Zwei Produktionen des Mitteldeutschen Rundfunks MDR sind für den Prix Europa nominiert worden. Die ARD-Anstalt bewirbt sich mit einer TV-Produktion und einem Hörspiel für den europäischen Medienpreis, der Ende Oktober vergeben wird.
Der MDR bewirbt sich laut einer Mitteilung vom Mittwoch mit der TV-Dokumentation „Geheimsache Ghettofilm/A Film Unfinished“ und mit dem Hörspiel „Die Sicherheit einer geschlossenen Fahrgastzelle“ um den Prix Europa 2010. Mit dem Preis werden alljährlich die besten europäischen Fernseh-, Radio- und Internetproduktionen geehrt.
„Geheimsache Ghettofilm/A Film Unfinished“ ist eine Koproduktion zwischen dem federführenden MDR, dem SWR, Arte und dem Israelischen Fernsehen und zählt zu den erfolgreichsten deutschen Dokfilmen des Jahres 2010. Er war Gewinner in Toronto, Tel Aviv, Berlin und beim US-amerikanischen Sundance-Festival. Für den Prix Europa ist er in der Kategorie „TV Dokumentation“ nominiert. Am Dienstag, 19. Oktober, feiert der Film im Rahmen der Dokfilmwoche Leipzig- Premiere.
Der Film ruft das reale Schicksal der Ghettobewohner ins Gedächtnis und lehrt die Zuschauer zugleich das reflektierte Betrachten von Archivbildern: Ausgangspunkt des Films sind 62 Minuten unvertontes, nur teilweise geschnittenes Filmmaterial – alles, was an Filmbildern aus dem Warschauer Ghetto überliefert ist. Jahrzehntelang wurden einige dieser Bilder als authentisches Archivmaterial verstanden und verwendet. Im Verlaufe des Filmes stellt sich heraus, dass nationalsozialistische Propagandafilmer 1942 gezielt ins Warschauer Ghetto geschickt wurden, um diese Bilder zu inszenieren.
Das Originaltonhörspiel „Die Sicherheit einer geschlossenen Fahrgastzelle“ wurde vom MDR zum 20. Jahrestag des Mauerfalls inszeniert. DAs Hörspiel erzählt die Geschichte der Ärztin Annemarie und ihrer Tochter, die am 09. November 1989 um 21.15 Uhr den Grenzübergang Marienborn passierten. Annemarie fuhr mit ihrem Wartburg 353 W und genoss mit ihrer Tochter „die Sicherheit einer geschlossenen Fahrgastzelle“, wie es in einer Werbebroschüre für das Auto hieß. Im Frühjahr 2009 fährt der Autor Thilo Reffert mit den Beiden noch einmal dieselbe Strecke von Vogelsang nach Helmstedt. Die Frauen erinnern sich und reflektieren ihre damalige Reise mit der Erfahrung von 20 Jahren.Das Hörspiel erhielt 2010 den renommierten „Hörspielpreis der Kriegsblinden“.
Um die begehrte Auszeichnung „Bestes europäisches Programm des Jahres“ beim Prix Europa bewerben sich in diesem Jahr Sendeanstalten und Produzenten aus 31 Ländern. Aus 543 Einreichungen wurden insgesamt 220 Programmvorschläge ausgewählt. Der Preis wird in neun unterschiedlichen Kategorien vergeben. Europas größtes Festival für Fernsehen, Radio und Emerging Media findet vom 16. bis 23. Oktober im Haus des Rundfunks in Berlin statt. [mw]
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