
Berlin – Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) rechtfertigt seine zögerliche Haltung zu DAB plus und wirft der ARD Zockerei auf Kosten der Gebührenzahler vor.
Die ARD-Hörfunkkommission hatte am Dienstag mit Befremden darauf reagiert, dass der VPRT der Einführung von DAB plus äußerst kritisch gegenüber steht und unterstellt dem Verband, den kurzfristigen Shareholder Value vor die Zukunftssicherung des Radios zu stellen.
Der Vorsitzende des Fachbereichsvorstandes Radio und Audiodienste im VPRT, Hans-Dieter Hillmoth, sieht dies ganz anders: „Die kritische Position des VPRT zu DAB plus ist sowohl mit Blick auf die mangelnde Marktfähigkeit des Systems als auch mit Blick auf die fehlenden Refinanzierungsmöglichkeiten ausführlich begründet und getragen von dem Interesse, die Überlebensfähigkeit des privaten Radios auch in der digitalen Welt zu sichern.“
Man investiere in eine Vielzahl digitaler Projekte und zwar auch und gerade da, wo die jungen Hörer sind – aber man müsse das Geld auch wieder aus dem Markt zurückverdienen, Hillmoth. Dass die gebührenfinanzierten Anstalten keinerlei Verständnis für die Notwendigkeit der Refinanzierung von Investitionen aufbrächten sei verständlich vor dem Hintergrund der jahrzehntelang geübten Praxis, dass ein Mehrbedarf an Geld bei der ARD schlicht bei der nächsten Gebührenrunde auf die Schultern der Gebührenzahler abgewälzt werde.
„Unglaublich“, so Hillmoth‘ „wie unbefangen die ARD die enorme Summe von 30 Millionen Euro in ‚Digitalradio-Versuche‘ stecken will, wo doch ihre Konzepte mit Blick auf die Zukunftstauglichkeit des Systems weder den VPRT und nicht einmal die KEF überzeugt haben.“
Gerne trete der VPRT mit der ARD in eine sachliche Diskussion zu den Argumenten für und gegen DAB plus ein. Allerdings erwarte der Verband, dass sich die Anstaltskollegen dann auch umfassend über die tatsächliche und aktuelle Lage im deutschen Markt und in Nachbarstaaten informierten. So gebe es keine fast identische Abbildung der UKW-Landschaft via Digitalradio.
„Lokale und regionale Strukturen via DAB plus sind nur in völlig veränderten Verbreitungsgebieten und bei einem gefüllten Multiplex möglich – und damit äußerst schwierig zu refinanzieren“, so Hillmoth. Die Erfolgsmeldungen aus dem Ausland seien auch nicht vorhanden. Im Gegenteil – in Großbritannien breche derzeit der Radiomarkt zusammen und außer der gebührenfinanzierten BBC habe kein privater Radioanbieter eine realistische Überlebenschance in DAB. In der Schweiz sei DAB in „Wartestellung“ und in Dänemark könnten nur rund 750.000 Menschen 18 DAB-Programme empfangen. Solchen Beispielen wolle das private Radio nicht folgen. [fp]
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