesen wäre, die von ihnen angebotenen TV-Programme zugespielt bekommen hatten. Interessanterweise konnte ich diese Signale stark aus Ost und West empfangen. Nur aus der Südrichtung kamen sie etwas schwächer.

Geht doch
War’s das mit dem C-Band? Nein. Weil kampflos wollte ich nicht aufgeben. Also wurde versucht, doch echte Satellitensignale zu bekommen. Das Geheimnis lag in der Feineinstellung. Etwa, indem man den Receiver ein klein wenig neben der eigentlichen Sendefrequenz einstellte und die Antenne mitunter nicht zu 100 Prozent auf den Satelliten ausrichtete. Weil es konnte sein, dass unmittelbar daneben, die Richtfunkstörungen schwächer waren. Zudem half der mechanische Polarizer, der die Empfangsebene gradgenau einstellen ließ. Da galt es einen Punkt zu finden, bei dem der Richtfunk am schwächsten oder idealerweise gar nicht, durchkam.
Dieser Lernprozess zog sich über Monate hinweg, war aber von unzähligen Erfolgserlebnissen begleitet. Russland, Tele Sahel aus dem Niger, RTG 1 und 2 aus Gabun, ORTC aus der Demokratischen Republik Kongo, Bophutatswana TV, aus einem Staat im Norden von Südafrika, den es nur von 1977 bis 1994 gab, Saudi TV 1 und 2, TV aus Indien und Südamerika, waren nur einige wenige Highlights. Einwandfrei kamen allerdings nur die Russen herein. Bei den meisten anderen Programmen reichte es nur für mehr oder weniger angerauschte Bilder. Aber das war man damals ja noch vom terrestrischen Empfang der ARD gewohnt. Insbesondere bei den weit östlich gelegenen Satelliten machte sich der Richtfunk stark bemerkbar, wie etwa beim Thailand-Empfang auf 78,5 Grad Ost. Da ließen sich Reste der Richtfunkübertragungen nicht ganz aus den Satellitenbildern ausblenden.

Neuentdeckungen
Gelegentlich führte die gezwungenermaßen nur manuelle Steuerung des Echostar SR-4500 zu Fehlbedingungen. So hatte ich die Antenne einmal fälschlicherweise nach Osten, anstatt nach Westen drehen lassen. Dabei bin ich zufälligerweise auf ein bislang unbekanntes, allerdings nur schwach hereinkommendes Programm gestoßen. Zu sehen war ein übliches russisches Testbild mit der Aufschrift Alma Ata. Dabei handelte es sich um das lokale sowjetische Programm aus dem heutigen Kasachstan. Dieses strahlte auch deutschsprachige Sendungen für die dort beheimateten Wolgadeutschen aus. Sie berichteten zwar aus der Region, zeichneten aber ein recht verzweifeltes Bild der deutschsprachigen Bevölkerung dort.
Mit diesem Programm hatte ich den auf 80 Grad Ost positionierten sowjetischen Express-Satelliten gefunden. Dass sein Empfang in unseren Breiten überhaupt möglich sein kann, wurde von den großen Sat-Spezialisten jener Tage zunächst vehement verneint. Ihre Aussagen lauteten nur: „Da ist nichts mehr, also kann man auch nichts empfangen. Und bei 66 Grad Ost ist sowieso Schluss“. Erst Videoaufnahmen ließen die Leute mir dann doch Recht geben.
So etwas passierte mir noch ein zweites Mal, als ich bei uns den auf Thailand ausgerichteten Ku-Band-Spotbeam des auf 78,5 Grad Ost positionierten Thaicom 1 empfangen konnte. Der kam bei mir kaum schlechter, als das C-Band.

Deutsches Fernsehen muss rauschen
Nachdem auf Astra die ersten deutschen Programme aufgeschaltet und es immer mehr wurden, setzte ein regelrechter Run auf Sat-Anlagen ein. Unzählige Anlagen von 60 bis 90 cm Durchmesser wurden aufgebaut. Viele davon wurden von Fachwerkstätten installiert, die damit überfordert waren. Sobald bunte Bilder über den Bildschirm huschten, sahen sie ihre Aufgabe als erledigt. Nur, die Bilder waren nicht nur bunt, sondern auch entsprechend verrauscht. Ein Resultat einer unzureichend ausgerichteten Antenne. Für die Menschen in meiner Region war das normal. Schließlich wusste man aus der Terrestrik, dass sich die glücklich schätzen konnten, die überhaupt zumindest eines der drei deutschen Programme empfangen konnten. Verrauschte Bilder waren bei ihnen ganz normal. Und nachdem Deutschland weit weg war, mussten freilich auch die deutschen Satellitenprogramme rauschen. So wurde es ihnen zumindest von den „Speziallisten“ vermittelt. So wurde ich gebeten, bei vielen bereits installierten Sat-Anlagen Hand anzulegen. Die Überraschung ihre Besitzer war entsprechend groß, als sie nach wenigen Handgriffen plötzlich perfekte Fernsehbilder über Astra sehen konnten.
Hier gibt es weitere Teile unserer Reihe Sat-History.
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