Die HD-Ausstrahlungen des ORF und die 14 Sender der AustriaSat-Plattform auf Astra 19,2 Grad Ost können über einen im Internet kursierenden Software-Emulator nach wie vor illegal entschlüsselt werden. Inzwischen sind Varianten für weitere Receiver im Umlauf.
Bereits seit dem 20. Dezember ermöglicht die auf verschiedenen Internet-Plattformen kursierende ILTV-Firmware des Programmierers Kunibert beim Einsatz auf dem Edision-Receiver VIP sowie kompatiblen Boxen von Octagon das Aushebeln der von den Veranstaltern eingesetzten Cryptoworks-Verschlüsselung. Dabei kommt ein Software-Emulator zum Einsatz, der dem Gerät das Vorhandensein einer legalen Smartcard vortäuscht. Common-Interface-Modul oder Karte werden nicht benötigt.
Zwischenzeitlich sind Emulatoren für weitere Linux-basierte Receiver wie Dreambox oder Duo Labs QBox in einschlägigen Foren im Umlauf. Auch für die PC-Software DVBViewer wird ein Plugin angeboten, das die Programme illegal freischaltet. Bei der kompromittierten Teilverschlüsselung handelt es sich um eine aus Kompatibilitätsgründen noch aktive CAID, die Mitte 2011 abgeschaltet wird.
Neben den hochauflösenden Sendungen des Österreichischen Rundfunks über Astra 19,2 Grad Ost sind auch die Privatsender ATV, Puls 4 Austria, Austria 9 TV sowie das AustriaSat-Bouquet mit insgesamt 14 Bezahlsendern wie RTL Living, MTV Music, Sportdigital und Hustler TV von dem Hack betroffen. Die Plattform der luxemburgischen M7 Group, die für 2011 ein umfassendes HDTV-Angebot in Aussicht gestellt hat, war erst am 26. Oktober an den Start gegangen.
ORF und AustriaSat wollten den Hack auf Anfrage von DIGITAL FERNSEHEN nicht kommentieren. Ein Sprecher der für die Aussendung verantwortlichen ORF-Techniktochter ORS, Michael Weber, war in der österreichischen Tageszeitung „Standard“ mit den Worten „Schwachsinn. Das System ist sicher“ zitiert worden. Die Verschlüsselung sei „definitiv nicht gehackt“ (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Seitdem wurden weder ein Smartcard-Tausch noch Änderungen an dem kompromittierten Key kommuniziert.
Das Umgehen von Pay-TV-Verschlüsselungen stellt in Deutschland einen Straftatbestand dar und schädigt außerdem neben den Veranstaltern letztlich auch die zahlenden Kunden der Bezahlplattformen, da deren Fortbestand mit steigender Schwarzseher-Quote wirtschaftlich gefährdet ist. [ar]
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