Nachdem der WDR nach heftiger Kritik der privaten Veranstalter seine Pläne für ein Digitalradio zur Fußball-Europameisterschaft fallen gelassen hat, ist auch das Interesse der Landesrundfunkanstalten am WDR-Sportradio gesunken. Der Sender reduziert daher seine Berichterstattung.
Statt der geplanten 18 Stunden Sendezeit pro Tag will der Westdeutsche Rundfunk (WDR) nur noch acht Stunden täglich senden, jeweils zwischen 16.00 und 00.00 Uhr, berichtete das Branchenportal „Funkkorrespondenz“ am Freitag. Des Weiteren wurde der Sendestart auf den 31. Mai verschoben. Zu diesem Zeitpunkt trifft die deutsche Mannschaft im Rahmen ihres letzten Vorbereitungsspiels auf Israel. Sollte das zeitlich begrenzte Projekt ursprünglich am 8. Juli enden, werde nun bereits am 3. Juli Schluss sein.
Wie Sendersprecher Uwe-Jens Lindner dem Portal gegenüber erklärte, sei das Interesse der Landesrundfunkanstalten an einer Übernahme des Programms deutlich gesunken, nachdem der Sender sein geplantes Digitalradio wieder verworfen hatte. Daher habe man sich dafür entschieden, den Umfang der Berichterstattung zu reduzieren.
Ursprünglich hatte der WDR geplant, zwischen dem 19. Mai und 8. Juli 18 Stunden täglich das bestehende Digitalradio-Programm „WDR Event“ umzuformatieren und Hörer über Fußball-EM, Leichtathletik- und Schwimm-WM sowie Tennis-Grand-Slam in Wimbledon zu informieren. Neben der Verbreitung über die bundesweite DAB-Plus-Plattform sollte der Audiostream auch via Internet empfangbar sein.
Allerdings protestierte der Verband der privaten Rundfunkveranstalter. Die geplanten Aktivitäten müssten von der Medienpolitik „ein klares Spielverbot“ erhalten, hatte VPRT-Vizepräsident und Radio-Regenbogen-Geschäftsführer Klaus Schunk erklärt. Es sei blanker Zynismus, wenn der Westdeutsche Rundfunk ein entsprechendes Projekt öffentlich als „Förderung des Digitalradios“ deklariere, laut internen Papieren aber erfolgreichen privaten Sendeangeboten wie dem Fußball-Radio 90elf „etwas entgegensetzen“ wolle. Der WDR lenkte ein und wollte das Programm nur noch wie Internet und Mittelwelle verbreiten.
Nun werde das Zusatzangebot direkt als befristetes Sonderprogramm des WDRgekennzeichnet. Darüber hinaus sollen andere ARD-Landesrundfunkanstalten auf ihren Internetportalen auf den Livestream des Sportradios verlinken. Zur am 30. Mai stattfindenden Sitzung des WDR-Rundfunkrates wird das Sportradio ebenfalls auf dem Tagesprogramm stehen. [rh]
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