Erneut unternimmt das Radio in Deutschland den Versuch, sich zu digitalisieren. Spätestens seit der Aufschaltung des bundesweiten DAB-Plus-Sendenetzes zum 1. August 2011 sprießen die Empfänger geradezu aus dem Boden. Für uns ein willkommener Anlass, die aktuellen Geräte in einem großen Vergleich unter die Lupe zu nehmen.
Spätestens seit Einführung der Audio-CD konsumieren wir Musik größtenteils digital. Neue netzwerkfähigeAudiogeräte führen diesen Trend lebhaftfortund befreien sich sogar komplett vom optischen Medium. Doch nicht nur der Hi-Fi-Markt hat diesen Umschwung erkannt, auchdie Fernsehbranche vollzieht mit der Abschaltung des analogen Satellitenfernsehenszum 30. April 2012 den nächsten logischenSchritt.
Nur eines der beliebtesten deutschenMassenmedien hinkt diesem Trend bislangnoch hinterher, denn in Deutschland spieltdas Radio größtenteils noch analog. Zwar istDigitalradio ein allgemein verständlicher Begrifffür DAB (Digital Audio Broadcasting),das bereits seit Mitte der 1990er Jahre verfügbar ist, doch die Verbreitung der benötigtenEmpfangsgeräte bleibt überschaubar undhält sich bis heute in Grenzen. Dabei solltealles so gut werden und die komprimiertenAudiostreams nahe der CD-Qualität funken. Doch zunächst schreckte ein winzigesAngebot an DAB-Radiostationen aufgrundstarker Kompression und schwachem Klangden Otto Normalverbraucher nachhaltig ab.
Abhilfe soll jetzt der überarbeiteteNachfolgestandard DAB Plus schaffen.Der Hauptunterschied zum Vorgängerohne das Plus-Label ist die höhere Datenkompression der Audiostreams, wodurch mehrere Sender über einen Datenkanal, den sogenannten Multiplex,übertragen werden können. Ende 2010 einigten sich drei öff entlichrechtliche undsieben private Radioanbieter darauf, ihrProgramm über den DAB-Plus-Standardbundesweit zu verbreiten.
Zu den seit 1. August im sogenannten Bundes-Multiplex angebotenen Sendern zählen das öffentlich-rechtliche Deutschlandradio mit Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und D-Radio Wissen sowie die privaten Anbieter Lounge FM, Klassik Radio und Energy, das Fußballradio 90 Elf, Radio Bob!, Absolut Radio, Sunshine Live und Kiss FM sowie die christlichen Betreiber Horeb und ERF. In vielen Bundesländern sind zudem regionale Angebote in Vorbereitung oder schon auf Sendung (Details auf www.digitalradio.de).
Doch ist mit DAB Plus nun endlich der Standard geschaffen, der die Bundesbürger vermehrt vor das Radio lockt? Der größte Vorteil ist dank verbesserter Fehlerkorrektur eine störungsfreie Verbindung, was besonders mobilen Geräten wie Autoradios und Handys zugutekommt. Der Fokus auf die Mobilgeräte geht jedoch nicht mit dem vielfach geäußerten Wunsch nach gesteigerter Klangqualität einher. Zwar kommt bei DAB Plus der neue Audiocodec eAAC+(AAC+ v2) zum Einsatz, doch trotz verbesserter Komprimierungstechnik stößt auch dieser bei Übertragungsraten zwischen 36 Kilobit pro Sekunde (kBit/s) und 160 kBit/s an seine Grenzen.
Ob es DAB Plus diesmal schaffen wird, sich bundesweit durchzusetzen und das analoge Radio abzulösen, bleibt abzuwarten.Entscheidend ist die Investitionsbereitschaft des Konsumenten. Um das Th ema voranzubringen, haben wir zwölf DAB-Plus-Empfänger zweier unterschiedlicher Preisklassen ausgewählt, um Ihnen die ersten Gehversuche in der digitalen Radiowelt zu erleichtern.
Den ausführlichen Test der zwölf DAB-Plus-Radios von Noxon, Dual, Albrecht, Telefunken, Sangean, Sony, Pure, Roberts, Revo und Tivoli lesen Sie in der neuen DIGITAL TESTED. Die Ausgabe 6/2011 mit generalüberholter Optik und neuen Rubriken ist ab sofort überall am Kiosk, im Online-Shop und auch im Abo erhältlich.
[red]
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