Österreich nimmt auch weiterhin in Sachen Digitalisierung des Hörfunks keine Fahrt auf. Statt schnell den Regelbetrieb für DAB Plus aufzunehmen, soll der Testbetrieb für den neuen Verbreitungsstandard um ein weiteres Jahr verlängert werden.
Schlechte Zeiten für die digitale Radioverbreitung: Österreich nimmt vorerst auch weiterhin im Hörfunk nicht den Regelbetrieb in DAB Plus auf, stattdessen wird der Testbetrieb für den digitalen Empfang um ein weiteres Jahr verlängert. Dies kündigte Alfred Grinschgl, Geschäftsführer des Fachbereichs Medien in der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH, diese Woche auf den Österreichischen Medientagen an, wie die österreichische Medienagentur APA berichtete.
Der Testbetrieb für DAB Plus war Ende Mai im Großraum Wien gestartet, nachdem er im Vorfeld mehrfach verschoben worden war. 15 private Radiosender nehmen an dem Pilotbetrieb teil. Österreichs führende Radiostationen, der öffentlich-rechtliche ORF und Kronehit, Österreichs einziges bundesweites Privatradio, hatten ihre Teilnahme kurz vor dem Starttermin abgesagt.
Wolfgang Struber, Obmann-Stellvertreter des Vereins Digitalradio und Geschäftsführer des Privatsenders Radio Arabella, setzte sich auf den Medientagen für die fortschreitende Digitalisierungsprozess des österreichischen Radios ein. An dieser Stelle sei die Politik gefordert, Österreich brauche eine „gesetzgeberische Willensbekundung, die den Weg für die Etablierung von Digitalradio in Österreich ebnet“, soStruber.
Der Vertreter des ORF verharrte auch bei den Medientagen auf der Postion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der ORF will sich erst dann für den neuen Verbreitungsstandard einsetzen, wenn er dadurch einen Mehrwert erfahre, wie die Veranstaltung neuer Radiosender über DAB Plus. So stellte ORF-Radiodirektor Karl Amon klar, dass die Verbreitung über Digitalradio für die öffentliche-rechtliche Sendeanstalt nur dann in Frage kommt, „wenn man die digitalen Möglichkeiten nutzen und ausbringen kann – wir wollten einen neuen Sender testen, das wurde uns gesetzlich untersagt, deshalb warten wir lieber“.
Somit scheint Österreich vorerst weiterhin keine entscheidenen Schritte in Bezug auf die Digitalisierung des Radios zu unternehmen. Währenddessen ging allerdings dieser Tage das Streamingportal Radioplayer der privaten Radioveranstalter im Internet an den Start. [kw]
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