DAB Plus ist die Zukunft, doch noch ist UKW der alles beherrschende Verbreitungsstandard. Das Digitalradio bietet überregionale Vermarktungsmöglichkeiten, ist im regionalen Bereich derzeit aber noch nicht sinnvoll. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Boris Lochthofen, Geschäftsführer von Radio PSR und R.SA über die Entwicklung von DAB Plus und seine Möglichkeiten.
Her Lochthofen, Ihr Radiosender wird aktuell noch nicht im modernen DAB-Plus-Übertragungsverfahren ausgestrahlt. Was sind die Gründe dafür?
Boris Lochthofen: Wir sehen DAB Plus als komplementären Standard zu UKW mit seinen überaus erfolgreichen regionalen Marken. Der zentrale Gedanke der Regiocast, Veranstalter von Radio PSR und R.SA, ist es, mit Mehrwert und Vielfalt Digitalradio zum Erfolg zu führen. Davon sind wir überzeugt und dazu tragen wir mit unseren drei Programmen auf dem bundesweiten Multiplex als größter privater Anbieter maßgeblich bei. Denn Digitalradio bietet die Chance, endlich bundesweite Angebote und Marken zu etablieren, die aufgrund der föderalen UKW-Struktur jahrzehntelang unmöglich waren. Eine Belegung von Länder-Multiplexen mit bestehenden regionalen UKW-Programmen als Simulcast ist deshalb aus unserer Sicht aktuell noch kein Thema, da UKW mit Abstand die maßgebliche regionale Verbreitungstechnik ist.
Welche Hürden sind Ihrer Meinung nach noch zu nehmen, dass sich für Ihren Sender eine DAB-Plus-Ausstrahlung lohnt?
Lochthofen: In Deutschland sind hunderte Millionen UKW-Empfangsgeräte in Haushalten, Autos und Firmen vorhanden, die die regionalen UKW-Programme in hoher Qualität zu den Hörern bringen. Sobald die Marktdurchdringung mit DAB-Plus-Geräten sich in eine ähnliche Richtung entwickelt, ist DAB Plus auch regional eine interessante Option. Um auf diesem Weg voranzukommen, unterstützen wir mit der Regiocast die Eurochip-Initiative der Europäischen Rundfunkunion EBU. Ziel der Initiative ist es, die Geräteindustrie zu veranlassen, in ganz Europa ausschließlich Endgeräte anzubieten, die analoge und digital-terrestrische sowie Internet-Radio-Signale verarbeiten können. Damit wäre eine automatische Marktdurchdringung in wenigen Jahren gewährleistet.
In immer mehr Autos sowie auch im Mobilbereich wird DAB-Plus-Empfangstechnik verbaut. Haben Sie keine Angst vor einem Hörerrückgang?
Lochthofen: Nein. Denn zum einen stehen unsere Hörer ausgesprochen treu zu ihren regionalen Marken, trotz der seit Jahren voranschreitenden Digitalisierung. Zum anderen sind all diese Radioempfangsgeräte bereits mit Multichips ausgestattet. Ich kann also problemlos zwischen UKW und DAB Plus wählen. Wir verlieren dadurch also keine Hörer im UKW-Bereich sondern gewinnen aufgrund des vorhandenen Angebotes bei unseren nationalen DAB-Plus-Sendern neue hinzu.
DAB Plus bietet auch Zusatzdienste an. Daten wie Texte, Bilder sowie interaktive Elemente können somit an die Hörer übertragen werden. Damit haben Veranstalter die Möglichkeit, zusätzlich zu den „klassischen“ Radioprogrammen multimediale Zusatzdienste anzubieten. Warum verzichten Sie aktuell auf diesen Mehrwert zur Hörerbindung?
Lochthofen: In Sachsen senden aktuell nur die öffentlich-rechtlichen Sender ihre Programme über DAB Plus. Bundesweit sind es einige Dutzend Sender, die über DAB Plus verbreitet werden. Nur sehr wenige von all diesen Anbietern nutzen bereits die Zusatzdienste, da viele Geräte diese Dienste noch nicht unterstützen und die Zusatzmöglichkeiten bei DAB Plus im Zweifel leichter über mobiles Internet abgedeckt werden können. Wir schauen uns die Entwicklung aber sehr genau an.
Im Mobilbereich ist Internetradio noch keine Alternative zu DAB Plus, da üblicherweise die Mobilfunkverträge mit einer Verbrauchsgrenze und anschließender Drosselung versehen sind. Welche Alternativen haben die Hörer Ihren Sender auch mobil in digitaler Qualität zu genießen?
Lochthofen: Wir bieten bei unseren Sendern mobile Webplayer an, die sich speziell und plattformunabhängig an jeden Hörer richten. Der Zugang beispielsweise über livestream.radiopsr.de ist sehr komfortabel, da keine App benötigt wird – der Player ist direkt aus jedem gängigen Internetbrowser abspielbar. Neben dem klassischen Livestream von Radio PSR sind hier auch weitere Webstreams verfügbar. Der Webplayer arbeitet mit responsive Design, das sich jeder Displaygröße von Monitoren und mobilen Endgeräten automatisch anpasst. Die Datenraten der Streams sind dabei an die Beschränkungen bei der mobilen Nutzung angepasst. [rp]
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