
Wir erinnern uns: Zum Jahresbeginn wurden in der Schweiz alle UKW-Frequenzen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks abgeschaltet. Auch viele Privatsender haben sich zumindest teilweise von UKW zurückgezogen. Nun liegen erste belastbare Untersuchungsergebnisse vor, wie sich das auf die Hörerzahlen ausgewirkt hat.
Großes Minus, aber OK?
Laut der quartalsmäßig vorgenommenen Untersuchungen zur Radionutzung in der Schweiz hat sich im ersten Quartal 2025 für die Programme der SRG im Durchschnitt ein Minus von 15 Prozent im Vergleich zu den Werten vor einem Jahr ergeben. Demnach beträgt die Tagesreichweite für die SRG-Sender bei den ab 15 Jahre alten Schweizern 53 Prozent. Somit ist man stolz, die Marktführerschaft gegenüber den Privaten einmal mehr erfolgreich verteidigt zu haben. Dies bedeutet im Vergleich zur Vorjahresmessung ein Minus von 6 Prozent. Laut SRG liegen die aktuellen Zahlen im Rahmen der Erwartungen.
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Wie war das mit der digitalen Nutzung?
In der Schweiz wird Radio zu rund 80 Prozent digital konsumiert. Also entweder über DAB+ oder über Streaming. Spannend daran ist auch, dass im Laufe des Jahres 2024 immer wieder unterstrichen wurde, dass nur noch ein kleiner Teil der Bevölkerung, genannt wurden Zahlen im kleinen einstelligen Prozentbereich, ausschließlich UKW hört. Das hat die Vermutung genährt, dass sich die UKW-Abschaltung kaum bemerkbar machen würde. Wie soll schon der Wegfall von etwas groß auffallen, was kaum mehr genutzt wird?
Wie immer, steckt auch hier der Teufel im Detail. In diesem Fall bei dem Wörtchen „ausschließlich“. Denn es schließt nicht aus, dass Hörer, die auch DAB+ und Streaming nutzen, nicht auch noch ein oder mehrere UKW-Geräte besitzen. Also wird am Ende auch noch UKW genutzt. Etwa mit dem alten Radio im Hobbyraum. Diese Radios erachtet man oft als nicht wichtig genug, sie zu ersetzen. Also hört man mit ihnen einfach etwas anderes, solange damit noch etwas empfangbar ist.
Weiter ist zu berücksichtigen, dass Streaming auch eine ganz andere Gefahr für den heimischen Radiomarkt bedeutet. Über Streaming besteht nicht nur Zugang zu den ortsüblichen Stationen, sondern zu zehntausenden aus aller Welt. Da ist man nur einen bis wenige Klicks davon entfernt, sich vom heimischen Radiomarkt zu verabschieden.
Wie lauten die Zahlen im Detail?
Nach den aktuellen Zahlen schalten 53 Prozent der Schweizer SRG-Programme und 41 Prozent Private ein. Weitaus spannender sind die Rückgänge bei der öffentlich-rechtlichen Radionutzung in den einzelnen Sprachregionen. Demnach hat die SRF in der Deutschschweiz ein Minus von 18 Prozent zu beklagen – und steht damit noch gut da. Weitaus drastischer sind die Zahlen in der französischen Schweiz, wo die RTS 25 Prozent seiner Hörerschaft zu beklagen hat. Am härtesten hat es RSI in der italienischen Schweiz getroffen. Sie hat ein Minus von 29 Prozent zu beklagen.
Wie lässt sich das erklären?
Wir dürfen davon ausgehen, dass jene, die nun keine SRG-Programme mehr hören, nicht ausschließlich bei den eventuell noch auf UKW verfügbaren ortsüblichen Privatsendern gelandet sind. Schließlich hat die Abschaltung lokaler UKW-Frequenzen einen interessanten Nebeneffekt. Sie erleichtert den Empfang ausländischer Programme. So sind nun in weiten Teilen der Deutschschweiz viel leichter Programme aus Deutschland zu hören. Zudem gibt es insbesondere in der italienischen Schweiz ein wirklich großes Angebot an UKW-Stationen aus Italien.
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