ORF: „DAB Plus soll 50 Millionen Euro kosten“

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Langsam laufen in Österreich die Vorkehrungen zur Einführung von DAB Plus an. Doch ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sprach sich deutlich gegen das neue Digitalradio aus: DAB Plus solle den ORF 50 Millionen Euro kosten. Er halte auch weiterhin an UKW als Übertragungsweg fest.

In einigen europäischen Ländern wird mittlerweile die Einführung des neuen digitalen Radios deutlich vorangetrieben. So legte Norwegen bereits einen konkreten Termin zur Abschaltung der UKW-Verbreitung fest. In Österreich ist dagegen gerade erst einmal der Testbetrieb des neuen digitalen Übertragungsstandards angelaufen. Am 28. Mai startete im Großraum Wien der Pilotversuch für DAB Plus, an dem 15 private Radiostationen teilnehmen. Nicht dabei sind allerdings die führenden landesweiten Radiosender ORF und Kronehit.

Die Verweigerungshaltung des ORF hatte in der Vergangenheit schon mehrfach den Testbetrieb hinausgezögert, der Starttermin wurde immer wieder verschoben.
Nun sprach sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz wieder deutlich gegen DAB Plus aus, er will stattdessen auch weiterhin an UKW festhalten.
 
Auf der Sitzung im ORF-Publikumsrat am Mittwoch fand Wrabetz deutliche Worte gegen die schnelle Einführung des neuen Übertragungsstandards. So er sprach er laut der Tageszeitung „Der Standard“ von „50 Millionen Euro Mehrkosten und Mindereinnahmen pro Jahr“, die es den ORF kosten würde, DAB Plus und UKW parallel zu betreiben. Dies sei laut Wrabetz aber notwendig, da in Österreich momentan noch 15 Millionen UKW-Radios existieren.
 
Wie der ORF weiter mitteilte, nannte Wrabetz die Einführung von DAB Plus „eine beispiellose Enteignung unserer Kunden“. Wrabetz machte deutlich, auch weiterhin bei der Verbreitung des Rundfunkprogramms auf UKW zu setzen: „Deshalb wollen wir an UKW als bestmöglichen Standard möglichst lange festhalten.“
 
Der ORF hatte seine Absage mit rechtlichen Gründen erklärt. Im Vorfeld hatte die österreichische Medienbehörde KommAustria dem öffentlich-rechtlichen Sender die Veranstaltung eines neuen Formates untersagt, das sich gezielt an junge Hörer richten sollte und das der ORF im Rahmen des DAB-Plus-Testbetriebes an den Start bringen wollte.
 
Auch der Geschäftsführer vonKronehit, Österreichs einzigem bundesweitem Privatradio, Ernst Swoboda, hatte sich deutlich gegen die Einführung des neuen Digitalradios ausgesprochen. Im März hatte er den Digitalradio-Empfang als „Frontalangriff auf UKW“, der von der Elektrobranche initiiert sei und der die Gattung Radio „demolieren“ werde, kritisiert. Diesen Versuch wolle er nicht mittragen. [kw]

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24 Kommentare im Forum
  1. AW: ORF: "DAB Plus soll 50 Millionen Euro kosten" So unterschiedlich können die Auffasungen in den Alpenländern sein. Während das Schweizer Radio früh auf DAB gesetzt hat und bereits einen hohen Anteil an DAB-Geräten hat und damit nun einen Abschalttermin festsetzen konnte, wundert sich der ORF, warum niemand in der Alpenrepublik einen DAB-Empfänger zuhause hat. Die Schweizer freuen sich jetzt schon darüber, dass die DAB-Übertragung sie dann nach Abschaltung nur noch 20 % der bisherigen Kosten der UKW-Senderkette kosten wird. Man brauche dazu auch wegen des Gleichwellenbetriebs wesentlich weniger Sender in der bergigen Landschaft. Die Zahl scheint mir auch sehr hoch gegriffen. Die DAB-Übertragung der ARD kostete 2013 (wen auch noch nicht vollausgebaut) deutschlandweit derzeit unter 10 Millionen Euro pro Jahr, UKW und DAB gemeinsam 35 Millionen. Wußte gar nicht wie groß Österreich ist.
  2. AW: ORF: "DAB Plus soll 50 Millionen Euro kosten" Der ORF hat einfach die Hosen voll vor mehr kommerzieller Konkurrenz...
  3. Wenn man als Chef einer grossen Rundfunkanstalt an einer alten analogen Technik festhält, muss man sich die Frage gefallen lassen, ob man der Richtige ist, um den ORF in die Zukunft zu führen.
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