Fernsehen aus Israel und Palästina: Wie und wo empfangen?

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Fernsehen Israel Palästina
©Auerbach Verlag / Thomas Riegler

Fernsehen aus Israel und Palästina ist spätestens seit dem Gaza-Konflikt wieder in unseren Fokus gerückt. Wie kommt man zu TV-Programmen beider Länder?

Kriege werden längst nicht mehr nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch an der Medien-Front geführt. Dementsprechend schwierig ist es, die Wahrheit von der Kriegspropaganda zu unterscheiden. Schuld sind immer die anderen, so der einhellige Tenor in den Medien, egal bei welchem Kriegsschauplatz.

Fernsehen aus Israel und Palästina auch ohne Sprachkenntnisse informativ

Seit Oktober 2023 sind unsere Augen auf den Krisenherd zwischen Israel und Palästina gerichtet. In den Nachrichten unserer heimischen Sender wird uns oft nur eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse vor Ort geboten. Oft zu wenig, um sich ein eigenes Bild machen zu können. In solchen Fällen ist es immer wieder von Vorteil, wenn man selbst die TV-Sender der kriegführenden Parteien ansehen kann.

©Auerbach Verlag / Thomas Riegler – Auch ohne Sprachkenntnisse hinterlassen die TV-Programme aus Palästina und Israel einprägsame Eindrücke

Dazu braucht es nicht zwingend die entsprechenden Sprachkenntnisse, wie im Fall Israel und Palästina Hebräisch und Arabisch. Bereits das, was uns alleine die Bilder vermitteln, sagt viel aus und hilft, den Alltag und die Situation im Kriegsgebiet zumindest etwas besser zu verstehen. Auch wenn die Bilder nicht schön sind und wir hoffen, von Sendern aus der Region bald wieder friedlichere Eindrücke zu sehen, zeigen wir Ihnen, wie besagte Kanäle empfangbar sind.

Fernsehen aus Palästina

Palästinensische Fernsehprogramme werden über den auf 26 Grad Ost positionierten Badr 8 über den EMENA-Footprint ausgestrahlt. Dieser versorgt nicht nur den Mittleren Osten und Nordafrika, sondern auch weite Teile Europas. Bei uns ist er ab rund 90 Zentimeter Durchmesser gut zu bekommen (unter Verzicht auf Schlechtwetter-Reserven auch schon mit etwas weniger). Die palästinensischen Programme kommen über die 11,958 GHz horizontal (27 500, 3/4, DVB-S2/8PSK). Hier finden wir sechs HD-Kanäle, von denen fünf zusätzlich auch in SD aufgeschaltet sind. Weiter beherbergt der Transponder einen Überspielungskanal sowie zwei Radio-Programme.

TV im Kriegsmodus

Reguläres Fernsehen findet auf den palästinensischen Kanälen seit geraumer Zeit nicht mehr statt. Stattdessen findet man auf Palestine TV, Musawa, Palestine Sport und Palestine Mobasher ein durchgeschaltetes Einheitsprogramm mit Dauernachrichten rund um die aktuelle Situation in der Region. Im Splitscreen-Verfahren kann man etwa Berichterstatter sehen, die ihre Einschätzung zur augenblicklichen Lage abgeben, während man beobachten kann, wie sich gerade Feuerbälle, also feindliche Raketen, über den Himmel bewegen und in der Ferne einschlagen. In einem dritten Bild wird man Zeuge einer Live-Straßenszene. Dieselbe Einstellung konnte man bildschirmfüllend auch auf dem Überspielkanal verfolgen. Vermutlich beabsichtigte man mit der auf einem Balkon aufgestellten Kamera weitere Raketen-Angriffe live einzufangen.

©Auerbach Verlag / Thomas Riegler – Die meisten palästinensischen Kanäle sind zusammengeschaltet und zeigen Nachrichten. Zu ihnen zählen Palestine TV, Palestine News und Musawa

Auf dem TV-Sender Awdeh gibt es zwar ein alternatives Programm. Mit Hintergründen und Analysen zum Kriegsgeschehen bleibt man aber auch auf diesem Kanal dem alles beherrschenden Thema treu.

Neben der, wir dürfen davon ausgehen, einseitigen Berichterstattung vermitteln uns die gezeigten Bilder einiges über den Kriegsalltag. Zerstörte Häuser und Infrastruktur, verzweifelte Menschen, deren Lebensgrundlage binnen weniger Augenblicke ausgelöscht wurde, Tote und all das mit einem Krieg verbundene Leid kann man nicht nur auf den palästinensischen Sendern sehen. Sie sind auch an all den anderen Kriegsschauplätzen in aller Welt zum Alltag geworden.

So wie auch auf den Sendern aus anderen Konfliktherden können wir den Gesichtsausdrücken der Menschen vor allem Verzweiflung entnehmen. Nüchtern betrachtet ist es einfach so, dass der Palästinenser von der Straße den Krieg ebenso wenig gewollt hatte wie der Israeli, vielleicht nur wenige Kilometer entfernt. Dieselbe Aussage lässt sich unter anderem auch auf die Ukraine, Russland oder wo man sich sonst in der Welt gerade die Köpfe einschlägt übertragen. Völker wollen im Grunde nur in Ruhe und Frieden leben. Kriege wurden und werden immer nur von wenigen Machthabern vom Zaun gerissen. Ausbaden dürfen das dann Hunderttausende oder gar Millionen.

