Die Voraussetzungen für digitales Radio sind hierzulande so gut wie noch nie. Zu diesem Schluss kamen am Montag die Experten beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland. DAB Plus wird in Zukunft auch von der Einführung des Datenvolumen durch die Telekom profitieren.
Lange Zeit tat sich digitales Radio in Deutschland schwer. Auch aktuell läuft der Absatz von Digitalradios noch schleppend – die Verbraucher kennen den neuen Verbreitungsweg trotz bundesweiter Kampagnen zum Teil sogar gar nicht. Wie sich am Montag beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland zeigte, ist die Branche trotzdem optimistisch. „Nie waren die Voraussetzungen für das digitale Radio in Deutschland besser als jetzt“, konstatierte der Medienberater Ralf Siepmann von der Bonner Indikativ GmbH, der in Leipzig das Podium zum Thema DAB Plus moderierte. Weitere Experten stimmten seiner Aussage im Verlauf der Veranstaltung zu.
Trotzdem herrschte auch Einigkeit darüber, dass noch große Anstrengungen nötig seien, um den digital-terrestrischen Empfang vollständig zu etablieren. Hierbei sei auch die Politik gefragt, so Gerd Bauer, Direktor der Landesmedienanstalt Saarland (LMS). Er kritisierte, dass Politiker neben DAB Plus immer wieder andere Übertragungswege ins Spiel bringen würden. Das verunsichere nicht zuletzt auch die für die Technologie um das Medium Radio wichtigen Automobilhersteller.
Deutschlandradio-Intendant Willi Steul bezeichnete DAB Plus als das „Rückgrat des Radios“ und als „derzeit richtige Technologie“ für die terrestrische Übertragung. Er und MDR-Rundfunkdirektor Johann Michael Möller gaben an, beim Thema DAB Plus in der Vergangenheit zu sehr den Technikern den Vortritt gelassen zu haben. In Zukunft soll deshalb verstärkt auf die inhaltlichen Mehrwerte durch digitales Radio verwiesene werden – vor allem in entsprechenden Kampagnen.
Während des DAB-Plus-Gipfels wurde das Internet als Übertragungsweg fast wie ein Feind des Radios behandelt. Möller bezeichnete das Internet als Verbreitungsweg für Hörfunk als „systemfremd“, und auch Steul sieht darin eine Gefahr, denn mit dem Internet begebe sich das Radio in die Hände anderer, was unter anderem die Verbreitungskosten nicht mehr kalkulierbar mache.
LMS-Chef Bauer sieht unterdessen gute Chancen für DAB Plus im Konkurrenzkampf der Verbreitungswege. Durch die Ankündigung der Telekom, zukünftig nur noch Internetverträge mit festem Datenvolumen anzubieten, würde sich in Zukunft jeder Hörer überlegen, ob er sein Radioprogramm über das Netz empfangen will. DAB Plus sei hingegen genau die richtige Technologie, um unbegrenzt in den Genuss von Radio kommen zu können – und könne so von der Telekom-Entscheidung profitieren, so Bauer. [hjv]
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