Nach einer beispiellosen Pannenserie in der russischen Raumfahrt hat Kremlchef Dmitri Medwedew den Schuldigen mit drastischen Worten eine Bestrafung angedroht. Unter Sowjetdiktator Stalin wären die Verantwortlichen kurzerhand hingerichtet worden, warnte Medwedew in seiner Vorstadtresidenz Gorki.
„Ich schlage (aber) nicht vor, sie wie bei Josef Wissarionowitsch an die Wand zu stellen“. Misserfolge wie die jüngste Marsmond-Mission Phobos-Grunt beeinträchtigten Russlands Konkurrenzfähigkeit. „Die Schuldigen müssen finanziell oder juristisch zur Verantwortung gezogen werden“, forderte der Präsident nach Angaben der Agentur Interfax.
Im Ringen um eine mögliche Rettung der fehlgeleiteten Raumsonde Phobos-Grunt musste Russland unterdessen einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA sei es erneut missgelungen, Kontakt zu dem 120 Millionen Euro teuren und 13,5 Tonnen schweren Messapparat in der Erdumlaufbahn aufzunehmen. Das sagte der Leiter der ESA-Vertretung in Moskau, René Pischel, am Sonntag.
Die Raumfahrtnation Russland hatte in diesem Jahr bereits ungewöhnlich viele Fehlstarts verschmerzen müssen. Die ESA-Bodenstation im westaustralischen Perth werde in der Nacht zu Dienstag erneut ein Signal zu Phobos-Grunt senden, sagte Pischel.
Nach Berichten Moskauer Medien hat Roskosmos die vor knapp drei Wochen gestartete Raumsonde praktisch aufgegeben und strebt ihren kontrollierten Absturz an. Der Apparat sollte Bodenproben vom Marsmond Phobos zur Erde bringen, kam aber wegen Triebwerksproblemen nicht über die Erdumlaufbahn hinaus.
Die USA hatten am Vortag dagegen ihre neue Mars-Mission erfolgreich gestartet. Die Raumfahrtbehörde NASA schickte eine hochmoderne Raumsonde auf den Weg. Curiosity soll im August 2012 auf dem Roten Planeten landen und nach Spuren von organischen Materialien suchen und zahlreiche Analysen vornehmen. [dpa/ar]
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