Den Unkenrufen zum Trotz vollziehen die Norweger den Wechseln von UKW zu DAB Plus seit Anfang des Jahres. Nun ziehen sie Bilanz.
Der Blick aller großen Radio-Veranstalter richtet sich zurzeit auf ein Land: Norwegen. Hier wird seit Januar der analoge UKW-Hörfunk zugunsten von Digitalradio DAB Plus abgeschaltet. Nun blicken die Verantwortlichen auf die Zahlen und können eine positive Bilanz ziehen.
So befinden sich die Tagesreichweiten jetzt fast auf dem Vorjahresniveau. Damit blieb der Rückgang deutlich unter den Erwartungen. In Zahlen ausgedrückt heißt das, dass aktuell über 64 Prozent der Norweger täglich Radio hören. Im Jahr 2016 waren es 67,1 Prozent
„Die Zahlen können nicht anders interpretiert werden: Der Übergang von UKW auf DAB Plus ist ein Erfolg“, freut sich Ole Jørgen Torvmark, CEO von Digital Radio Norway, der Organisation, die die nationalen Sender NRK, MTG und Bauer Media vertritt. Als positives Beispiel nennt er die Provinz Nordland, in der im Januar die UKW-Abschaltung begonnen hat. Hier hat fast die gesamte Bevölkerung den Umstieg von UKW auf DAB Plus mitgetragen. Immerhin hörten 64,2 Prozent der Nordländer im zweiten Quartal 2017 Radio.
Bevölkerung hat Umstieg fast vollständig vollzogen
Inzwischen besitzen 84 Prozent der Bevölkerung mindestens ein DAB Plus Radio, insgesamt stehen 4,75 Millionen DAB Plus Radios in norwegischen Haushalten. 1,25 Millionen Autoradios besitzen DAB Plus Empfang.
1,9 Millionen Norweger hören Radio über DAB Plus, damit entfallen 72 Prozent der Hörfunknutzung auf diesen Verbreitungsweg. UKW wird nur noch von 37 Prozent der Bevölkerung genutzt. Die Analog-Abschaltung ist noch nicht in allen Regionen vollzogen: Als letzte Provinzen werden Troms und Finnmark am 11. Dezember auf DAB Plus umgestellt. Nur 24 Prozent der Norweger hören Radio über das Internet.
Werbung profitiert von Digitalisierung
Trotz einiger Bedenken konnten vor allem die privaten Radiostationen vom Umstieg auf DAB Plus profitieren. Mit einem Umsatz von 369 Millionen Kronen, also 40 Millionen Euro (Quelle: institutet för reklam- och mediestatistik) wächst der Radio-Werbemarkt im zweiten Quartal 2017 um 1,4 Prozent, während die Werbeeinnahmen bei Tageszeitungen (-16,2 Prozent) und Fernsehen (-3,3 Prozent) zurückgehen.
„Die Tatsache, dass der Umsatz im Privatradio-Bereich selbst im Jahr der UKW-Abschaltung derart solide ist, unterstreicht die Stärke des Hörfunks als Werbemedium und macht nicht zuletzt deutlich, wie gut die Digitalisierung des Radios verläuft“, kommentiert Kenneth Andresen, Hörfunkchef und CEO bei der P4 Group.
Neue Radiostationen mit Hörerwachstum
Am höchsten sind die Zuwachsraten bei den Kanälen NRK P1 +, P5 Hits und Radio Rock: Fast 1,2 Millionen Norweger hören Radiostationen, die es auf UKW früher nicht gab. Dabei geht die Kurve weiter steil nach oben: So konnte beispielsweise die neue Welle P5 Hits ihren Marktanteil seit Januar von 3,5 auf 5,1 Prozent steigern, auch Spartensender wie Radio Vinyl (Anstieg von 0,3 Prozent im Januar auf jetzt 1,7 Prozent) wachsen. Experten gehen davon aus, dass diese Entwicklung anhalten wird.
[tk]
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