Während der 1970er und frühen 1980er-Jahre war Sat-TV noch etwas Außergewöhnliches. Vor allem war es nichts, was man sich für den individuellen Fernsehempfang vorstellen konnte. Doch die Zeiten änderten sich rasch und der TV-Himmel wurde richtig bunt.
Mit Satellitenfernsehen, besser gesagt, Satellitenübertragungen kamen wir bis Mitte der 1980er-Jahre nur indirekt in Berührung. Etwa, wenn Formel 1-Rennen oder Boxkämpfe aus den USA live bei uns im Fernsehen zu sehen waren. Das Satellitensignal wurde damals mit großen Schüsseln von vielen Metern Durchmesser in Erdfunkstellen empfangen und dann an die TV-Anstalten weitergeleitet.
Perfekt waren die über Satellit zugeführten Livebilder jedoch kaum. Sie waren eindeutig anhand scharfkantiger waagrechter Linien bis hin zu fast vollkommen durchsichtiger Balken, die unregelmäßig mal mehr, mal weniger intensiv das Bild verzierten, zu identifizieren. Dieses unbeabsichtigte Merkmal der Sat-Übertragungen verschwand im Laufe der frühen 1980er allmählich und Sat-Überspielungen waren nicht mehr als solche anhand ihrer Bildqualität zu erkennen.
Direktempfang wirft seine Schatten voraus
Ab Mitte der 1970er hatte man sich international mit der Einführung des Satelliten-Direktempfangs befasst. Konkretisiert wurden die Pläne auf der internationalen Wellenkonferenz WARC77 in Genf. Ab etwa 1980/81 nahmen sich des Themas auch die Tageszeitungen an und berichtet, dass man noch in diesem Jahrzehnt mit dem Start von leicht empfangbaren, so genannten DBS-TV-Satelliten rechnen konnte. Diese sollten im Bereich von 11,7 bis 12,5 GHz, damals als DBS-Band bezeichnet, mit zirkularer Polarisation senden. In diesem Frequenzspektrum wurden 40 Kanäle mit einer Bandbreite von je 27 MHz vorgesehen. Über sie konnten je ein TV- oder mehrere Radioprogramme ausgestrahlt werden.
Empfangen sollten diese Satelliten mit Miniaturschüsseln von gerade einmal 60 bis 90 cm werden. Was nichts im Vergleich dazu war, um die TV-Bilder der bereits existierenden Satelliten zu bekommen. Für sie galten damals 5-m-Schüsseln als klein.
Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, waren High-Power-Satelliten vorgesehen, die es auf eine Transponderleistung von etwa 230 Watt brachten. Diese hohe Leistung führte jedoch dazu, dass jeder Satellit nur über eine Handvoll Transponder verfügen sollte.
Vorgesehene Positionen
Auf der WARC77 wurden jedem Land Orbitpositionen und bis zu fünf Frequenzen zugeordnet. Für Deutschland West, Österreich, die Schweiz, Frankreich, Luxemburg und weitere, war 19 Grad West vorgesehen. Den (damals noch) Ostblockländern wie Polen und die Tschechoslowakei wurde 1 Grad West zugewiesen. Darüber sollte auch die DDR senden, für die aber nur zwei Programme vorgesehen waren. Großbritannien, Irland und Island sollten über 31 Grad West senden. Dan skandinavischen Ländern wurde 5 Grad Ost zugedacht, um nur einige Beispiele zu nennen. Als vollkommen neu galt damals noch der Gedanke, auf einer Orbitposition mehr als einen Satelliten zu positionieren. Heute ist das der Regelfall.
Nur wenige Länder konnten sich den Bau solcher Direktempfangssatelliten leisten. Die Satelliten aus Deutschland (TV-Sat 1 und 2), Frankreich (TDF1 und 2) und Großbritannien (MarcoPolo 1 und 2) besaßen je fünf Transponder. Der schwedische Tele-X begnügte sich mit drei.
Die ersten Sat-Anlagen
Während der frühen 1980er mehrten sich die Berichte über Satellitenempfang in technischen Magazinen. Anlass dafür boten die Russen, die über 14 Grad West seit 1979 ihr erstes Fernsehprogramm ausstrahlten. Damit sollten vor allem die russischen Streitkräfte in den Ländern des Warschauer Pakts erreicht werden. Sie betrieben in er DDR und der Tschechoslowakei in Kasernennähe auch eigene terrestrische Fernsehsender geringer Leistung.
Die Artikel berichteten, wie der Aufbau der Anlagen gelang. Ein durchweg schwieriges Unterfangen, weil es die dafür erforderlichen Komponenten noch nicht im Fachhandel gab. Die Schüsseln, in der Regel so um die 4 m Durchmesser, stammten dabei meist aus Armeebeständen, von wo sie ausgemustert wurden. Technisch war die Realisation und das ausrichten solcher Antennen eine echte Herausforderung. Für mich hätte sich der Aufwand damals noch nicht gelohnt. Russisches Fernsehen kannte ich bereits über Sporadic-E-Empfang. Militärparaden, Ernteeinsätze, Berichte rund um die Erfüllung des 5-Jahres-Plans und dergleichen, fand ich nicht so spannend, als dass ich mir so etwas ganz normal ansehen würde. Außerdem war man damals noch Schüler und hätte ohnehin kein Geld dafür gehabt.
Während dieser Zeit hatte ich einmal einen Fachhändler gefragt, wo er denn in Zukunft die Untergrenze beim Antennendurchmesser sehen wird. Eine 3-m-Schüssel lässt sich schließlich nicht so leicht aufstellen. Man braucht jedenfalls einen eigenen Garten dafür. Er meinte damals, dass er sich nicht vorstellen könne, dass es je einmal mit weniger als 3 m Durchmesser möglich sein werde, Satellitenfernsehen einwandfrei zu empfangen. Allerdings war er sich sicher, dass die Preise für Komplettanlagen noch um einiges sinken werden.
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