TLM dringt auf finanzielle Unterstützung bei DAB Plus

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Die endgültige Umstellung von UKW auf Digitalradio lässt in Deutschland weiter auf sich warten. Die Thüringische Landesmedienanstalt (TLM) fordert für thüringische Privatsender finanzielle Unterstützung bei der Umstellung durch die Politik.

Die Landesmedienanstalt Thüringen macht Druck beim Umstieg vom alten UKW-Radio auf das Digitalradio DAB Plus. Thüringen sei eines der Länder in Deutschland, in denen die Hörfunksender noch sehr zurückhaltend damit umgingen, sagte der Direktor der Einrichtung, Jochen Fasco. „Das kann sich zu einem Problem entwickeln.“

Nach seinen Angaben nutzen die drei privaten Radiosender, die ihr Programm landesweit ausstrahlen, noch Ultrakurzwelle (UKW). Dies sei zwar eine Entscheidung der jeweiligen Unternehmen, bemerkte Fasco. „Ich verstehe aber, dass sie nur schwer langfristig parallel beide Systeme finanzieren können.“
 
Fasco dringt deshalb auf eine Entscheidung der Landesregierung, „ob es Formen der finanziellen Unterstützung für private Veranstalter geben kann“. Ihm zufolge gibt es in anderen Ländern bereits Lösungen dafür. „In Sachsen-Anhalt hat man schon vor Jahren ins Gesetz geschrieben, dass die Veranstalter, die über UKW ausstrahlen wollen, auch DAB nutzen müssen.“
 
Der Direktor sieht die Politik nicht zuletzt auch deshalb gefragt, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk in den vergangenen Jahren kräftig in die neue Technik investiert hat. Die Expertenkommission KEF, die Vorschläge für die Beitragshöhe macht, habe viel Geld für die Öffentlich-Rechtlichen freigemacht, erinnerte Fasco. Weil es mittlerweile mehr Geräte mit DAB-Ausstattung gebe, befinde sich UKW auf dem Rückzug. „Wir müssen erkennen, dass neue Systeme ein Stück weit mit öffentlichen Mitteln gepusht werden.“
 
„Die Thüringer Landesverfassung gibt dem Land vor, für ausgewogene Verbreitungsmöglichkeiten zu sorgen“, stellte Fasco fest. Sein Haus habe deshalb die Landesregierung gebeten, ein Strategiegespräch mit allen landesweiten Radiosendern und Bürgersendern zu organisieren. „Ich gehe davon aus, dass es in diesem Jahr stattfindet.“
 
Fascos Vorschlag: Zur Finanzierung der neuen Technik sollten etwa die Mittel aus den Erlösen der Versteigerungen von nicht genutzten Fernsehfrequenzen verwendet werden. Dies werde leider noch kritisch gesehen. „Wenn die Öffentlich-Rechtlichen DAB ausbauen, sollte die öffentliche Hand nach Möglichkeit auch den privaten Radiosendern zumindest eine gewisse Zeit helfen, damit sie parallel UKW und DAB fahren können.“ Das sei nicht zuletzt deshalb wichtig, damit die privaten Sender ebenso wie die öffentlich-rechtlichen Stationen genügend Nutzer für die neuen Geräte zusammenbekommen.
 
„Die Politik ist grundsätzlich bei technischen Entwicklungen eher zurückhaltend und generell noch unsicher im Blick auf eine mögliche UKW-Abschaltung“, meinte Fasco. Schon die KEF habe aber festgestellt, dass es dem Gebührenzahler langfristig nicht zuzumuten sei, dass zwei große Systeme parallel finanziert werden. „Wir haben zurzeit in einer ganzen Reihe von Ländern die Hinwendung zum digitalen Radio und in Europa sogar teilweise einen Abgesang auf UKW.“ Im Alltag hätten bislang allerdings die Internetradios noch keinen durchgreifenden Erfolg.
 
