Am späten Vormittag des 22. Januar erreichte uns die Meldung, dass ein wichtiger Grundnetzsender des Bayerischen Rundfunks ausgefallen sei. Komisch, wir hatten bislang nichts davon gehört. Eine Falschmeldung?
Um welchen Senderstandort ging es?
Die Rede ist vom Grundnetzsender auf dem Wendelstein. Dank seiner Höhe von 1.794 Meter über dem Meeresspiegel und dem Umstand, dass er der letzte wirklich hohe Berg am Nordrand der Alpen ist, verfügt er über eine enorm große Reichweite. Der Wendelstein ist nicht nur so gut wie im ganzen bayerischen Alpenvorland und in Richtung Norden bis weit über München hinaus, sondern ist bis in den Bayerischen Wald unmittelbar bis zur tschechischen Grenze, zu empfangen. Zudem profitiert auch die österreichische Nachbarschaft von diesem Standort. Insbesondere auf UKW ist er in vielen Gebieten Tirols und des Bundeslands Salzburg zu hören.
Der Wendelstein soll ausgefallen sein?
Kaum zu glauben. Nachdem wir uns außerhalb des Empfangsgebiets des Wendelsteins befinden, wurde zunächst das Internet befragt. In einschlägigen Rundfunkforen sorgt ein derart prominenter Senderausfall gewöhnlich für zahlreiche Meldungen. Doch in diesem Fall, gar nichts. Keine einzige Notiz. Auch Nachfragen bei befreundeten DXern ergab nichts. Wobei man auch sagen muss, dass der Ausfall eines Senderstandorts insbesondere bei DAB+ und DVB-T2 nicht so leicht nachvollziehbar ist, da ja bei SFN-Netzen ein Signal auf derselben Frequenz über mehrere benachbarte Senderstandorte, etwa aus München direkt, kommen. Und UKW? „Wer hört heute noch UKW?“, hat ein Bekannter auf unsere Nachfrage gemeint.
Doch was gefunden?
Am Ende sind wir auf zwei Meldungen im Internet gestoßen. Die erste, wir vermuten, dass sie der Ausgang für die uns zugetragene Meldung war, stammt von einem bayerischen Lokalsender. Auf dessen Homepage ist zu lesen: „Stromausfall am Wendelstein“. Weiter wird angeführt, dass seit den frühen Morgenstunden des 21. Januar die Stromversorgung durch eine Notstromversorgung aufrechterhalten werde. Weiter soll dem Privatsender eine Mitarbeiterin, von wem, wird nicht erwähnt, mitgeteilt haben, dass es sich um einen technischen Fehler handle und an der Beseitigung des Problems gearbeitet werde. Zu der Meldung gibt es auf der Homepage ein nettes Bild der Wendelsteinbahn.
Also, wer hat keinen Strom?
Tatsache ist, dass der Wendelstein nicht nur ein Senderstandort, sondern ein Tourismus-Hotspot ist. Auf den berg hoch gehen nicht nur eine elektrisch betriebene Zahnradbahn und eine Seilbahn. Da oben gibt es natürlich auch die entsprechende Tourismus-Infrastruktur. Stichwort Gastronomie. Kann schon sein, dass da ein Problem an einer Stromleitung den Berg hoch ein Problem bestanden hatte. Dies heißt aber nicht automatisch, dass auch der Sender still steht.
Wer weiß Bescheid?
Wer weiß am besten Bescheid, was am Senderstandort Wendelstein los war? Der Senderbetreiber, also der Bayerische Rundfunk. Da war man zunächst über unsere Nachfrage mehr als erstaunt. Von einem Ausfall weiß man nichts. Aber man werde sich erkundigen. Am Ende stellte sich heraus, dass es zu keinem Senderausfall gekommen war. Wobei sich der BR freilich nur auf die eigenen Angebote bezieht.
Was ist das Fazit?
Für uns ergeben sich folgende Fakten: Wenn der BR sagt, dass seine Programme am Wendelstein nicht ausgefallen sind, dann glauben wir das. Wäre irgendein anderes Programm oder Multiplex auf DAB+ oder DVB-T2 ausgefallen, wären die einschlägigen Foren mit Meldungen darüber übergegangen. Das war aber nicht so.
Am Ende sieht es für uns so aus, dass sich der Inhalt einer recht wagen Meldung selbstständig gemacht und die Phantasie zumindest mancher ihrer Leser beflügelt hat. Am Ende lehrt uns das, nicht alles zu glauben, was man irgendwo aufschnappt. Kontrolle und hinterfragen schadet nie. Nur so lässt sich der wahre Kern von etwas, was einem, in welcher Form auch immer, zugetragen wird, herausfinden.
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