Die Auswahl an Sat-Receivern beschränkt sich zunehmend auf sehr günstige Einstiegsboxen mit begrenztem Funktionsumfang und Linuxboxen mit Oberklassefunktionen, die jedoch alle ähnlich aufgebaut sind. Zwischen diesen beiden Kategorien hat sich eine Lücke gebildet, die der chinesische Hersteller GT Media schließen möchte.
Aktuell gibt es auf Shopping-Plattformen wie eBay, Amazon und Aliexpress eine Vielzahl von Digital-Receivern der Marke GT Media. Vor etwa drei Jahren haben wir bereits eine Box dieser Marke getestet, die damals im Preisbereich um die 100 Euro lag. Nun werden HD-Boxen von GT Media bereits im günstigen Einstiegsbereich unter 30 Euro angeboten. Besonders interessant erscheint das Modell V9 Prime, da dieser Receiver laut Beschreibung im Sat-Bereich vieles von dem beherrscht, was auch der deutlich teurere GT Combo kann. Wer auf den Combo-Tuner, die 4K-Unterstützung sowie Android verzichten kann, sollte damit für wenig Geld gut bedient sein.
Das Gerät wurde direkt beim Hersteller über eine der genannten Online-Plattformen bestellt und erreichte uns in Rekordzeit von nur einem Tag. GT Media liefert somit direkt aus Deutschland an seine Kunden. Schon beim Auspacken staunten wir nicht schlecht, denn für die 25 Euro, die das Gerät kostet, liegen neben dem externen Netzteil und der Fernbedienung sogar ein HDMI-Anschlusskabel bei. Die Box ähnelt stark dem uns bekannten Combo-Modell. Auch die Fernbedienung scheint auf den ersten Blick identisch zu sein. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass das Modell des V9 Prime ausschließlich per Infrarot mit der Box kommuniziert.
Die Ausstattung
Bevor wir uns den extremen Empfangsbedingungen widmen, werfen wir zunächst einen Blick auf das Gerät selbst. Die GT V9 Prime ist ein kompakter Sat-Receiver im quadratischen Format. An der Frontseite befindet sich eine vierstellige Siebensegment-Anzeige, jedoch keine Bedienelemente. Ein USB-Anschluss an der Vorderseite fehlt. Seitlich ist ein CA-Kartenleser angebracht, dessen Konfiguration von Hobbybastlern optimiert werden kann – darauf gehen wir im Test jedoch nicht ein. Auf der Rückseite finden sich der HDMI-Ausgang, ein Netzwerkanschluss, eine USB-2.0-Schnittstelle (leider die einzige USB-Medienschnittstelle am Gerät), ein optischer Tonausgang sowie der DVB-S2X-Tuner-Anschluss.
Die Inbetriebnahme
Beim V9 Prime gibt es keine klassische Ersteinrichtung. Der Receiver startet direkt auf der Hauptseite, auf der die Menü-Unterpunkte in englischer Sprache angezeigt werden. Im ersten Schritt sollte die deutsche Sprache ausgewählt werden. Eine Senderliste ist nicht enthalten, daher muss anschließend die Antennen-Einrichtung erfolgen. Dazu wird der zu empfangende Satellit ausgewählt und dessen Antennen-Einstellungen vorgenommen. Neben klassischen DiSEqC 1.0-Anlagen kann die GT-Media-Box auch Unicable-Anlagen nach dem ersten Unicable-Protokoll, Drehanlagen und diverse LNB-Typen bedienen. Ist dies abgeschlossen, muss ein Sender-Scan durchgeführt werden. Dabei kann auch der Blindscan genutzt werden. Alle Signale werden zuverlässig aufgespürt, aber unsortiert der Senderliste zugeführt. Für den TV-Genuss am Abend ist anschließend manuelles Sortieren angesagt.
Der TV-Betrieb
Im Zapping-Betrieb überzeugt das Gerät durch schnelle Umschaltzeiten von unter 1,5 Sekunden. Zudem gibt der Empfänger die Empfangsdaten eines Senders sowohl im Infobalken als auch in der Senderliste gut aus, was technisch versierte Nutzer zu schätzen wissen. Enttäuschend ist jedoch das EPG, das sehr unübersichtlich gestaltet ist. Die Einzelkanal-Ansicht ist in Tage und Stunden unterteilt, was sich als unpraktisch erweist, insbesondere bei der Timer-Programmierung. Apropos Timer: Mit dem GT V9 Prime können, sofern ein USB-Datenträger angeschlossen ist, auch Aufnahmen getätigt werden. Allerdings kann nur das aufgenommen werden, was gerade geschaut wird, was die Nutzung stark einschränkt. Zudem wird HbbTV von der Box nicht unterstützt.
PVR-Aufnahme
Wenn ein USB-Datenträger an den GT Media V9 Prime angeschlossen ist, können Aufnahmen problemlos durchgeführt werden. Neben den bereits erwähnten Timer-Aufnahmen ist es auch möglich, direkt über die Aufnahmetaste auf der Fernbedienung Aufnahmen zu starten. Die Wiedergabe erfolgt anschließend über den Menüpunkt „Medien“. Leider sind die aufgenommenen Sendungen nur unzureichend gekennzeichnet, da nicht der Sendungsname, sondern lediglich das Datum und der Sendername hinterlegt werden.
Der Tuner
Der Empfangstuner der Box erweist sich als durchaus empfindlich. Somit kann das Gerät, welches auch an Drehanlagen oder größeren die DiSEqC-Einheiten betrieben werden kann, als DX-Box zum Einsatz kommen. Dies untermauert auch der sehr genaue Blind-Scan, der Symbolraten ab 2 Megasymbols zuverlässig aufspürt. Dank des DVB S2X-Tuners ist es auch möglich Satelliten-Signale oder Feed-Ausstrahlungen, welche im besonderen Modus übertragen werden, zu empfangen.
Streaming
Mit der GT Share App können Live-TV-Signale über die GT Combo auch auf Smartphones und Tablets übertragen werden. Das Besondere daran ist, dass auch die klassischen Informationen wie EPG, Sendernummer und Signalstärke übermittelt werden. Die Bedienung erfolgt problemlos über das Menü auf dem Smartphone. In unserem Test wurden die Signale fehlerfrei abgespielt. Neben den klassischen über Satellit verbreiteten TV- und Radiosignalen ist es mit dem GT-Media-Sat-Receiver auch möglich, Streaming-Signale via Internet oder OTT zu empfangen. Diese werden über den IPTV-Menüeintrag aufgerufen. Nutzer können ihre eigenen m3u-Listen einpflegen, die per USB-Datenträger auf das Gerät importiert werden. Anschließend sind die Kanäle durch einfaches Zappen nutzbar.
Fazit zum GT Media V9 Prime Sat-Receiver
Der GT Media Sat-Receiver hinterlässt einen gemischten Eindruck. Für klassische TV-Zuschauer, die nach der SD-Abschaltung von ARD, ORF und später dem ZDF eine neue HD-Zappingbox suchen, ist der V9 Prime aufgrund der umständlichen Ersteinrichtung nicht geeignet. Wer jedoch eine vielseitige und günstige Box sucht, wird gut bedient. Der V9 Prime überzeugt durch Stabilität, gute Empfangswerte und eine zügige Menüführung.
Text: Ricardo Petzold / Redaktion: Felix Ritter