Konkurrenzkampf im geostationären Orbit – Teil 2

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Über den Ku-Band Fixed Beam 2 des auf 53 Grad Ost positionierten Express AM6 werden auch persische, kurdische und arabische Programme ausgestrahlt

Der Satellitenmarkt rund um Vorder- und Zentralasien ist heiß umkämpft. Viele Programme werden über Satelliten im Bereich von grob 51 bis 53 Grad Ost ausgestrahlt. Meist sind sie auch bei uns leicht empfangbar.

Die auf diesen Positionen aufgeschalteten Programme wenden sich primär an Länder wie den Iran und Afghanistan. Sie kennt man vor allem, weil in ihnen harte Regime das sagen haben. Schlagwörter wie Menschenrechte und Pressefreiheit, spielen da so gut wie keine Rolle. Jedenfalls gibt uns Sat-TV hier ganz besonders die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können.

Obwohl das äthiopische TBS TV eindeutig über 53 Grad Ost ausgestrahlt wird, nennt ein Laufband Al Yah auf 52,5 Grad Ost als genutzten Satelliten

53 Grad Ost: Express AM6

Express AM6 wurde 2015 gestartet. Fünf Transponder wurden an Eutelsat vermietet, weshalb der Satellit auch als Eutelsat 53A bezeichnet wird.

Für den persischen Raum spielt Express AM6 nur eine untergeordnete Rolle, da dessen Ku-Band Fixed Beam 2 zumindest laut veröffentlichten Footprint den Nordosten des Iran und Afghanistan nicht erreicht. An der Grenze dieser Ausleuchtzone wird etwa 1 m Durchmesser benötigt. Was aber auch heißt, dass auch darüber hinaus mit derselben Schüsselgröße noch Empfang möglich ist. Allerdings nur noch unter Verzicht auf Schlechtwetterreserven. Eutelsat gibt für diese Position etwas großzügigere Ausleuchtzonen an.

Express AM6/Eutelsat 53A verfügt auch über zwei steuerbare Spotbeams, die auf den Iran und Afghanistan ausgerichtet sind. Sie bieten in den Zielgebieten ausgesprochen starke Signale. Beide Footprints dürften nicht zum Einsatz kommen. Zumindest nicht für Video.

Nur beim MENA-Beam des Al Yah 1 haben wir in unseren Breiten bei vertretbarem Aufwand noch Chancen auf Empfang

52,5 Grad Ost: Al Yah 1

Auf 52,5 Grad Ost ist Al Yah 1, ein saudiarabischer Satellit, positioniert. Er ist auch noch als YahSat 1A bekannt. Der Satellit bietet Kommunikationsdienste für Nordafrika und den mittleren Osten an.

Al Yah 1 überträgt in erster Linie TV- und Radioprogramme für den Iran und Afghanistan. Zudem nutzt auch der staatliche afghanische Rundfunk diesen Satelliten. Wohl um den ausländischen Sendern mit seinem unerwünschten Gedankengut etwas entgegenzusetzen. Diese Programme werden über den Ku-Band East Beam ausgestrahlt, der von der Arabischen Halbinsel bis Pakistan reicht. Dieser Beam kommt in unseren Breiten nur ausgesprochen schlecht an und erfordert außergewöhnlich große Antennen.

Etwas bessere Chancen haben wir beim MENA-Footprint, der Nordafrika und den Mittleren Osten versorgt. Über ihn können wir aber nur einen einzigen unverschlüsselten Transponder mit Programmen in Persisch, Kurdisch und Arabisch sehen.

Der West-Beam des TurkmenÄlemMonacoSat ist bei uns ebenfalls leicht zu bekommen. Er wird vom turkmenischen Fernsehen genutzt

52,0 Grad Ost: TurkmenÄlem/MonacoSat

TurkmenÄlem/MonacoSat ist der erste turkmenische Satellit, der dem turkmenischen Ministerium für Kommunikation gehört. Der Satellit wird gemeinsam mit Monaco Space Systems und der SES in Luxemburg betrieben. Aufgrund einer Partnerschaft zwischen SSI-Monacosat und der SES, hat das luxemburger Unternehmen das Recht, die 12 MonacoSat-Transponder zu vermarkten.

TurkmenÄlem/MonacoSat besitzt drei Ausleuchtzonen. Die meisten Programme werden über den East-Beam verbreitet. Er hat sein östliches Zentrum über Turkmenistan, bedient aber auch weite Teile des Iran und Afghanistans und reicht sogar bis in den Westen Chinas. Genau genommen ist dieser East-Beam ein eher komisches Konstrukt. Denn  er erstreckt sich als schmales Band über die Türkei, Mitteleuropa und die Britischen Inseln bis in den Osten Islands. Dabei haben wir den Vorteil, in der zweiten Signalmaximumzone dieser Ausleuchtzone zu leben. Womit der East-Beam bei uns bereits ab 60 cm zu bekommen ist. Über diesen Beam kommen die persischen Programme und ein usbekisches Paket.

Der Westbeam des TurkmenÄlem/MonacoSat hat eine vergleichbare Ost-West-Ausdehnung und unterscheidet sich in seinen beiden Signalmaxima auch nicht großartig von vom East-Beam. Allerdings reicht der Westbeam bis weit in den Norden und ist selbst in Spitzbergen und bis weit nach Sibirien zu bekommen. Über den Westbeam entführen uns die turkemischen TV-Programme in eine andere Welt. Auch ein Paket mit iranischen Auslandsprogrammen kommt über diesen Beam.

Der East-Beam des TurkmenÄlemMonacoSat versorgt auch uns mit starkem Signal. Über ihn kommen vor allem persische Kanäle

Wer sendet wo?

Im Zielgebiet lässt sich mit einer Sat-Antenne bis rund 90 cm Durchmesser nicht mehr feststellen, über welchen der drei zwischen 52 und 53 Grad Ost positionierte Satelliten der gerade empfangene Transponder kommt. Dafür ist ihr Öffnungswinkel zu groß.

Mitunter wissen nicht einmal die Programmveranstalter, über welchen Satelliten sie zu sehen sind. So haben wir etwa bei einem auf 53 Grad Ost aufgeschalteten Kanal ein Laufband beobachten können, in dem zwar die korrekten Übertragungsparameter, aber der falsche Satellit, nämlich Al Yah 1 auf 52,5 Grad Ost, anstatt korrekterweise Express AM6 auf 53 Grad Ost genannt wird.

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