Radio Wien: Neustart vor genau 80 Jahren (DF History)

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Vor 80 Jahren lag die Rundfunklandschaft Österreichs in Trümmern. Ihr Neuanfang war am 29. April 1945

Ende April/Anfang Mai 1945. Der 2. Weltkrieg liegt in den letzten Atemzügen. Die Deutsche Wehrmacht stand schon lange auf verlorenem Boden. Bereits am 13. April 1945 wurde Wien von den sowjetischen Truppen erobert. Nur drei Tage später nahm Oscar Czeija, jener Mann, der als Vater des Rundfunks in Österreich gilt, den Wiederaufbau des Sendebetriebs in die Hand.

Anfangs griff man beim Neustart des freien Rundfunks in Österreich, in dem Fall müssen wir das auf Wien eingrenzen, auf den alten Vorkriegsnamen RAVAG zurück. RAVAG bedeutete Radio Verkehrs AG. Die AG gab es freilich seit dem Einmarsch der deutschen Truppen im März 1938 nicht mehr. Aber der Name stand auch für die österreichische Identität und man wollte damit auch Vertrauen unter der Bevölkerung gewinnen.

Am 27. April 1945 wurde die 2. Republik Österreich gegründet. Wohl wissend, dass in weiten Teilen des Landes noch gekämpft wurde. Österreichisches Radio gab es an dem Tag noch nicht. Zu hören gab es dafür die letzten Durchhalteparolen aus München oder Berlin. Freilich ohne der Neugründung Österreichs Aufmerksamkeit zu schenken.

Erste neue Signale

Nach der Befreiung von Sendeanlagen lag es im Interesse der alliierten Streitkräfte, diese möglichst schnell wieder in Betrieb nehmen zu können. Denn mit ihrer Hilfe ließ sich die Bevölkerung am leichtesten und schnellsten darüber informieren, wie es für sie, jetzt nach Kriegsende, weiterging.

So kam es, dass sich ab Ende April 1945 jene deutschen Sender, die noch im Einflussgebiet der alten Machthaber standen, Durchhalteparolen sendeten, während andere sich bereits mit neuem Namen als befreite Stationen meldeten.

Radio Wien

Bereits am 29. April 1945 meldete sich aus dem kurz zuvor von der Roten Armee befreiten Wien „Radio Wien“. Unter der Aufsicht der sowjetischen Militärs versuchte man ein tägliches Fünfstundenprogramm auf die Beine zu stellen. Dazu hatte man zwei behelfsmäßige Sender, einen mit einer Leistung von 30 Watt (592 kHz) auf dem Dach des Funkhauses und einen weiteren 300-Watt-Sender (1 312 kHz) in der Technischen Gewerblichen Mittelschule in Betrieb genommen. Der große 100-kW-Sender vor den Toren Wiens stand nicht mehr zur Verfügung. Er wurde am 13. April von abziehenden SS-Truppen gesprengt. In der Zeit von 19:30 bis 21:30 Uhr wurde den Hörern die neue österreichische Regierung vorgestellt. Bereits am 1. Mai wurde das erste Nachkriegs-Konzert aus dem Wiener Konzerthaus gesendet.

Österreichischer Rundfunk

Der Sender Lauterach bei Bregenz überlebte den Krieg ohne Unterbrechungen. Nachdem am Vormittag des 2. Mais noch Durchhalteparolen gesendet wurden, unterbrach ein Techniker gegen Mittag die Zuleitung vom Studio zum Sender. Um 21:28 Uhr schaltete dieser Techniker den Sender vor Ort wieder ein und übertrug zunächst das alte Pausenzeichen des österreichischen Vorkriegsrundfunks RAVAG, einen tickenden Wecker. Um 21:30 Uhr meldete er sich mit der Ansage: „Hier ist der Österreichische Rundfunk, Sender Dornbirn in Vorarlberg.“

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