Die Bundesregierung will die ausufernden Kosten für das Satelliten-Navigationssystem Galileo bremsen. Zwischen 2014 und 2020 könnten Einsparungen in Höhe von 500 bis 700 Millionen Euro erzielt werden, hieß es.
Das will die „Wirtschaftswoche“ (aktuelle Ausgabe) aus Kreisen der Bundesregierung erfahren haben. Derzeit werde laut Blatt geprüft, worauf man bei dem Prestigeprojekt „notfalls verzichten“ könne. Das Budget von Galileo läuft seit längerem aus dem Ruder. Die ursprünglich veranschlagten 5,2 Milliarden Euro reichen nicht aus. Vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass weitere 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro nachgeschossen werden müssen.
Als Option zur Kostensenkung verwiesen die zitierten Regierungskreise auf den Verzicht des Einsatzes der Trägerrakete Ariane 5 und das Festhalten an der russischen Trägerrakete Sojus. Erwogen werde ferner eine Reduzierung der für Galileo genutzten Satelliten von 30 auf 24 und ein Abschuss von der Raumbasis Baikonur in Kasachstan anstelle der Arianespace-Basis in Kourou (Französisch-Guyana).
Galileo soll weltweit Daten zur genauen Positionsbestimmung liefern und ähnelt im Aufbau dem US-amerikanischen NAVSTAR-GPS und dem russischen GLONASS-System. Die Gelder für die Realisierung des Navigationssystems, das neben zivilen Zwecken auch der Sicherheits- und Verteidigungspolitik dienen soll, stammen aus dem EU-Haushalt.
Der Start der ersten zwei Galileo-Satelliten soll im dritten Quartal 2011 erfolgen. Der Endausbau wird bis 2017/18 erwartet. Wenn es bei der Zeitverzögerung bleibt, wird das Projekt zehn Jahre später als ursprünglich geplant fertig. Die ersten 14 der rund 30 Satelliten für das System sollen in Deutschland vom Bremer Raumfahrtkonzern OHB gebaut werden. Die restlichen Satelliten soll entweder OHB oder der deutsche Konkurrent EADS-Astrium bauen. [ar]
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