Beim Satellitenbetreiber SES Astra blickt man nach der Analogabschaltung optimistisch in die Zukunft. Nachdem der Sprung ins digitale Zeitalter endgültig abgeschlossen wurde, möchte das Satellitenfernsehen den anderen Übertragungswegen auch bei anderen Technologien vorauseilen. DIGITALFERNSEHEN.de sprach mit Astra-Deutschland-Sprecher Stefan Vollmer über 4K, die Sat-IP-Technologie und die Konkurrenz durch andere Verbreitungswege.
Herr Vollmer, anders als von Einigen befürchtet, war das Satellitenfernsehen nicht der große Verlierer der Analogabschaltung am 30. April 2012. Viele Zuschauer wechselten direkt vom analogen zum digitalen Satellitenempfang. Worin sehen Sie die große Popularität des Satellitenfernsehens begründet?
Stefan Vollmer: Die Analogabschaltung ist für uns in der Tat in jeder Hinsicht einwandfrei über die Bühne gegangen. Ich glaube es ist uns im Zuge der hohen Aufmerksamkeit für die Analogabschaltung ganz gut gelungen, den Zuschauern die Vorteile von Astra zu vermitteln. Immer mehr Menschen haben gemerkt, dass Satelliten-TV im Dreikampf aus Kosten, Vielfalt und Qualität die Nase vorne hat.
Wie kann das Satellitenfernsehen seine Vorteile gegenüber den TV-Verbreitungswegen über Kabel, Antenne und Internet auch in Zukunft bewahren?
Vollmer: Wir werden uns sicher weiter auf unsere Stärken konzentrieren. Der grundsätzlich kostenlose Empfang, das vielfältige Programmangebot und die ausgezeichnete Bild- und Tonqualität sind ein überzeugendes Gesamtpaket, das so kein Wettbewerber bieten kann. Aber wir schauen natürlich auch über den Tellerrand hinaus, zum Beispiel mit dem neuen Standard SAT-IP, den wir gerade einführen. SAT-IP ermöglicht Satellitenfernsehen auch auf Geräten ohne integrierten Sat-Empfänger wie Tablets oder Smartphones – und das über jede vorhandene IP-Infrastruktur.
Die Standardisierung des neuen VideokompressionsstandardsHEVC oder H.265 wird bis 2013 erwartet. Welche Vorteile könnte der neueStandard für das Satellitenfernsehen bieten? Wird dieser Standard beider Etablierung von 4K ihrer Meinung nach eine große Rolle spielen?
Vollmer: Er wird die Einführung von Innovationendefinitiv beschleunigen. Für die Sender wird HEVC eine wichtigeVoraussetzung sein, um 4K-Projekte in Angriff zu nehmen.
Im Rahmen der IBC hat Ferdinant Kayser, Chief Commercial Officer von SES, mitgeteilt, dass er mit den ersten kommerziellen Diensten in 4K in den nächsten Jahren rechnet. Wie ist Astra derzeit für 4K gerüstet beziehungsweise wie planen Sie sich zu rüsten um mit dem Satellitenfernsehen wieder an forderster Front zu stehen?
Vollmer: Wir sind heute schon in der Lage 4K zu übertragen. Das hat unser gemeinsamer Live-Showcase mit Sony vor kurzem im Rahmen der IBC gezeigt. Der Satellit ist „4K ready“.
Wie schätzen Sie die Konkurrenz des digitalen terrestrischen Fernsehens zum Satellitenfernsehen ein?
Vollmer: Ich denke hier sind die Verhältnisse ziemlich klar. Der Satellit bietet das deutlich größere Angebot und bedient mit derzeit über 50 HD-Sendern die stetig wachsende Nachfrage der Zuschauer nach hochaufgelösten Bildern. DVB-T bietet kein HD. Das spiegelt sich auch in den Reichweitenzahlen wider. DVB-T stagniert, der Satellit legt seit Jahren zu.
Befürchten Sie eine stärkere Konkurrenzsituation zwischen terrestrischer- und Satellitenübertragung, falls es zu einer Einführung von DVB-T2 und damit möglicherweise zur HD-Ausstrahlung über Antenne kommen sollte?
Vollmer: Ob und wann DVB-T2 kommt und was es bringen wird, ist noch nicht abzusehen. An der grundsätzlichen Konstellation würde sich unserer Auffassung aber nach nichts ändern – gerade für High Definition und später 4K ist der Satellit der attraktivste Verbreitungsweg.
Vielen Dank für das Gespräch. [ps]
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