Der Ausbau von DAB Plus ist umstritten, in den meisten Haushalten gibt es noch kein dafür taugliches Empfangsgerät. Kritiker meinen, das Internet-Radio sei die Zukunft des digitalen Radios. „Norwegen wird im Januar UKW abschalten“, sagte Fasco. „Ich glaube, bei uns in Deutschland wird es aber noch einige Jahre dauern.“[dpa/buhl]

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3 Kommentare im Forum
  1. Es ist doch sicherlich möglich, dieses eigenständig in Thüringen zu regeln (ähnlich wie in Bayern). Den GEZ Gebührenanteil von MDR Thüringen und TLM entsprechend neu verteilen, damit auch für Privatsender eine finanzielle Hilfe bei DAB+ raus springt. Wenn das rechtlich nicht möglich ist, muss das Land eben aus dem Haushalt eine Summe bereitstellen.
  2. Entweder setzt sich eine Technische Neuerung von selbst durch, oder sie verschwindet wieder. Subventionen sind nicht der richtige Weg.
  3. Die Antwort hat sich Jochen Fasco doch schon selbst gegeben: "In Sachsen-Anhalt hat man schon vor Jahren ins Gesetz geschrieben, dass die Veranstalter, die über UKW ausstrahlen wollen, auch DAB nutzen müssen." Also soll Thüringen einfach ins Gesetz schreiben, daß die Privaten auch auf DAB senden müssen, wenn sie auf UKW senden wollen. Und dann schauen wir mal, ob die Gesellschafter Kohle locker machen für ihr zukünftiges Geschäft oder ob es das dann gewesen war. "Wir müssen erkennen, dass neue Systeme ein Stück weit mit öffentlichen Mitteln gepusht werden." Ja, hätten sich die Privaten doch beteiligt am Ausbau der Infrastruktur. Soweit mir bekannt, stand ihnen das offen und sie haben es nicht getan. Nun sind die Fristen verstrichen, die 3 MDR-Muxe gehören formal dem MDR alleine. So wurde es mir jedenfalls mal aus "MDR-nahen Kreisen" mitgeteilt. Sein Haus habe deshalb die Landesregierung gebeten, ein Strategiegespräch mit allen landesweiten Radiosendern und Bürgersendern zu organisieren. "Ich gehe davon aus, dass es in diesem Jahr stattfindet." Sehr witzig. Als ob die Bürgersender da was zu melden hätten. Erstens: wer finanziert sie? Die TLM aus GEZ-Mitteln. Also muß die TLM das Gespräch suchen, nicht die Bürgermedien (die man natürlich dennoch anhören sollte). Zweitens: da man in Mitteldeutschland keine Regionalmuxe aufgebaut hat (die auch dem MDR für seine mehr oder weniger stark regionalisierten "Einser" guttun würden), blieben nur die Landesmuxe. Und die sind zu teuer und am Ziel vorbei für die Bürgermedien. Man könnte hier aber sehr gut Small-Scale-DAB aufbauen und ginge finanziell nicht tot daran. "Wenn die Öffentlich-Rechtlichen DAB ausbauen, sollte die öffentliche Hand nach Möglichkeit auch den privaten Radiosendern zumindest eine gewisse Zeit helfen, damit sie parallel UKW und DAB fahren können." Das sei nicht zuletzt deshalb wichtig, damit die privaten Sender ebenso wie die öffentlich-rechtlichen Stationen genügend Nutzer für die neuen Geräte zusammenbekommen. Ich sehe das grundlegend anders. Privatfunk ist kein Dienst für die Gesellschaft (die Öffis sinds leider inzwischen oft genug auch nicht mehr), sondern ein Geschäftsmodell des Werbezeitverkaufes. Wenn das Investitionen braucht, dann müssen das die hinter den jeweiligen Anbietern stehenden Kreise schon selbst tun. Oder sie lassen halt künftig das Dudeln und suchen sich andere Geschäftsfelder. Im Alltag hätten bislang allerdings die Internetradios noch keinen durchgreifenden Erfolg. Häh?
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