Erste Untersuchungen haben ergeben, dass die die beliebtesten Hörfunkwellen während der ersten beiden Januarwochen massiv an Zuhörern verloren haben. Ein Resultat, das in dieser Dimension überrascht und hierzulande einen UKW-Ausstieg wohl in weite Ferne schieben lässt.
Was war geschehen?
Mit Jahresende 2024 hat die SRG die Verbreitung ihrer Hörfunkprogramme auf UKW eingestellt. Auch unter dem Hintergrund, dass DAB+ in der Schweiz bereits bestens ausgebaut ist und laut vorangegangener Untersuchungen kaum mehr jemand UKW als primären Empfangsweg genutzt hatte. Unter diesen Voraussetzungen war man davon ausgegangen, kaum Hörer zu verlieren.
Wie haben das die Hörer aufgenommen?
Erste vorläufige Umfrageergebnisse belegen, dass die drei Hauptwellen der SRG massiv an Hörern verloren haben. Von einer halben Million ist die Rede. Wobei SRF 1 mit über 250.000 Hörern die größten Verluste hinnehmen muss. Bei der Popwelle SRF 3 sind es mit über 210.000 kaum weniger. Die wenigsten Federn musste die Kulturwelle SRF 2 mit über 22.000 Hörern hinnehmen. Insgesamt muss die SRG einen Hörerverlust von über 23 Prozent verschmerzen, seit sie von UKW ausgestiegen ist.
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Kann das stimmen?
Die beteiligten der Untersuchung und verantwortlichen bei der SRG sind sich einig, dass diese Zahlen noch wenig aussagekräftig sind. Eher sind sie als Momentaufnahme zu verstehen. Belastbare Zahlen wird es erst nach Monaten geben und dann wird man sehen, wie sich die Hörer letztendlich verhalten.
Tatsache ist zwar, dass die meisten Haushalte in der Schweiz zwar schon DAB+ besitzen, aber viele auch noch UKW-Radios nutzen. Wir kennen das, dass etwa im Hobbyraum oder in der Werkstatt ältere Geräte aufgestellt sind, die im Wohnbereich bereits ausgemustert wurden.
Ein ungelöstes Problem in der Schweiz ist auch noch die Situation in den Fahrzeugen. Bis an die 40 Prozent der Fahrzeuge haben noch kein DAB+ und entsprechende Autoradioadapter sind gegenwärtig rar.
Gibt es noch Alternativen auf UKW?
Die Privatsender gibt es in der Schweiz noch auf UKW. Sie dürfen dort bis Ende 2026 weiter senden. Allerdings haben auch die ihre Sendernetze inzwischen ausgedünnt und beschränken sich im Wesentlichen auf Ballungsräume. Es gibt also schon ländliche Regionen in der Schweiz, wo es mit heimischen Sendern auf UKW ziemlich mau aussieht. Vielerorts besteht zudem die Möglichkeit, Programme aus Baden-Württemberg zu hören. Angesichts des nun freieren UKW-Frequenzspektrums in der Schweiz, klappt das jetzt auch besser, als noch vor einem Monat.
Wer profitiert?
Gegenwärtig haben wohl die schweizer Privatsender vom UKW-Ausstieg der SRG profitiert. Radio 1 des UKW-Rebellen Roger Schawinski soll demnach 50 Prozent an Hörern dazu gewonnen haben. Bei Radio Pilatus sollen es 20 und bei Radio 24 16 Prozent sein. Wobei anzunehmen ist, dass diese Zahlen genauso wenig belastbar sind, wie die Verluste der SRG.
Am Ende profitiert auch die SRG von der UKW-Abschaltung. Sie hat bis Ende 2024 für die UKW-Ausstrahlung an die 850 Sendeanlagen genutzt, die pro Jahr rund 15 Millionen Franken gekostet hat. Dieses Geld spart sich jetzt die SRG.
Wie geht es weiter?
Dass es jetzt verschiedene Programme nicht mehr auf UKW gibt, daran müssen sich die Leute erst gewöhnen. Das dauert etwas. Auch, weil nun sicher das eine oder andere alte Radio durch ein neues DAB+-Gerät ersetzt werden wird. Es ist also anzunehmen, dass viele der nun verloren geglaubten Hörer, zu ihren SRG-Sendern zurückkehren werden. Die langfristigen Trends wird man wohl erst ab Sommer diesen Jahres wissen.
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