In Frankreich müssen aktuell TV-Zuschauer für einen Zoff zwischen dem größten Privatsender und dem Anbieter Canal + die Konsequenzen tragen: die Bildschirme bleiben schwarz.
Die Streitigkeiten zwischen TV-Sendern und Plattformanbietern reißen nicht ab. In der Vergangenheit waren diese häufig zwischen der Discovery-Gruppe und diversen europäischen TV-Plattformen zu betrachten. In Frankreich hat ein derartiger Streit nun neue Dimensionen erreicht, denn über die größte französische Satellitenplattformen Canal + und TNT Sat auf Astra 19,2 Grad Ost sind seit den späten Abendstunden des 1. März keine Sender vom größten Privatfernsehsender TF 1 mehr zu sehen. Dies betraft nicht nur den beliebten Privatsender TF 1 selbst, sondern auch seine Ableger TF 1 Series, TFX HD und TMC HD sowie den uncodiert auf Astra verbreiteten Nachrichtensender LCI.
Der Streit ist nun eskaliert – und das mit Ansage. Grund ist, dass TF1 eine neue Strategie fährt und von den Plattformbetreibern für die Verbreitung ihrer Free-TV-Programme Geld haben möchte. Da Canal + mit TNT Sat diese aber nicht generiert, denn im Unterschied zu dem deutschen Modell HD Plus ist für TNT Sat nur eine technische Einmalpauschale fällig, wären diese Ausgaben einzig von Canal + zu stemmen.
Die Vivendi Gruppe als Besitzer von Canal + hat daher die Reisleine gezogen und sperrt die Sender nun aus. Der große Verlierer ist dabei der Zuschauer. Doch auch TF 1 selbst muss Federn lassen: So verlor beispielsweise die beliebte Castingshow „The Voice“ am Samstagabend durch diesen Schachzug die Hälfte seines gewohnten Publikums. Statt zwei Millionen Zuschauer schalteten nur rund eine Millionen ein.
Wie lange der Streit dauert und ob weitere Betreiber – wie etwa BIS auf Hotbird oder Fransat auf Eutelsat 5 Grad West – über kurz oder lang ebenfalls die Reißleine ziehen, ist unklar. Wer weiterhin TF 1 sehen möchte, muss aktuell die Antenne auf 13 Grad Ost drehen und ein BIS-Abo abschließen oder 5 Grad West nutzen und dort Fransat abonnieren bzw. die Sender mittels eines Multistream fähigen Empfangsgerätes schaubar machen. Viel Aufwand, um weiterhin einen Privatsender schauen zu können, der eigentlich von Zuschauern lebt, seinen Verhandlungspartnern aber noch nicht entgegenkommt. [rp]
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