In Großbritannien regt sich Widerstand gegen die von der Regierung, der BBCsowie privaten Radiobetreibern geplante Umstellung auf digitales Radio. Kritiker bemängeln das Fehlen verbindlicher Zusagen sowie offene Fragen bezüglich der Finanzierung.
Am Montag stellte Staatssekretär Ed Vaizey eine von der britischen Regierung, der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt BBC sowie von privaten Radiobetreibern unterzeichnete Absichtserklärung vor. Diese besagt, dass der Ausbau der DAB-Netze mit bis zu 21 Millionen britischen Pfund (ca. 20,1 Millionen Euro) unterstützt werden soll. Das Geld soll vor allem in die Modernisierung der Sendernetze fließen, die für den endgültigen Umstieg auf die digitale Verbreitung der Programme notwendig wird. In den kommenden 18 Monaten ist der Start von fünf neuen Lokalensembles geplant, unter anderem in Oxfordshire und Gloustershire. Das berichtete der „Guardian“ in seiner Dienstagsausgabe.
Der geplante Ausbau der DAB-Netze in Großbritannien geht zweifelsfrei voran, doch nicht ohne Kritik. William Rogers, Geschäftsführer der lokalen Radiogruppe UKRD, bezeichnete die Erklärung als „totale Zeit- und Energieverschwendung“. Man habe monatelang auf ein entsprechendes Papier gewartet, das nun vorliegende Resultat sei aber vor allem eines: nichtssagend. Es fehle an seriösen Festlegungen in Bezug auf wichtige Fragen der Finanzierung und einer vernünftige Strategie.
Unter Berufung auf Brancheninsider berichtete das Blatt weiter, dass gerade die privaten Radiobetreiber nur zögerlich dazu bereit seien, Millionen von Pfund in den Ausbau ihrer digitalen Angebote zu investieren, solang sich die Regierung nicht zweifelsfrei zum Umstieg auf Digitalradio verpflichtet. Ohne Aussicht auf ein definitives Ende der analogen Verbreitung zeigen sich die lokalen Stationen widerwillig, die Kosten für die digitale Verbreitung zusätzlich zu tragen.
Zudem kritisierten Insider, dass die Vereinbarung nie getroffen worden wäre, wenn sie rechtsverbindlich gewesen wäre, so der „Guardian“. Auf bindende Zusagen für Investitionen zum Ausbau des digitalen Radios wollten sich die Beteiligten scheinbar nicht einlassen. So warte beispielsweise die BBC erst die nächste Gebührenrunde 2016 ab. Die grundsätzliche Bereitschaft, das Projekt zu unterstützen, hatte die BBC bereits im vergangenen Oktober bekundet.
Trotz aller Kritik bleibe Vaizey optimistisch und bezeichne die Erklärung als „positiven und signifikanten Schritt“ für die Zukunft des Digitalradios in Großbritannien. Die Regierung hält weiter an der geplanten Umstellung fest. Vorraussetzung für den Umstieg auf Digitalradio ist, dass 50 Prozent der Radiohörer das digitale Signal nutzen. Die technische Reichweite der DAB-Netze muss zudem 90 Prozent der Bevölkerung erreichen. 2013 wird die Regierung voraussichtlich einen konkreten Termin für den geplanten Umstieg bekannt geben. [fm]
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