Zuletzt bleibt noch der Bildungskanal Palestine Edu. Er hat sozusagen die Aufgabe der Schule übernommen und lehrt zum Beispiel mathematische Berechnungen, während die Erwachsenen mit bangen Blicken den Himmel beobachten.

Schulfernsehen aus Palästina
©Auerbach Verlag / Thomas Riegler – Auf dem Bildungskanal Palestine Edu läuft Schulfernsehen. Kann gut sein, dass dieses derzeit als Ersatz zum Schulbesuch gedacht ist

Unterhaltung?

Unterhaltsame Elemente hat das palästinensische Fernsehen nicht zu bieten. Die kommt aber im Gazastreifen terrestrisch mit dem Fernsehen aus Ägypten oder über die arabische Satelliten-Position 26 Grad Ost mit zahllosen TV-Kanälen aus der gesamten arabischen Welt.

Fernsehen aus Israel

Die israelischen Fernsehprogramme nutzen auf den auf 4 Grad West positionierten Amos-Satelliten den Middle-East-Beam, der im deutschen Sprachraum nur noch mit sehr großen Antennen zu sehen ist. Der veröffentlichte Footprint berücksichtigt nur die Empfangbarkeit mit kleinen Antennen und endet mit der 48-dBW-Zone, die gerade einmal bis Zypern reicht. Sie erfordert rund 75 Zentimeter große Schüsseln. Bei uns sind ungleich größere Antennen vonnöten.

©Auerbach Verlag / Thomas Riegler – Bilder aus der Front, dem Kampfgeschehen und von und über die israelischen Streitkräfte sind auf KAN 11 allgegenwärtig

So erreichen wir etwa im Raum Linz, Oberösterreich, mit 4,5 Meter Durchmesser auf der am stärksten frei empfangbaren israelischen Frequenz gerade einmal um die 10 dB über Grundrauschen. Nachdem Deutschland noch weiter entfernt liegt, wird der erforderliche Mindestdurchmesser insbesondere nahe der niederländischen Grenze noch ein gutes Stück größer sein müssen.

Am stärksten ist die 11,035 GHz horizontal (6 083, 2/3, DVB-S2/8PSK), über die die staatlichen TV-Kanäle KAN 11 und MAKAN 33 ausgestrahlt werden. Zusätzlich gibt es hier acht Radio-Programme. Mit 4,5 m schaffen wir bei Linz, Oberösterreich, bis über 10 dB über Grundrauschen. Während sich KAN 11 thematisch vor allem Nachrichten rund um das Kriegsgeschehen im Gazastreifen konzentriert, findet man auf MAKAN 33 auch Unterhaltungsformate. Auffallend ist, dass diese in Hebräisch und Arabisch untertitelt sind. Ungleich einfacher gelangt man zu den staatlichen israelischen Sendern KAN 11 und MAKAN 33 per Live-Streaming via www.kan.org.

Weitere Frequenzen des ME-Beams

©Auerbach Verlag / Thomas Riegler – MAKAN 33 ist der zweite staatliche israelische TV-Kanal. Über ihn laufen auch Unterhaltungssendungen mit hebräischen und arabischen Untertiteln

Hauptsächlich kommt der Middle East-Beam zur Ausstrahlung des israelischen Pay-TV-Pakets von Yes zum Einsatz. Daneben werden auf einigen Frequenzen auch unverschlüsselte Programme ausgestrahlt. Die 11,071 GHz horizontal (3 702, 3/4, DVB-S) kommt mit knapp 10 dB etwas schwächer. Für uns ist diese Frequenz nebensächlich, da sie nur zwei religiöse Kanäle US-amerikanischer Herkunft beheimatet.

Die 11,091 GHz horizontal (4 500, 1/2, DVB-S) ist die schwächste der bei uns mit 4,5 m noch empfangbaren Middel East-Beam-Frequenzen mit frei empfangbaren Programmen auf 4 Grad West. Bei ihr schaffen wir gerade noch an die 8,4 dB. Zu sehen bekommen wir hier mit Middle East TV, kurz METV, aus Zypern und It’s Supernatural Network aus den USA zwei weitere religiöse Stationen.

Was bietet das Fernsehen aus Israel und Palästina?

Das Fernsehen aus Israel und Palästina gibt uns die Chance, uns ein unmittelbares Bild über die aktuellen Geschehnisse zu machen. Eine neutrale und objektive Berichterstattung dürfen wir allerdings nicht erwarten. Zumindest die palästinensischen Kanäle sind über Satellit leicht zu empfangen, was auf Israel ganz und gar nicht zutrifft. Hier bleibt den meisten nur die Alternative, auf die Live-Streams des israelischen Fernsehens zuzugreifen.

Text: Thomas Riegler / Redaktion: Felix Ritter

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