Statt Digital Radio: Militär will DAB+-Frequenzen nutzen

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Die Karte zeigt die Nutzung des Kanal 5A in Europa

Der Kampf um Frequenzen zwischen Digitalradio und dem Militär ist so alt, wie DAB/DAB+. Lange Zeit schien er beigelegt. Aber nun ist er aufs Neue entflammt.

Kurzer Rückblick

Als DAB, damals noch ohne nachgestelltes „Plus“, Ende der 1990er-Jahre auf Sendung ging, gab das Militär, Stichwort NATO, vor, dass die maximale Sendeleistung nur 1 kW ERP betragen durfte. Man fürchtete, dass im Kanal 13 arbeitende Funksysteme gestört werden könnten. Pikant daran war allerdings, dass zu der Zeit in anderen NATO-Ländern nicht nur auf den 12er-Kanälen schon auch mit höheren Sendeleistungen gearbeitet wurde, sondern dass dort auch die Frequenzblöcke auf Kanal 13 für DAB/DAB+ zum Einsatz kamen und noch immer kommen. So in früher in Italien und bis heute in Norwegen. Beides auch NATO-Länder, wie man weiß.

Welche Frequenzen will das Militär?

Der Hunger nach Frequenzen wird immer größer. Das Problem ist nur, sie gibt es nicht in unendlichem Ausmaß und Frequenz ist nicht gleich Frequenz. Eine Reihe von Faktoren bestimmen, wofür sie genutzt werden können. Dazu zählen Reichweiten, Ausbreitungsbedingungen und die Größe der dafür erforderlichen Antennen.

Aus dem Digitalradiospektrum hat das Militär ein Auge auf die Kanäle 5A und 5B geworfen. Aber nicht nur darauf. Auch der derzeit noch vom digitalen Antennenfernsehen DVB-T2 genutzte kärgliche Rest des UHF-Bereichs scheint nun für das Militär attraktiv.

Auch das Regionalnetz Kiel sendet auf Kanal 5A

Warum auf einmal?

Schuld an der aktuellen Misere ist der Ukrainekrieg. Wir erinnern daran, dass sich der Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar, also kommenden Montag, zum dritten Mal jährt. Womit dieser unsägliche, von Moskau angezettelte Krieg, bereits ins vierte Jahr geht.

Diese neue Unberechenbarkeit Russlands hat zu einer Neubewertung der Sicherheitslage nicht nur in Europa geführt. Nicht nur, dass jetzt wieder militärisch aufgerüstet und modernisiert wird, das Militär hat auch den Bedarf an zusätzlichen Frequenzen angemeldet.

War da nicht schon mal was?

Die unteren 5er-Kanäle waren bereits in der Vergangenheit für Digitalradio gesperrt, dam man Störungen unmittelbar benachbarter Funkdienste im öffentlichen Interesse befürchtete. Sie wurden bei diversen Großveranstaltungen, wie dem Deutschlandfest 2011, eingesetzt.

Spät aber doch, wurden die Kanäle 5A und 5B in Deutschland für DAB+ freigegeben und auch koordiniert. Inzwischen sendet auf Kanal 5A auch schon das Regionalnetz Kiel.

Kanal 5B ist in Europa dichter belegt. Hier sendet auch Chemnitz

Was passiert jetzt?

Dem gestiegenen Frequenzbedarf von Militär und Sicherheitsbehörden hat die BNetzA nun insofern Rechnung getragen, als dass diese für die Kanäle 5A und 5B bundesweit eine Nutzung für den Rundfunk ausgeschlossen hat. Dabei stellt sich die Frage, was jetzt mit den Regionalnetzen Kiel (5A) und Chemnitz (5B) geschehen wird.

Wie groß der praktische Nutzen dieser beiden Kanäle für Militär und Sicherheitsanwendungen tatsächlich ist, gilt es zu hinterfragen. Denn diese Kanäle werden auch in den Nachbarländern für DAB+ genutzt. Und die fallen bekanntlich nicht in die Hoheit der BNetzA. Österreich ist zudem nicht einmal NATO-Mitglied.

Wäre ein Ausweg, auf Kanal 13 auszuweichen? Nein, weil der befindet sich zu nahe am militärischen Flugfunk und scheidet deshalb, zumindest bei uns, aus. Es wird also spannend, wie sich hier die Dinge entwickeln werden.

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1 Kommentare im Forum
  1. DAB+ soll doch lang- oder mittelfristig UKW ablösen. Können die freiwerdenden FM Frequenzen dann nicht vom DAB+ Radio benutzt werden? (Evtl. teilweise ...)
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