Wie aus einer gestern Abend ausgesendeten Pressemeldung hervorgeht, wurden an diesem Tag die Rückbauarbeiten an der Kurzwellen-Sendeanlage Moosbrunn, rund 25 km südlich von Wien, abgeschlossen.
Kurzer Rückblick
Die Kurzwellen-Sendeanlage in Moosbrunn ging ab 1959 schrittweise in Betrieb und wurde kontinuierlich ausgebaut. Über sie wurde der Auslandsdienst Österreichs in die ganze Welt ausgestrahlt und konnte sich einen guten Namen machen. Zum Einen schätzte man die objektive Berichterstattung aus dem kleinen, neutralen Österreich, zum Anderen bot die Sendeanlage den technischen Hintergrund, bis nach Australien und Neuseeland gut gehört zu werden.
Eine wichtige Rolle kam Moosbrunn während der Zeit des Kalten Krieges zu, Stichworte Ostblock, UdSSR (Russland). Immerhin waren die Nachrichten aus Wien offensichtlich so ehrlich, dass sie von den Sowjets auf Kurzwelle so gut wie nie gestört wurden. Damit hatte RÖI nicht mit den Problemen zu kämpfen, die etwa die Deutsche Welle oder die Voice of America, hatten.
All das ist lange vorbei. Radio Österreich International wurde 2003 eingestellt und das weitere Bestehen der Sendeanlage Moosbrunn hing schon damals am seidenen Faden. Die Rettung kam aber durch Sendezeitvermietungen. Vor allem die religiöse Station Adventist World Radio nutzte die Übertragungskapazitäten der österreichischen Kurzwellen-Sendeanlage. Nachdem sich diese im Herbst 2024 von der Kurzwelle zurückzog, stand die Sendeanlage plötzlich ohne Auftraggeber da.
Der Erhalt einer Sendeanlage kostet Geld. Nicht gerade wenig. Somit war mit dem Ausstieg von AWR auch das Ende der Sendeanlage Moosbrunn besiegelt. Schade eigentlich, weil sie ja noch voll betriebsfähig war.
Warum die schnelle Sprengung?
Gründe dafür gibt es mehrere. Zum einen steht, oder besser gesagt stand, die Sendeanlage in einer Region ziemlich weichen Bodens. Der ist während des Winterhalbjahres eher gefroren und so für Baufahrzeuge aller Art besser befahrbar.
Tatsache ist auch, dass sich die ORS, die die Sendeanlage betrieben hatte, sich dieser möglichst schnell entledigen wollte. Aufgrund der für ein solches Vorhaben nötigen Vorarbeiten ist davon auszugehen, dass diese bereits angelaufen waren, während die Sendeanlage noch ihre letzten Ausstrahlungen in durchführte.
Gab es keine Rettungsversuche?
Überlegungen und Bemühungen von diversen Personen soll es gegeben haben, die Anlage zu retten. Etwa, um sie für Notsituationen wieder hochfahren zu können. Gerüchte erreichten uns einige. Wie viel Wahres jedoch hinter ihnen gesteckt hatte, vermögen wir nicht zu beurteilen. Dass sie jedenfalls nichts gefruchtet hatten, wissen wir jetzt.
Erst während der letzten Tage wurde auch eine Unterschriftenaktion gestartet, mit dem Ziel die Anlage zu retten. An und für sich ein lobenswertes Unterfangen. Nur leider kam sie um Monate zu spät.
Was soll man dazu sagen?
Man muss die Geschehnisse rund um Moosbrunn von drei Seiten aus betrachten. Da sind einmal die Radiofreunde und offensichtlich doch noch mehr Kurzwellenhörer, als weithin angenommen wurde. Für die kam der Abriss der Kurzwellen-Sendeantennen einem Dolchstoß gleich.
Da hätte es sicher noch eine weniger radikale Lösung gegeben. Etwa, indem man nur die Drehstand-Antenne sprengt und die beiden kleinen, nahe dem Sendegebäude vorerst gelassen hätte. Deren Erhalt hätte vergleichsweise geringe Kosten verursacht.
Kosten ist allerdings ein ziemlich wichtiges Wort derzeit. Denn auf den ORF, dem das Areal geört, könnten demnächst orkanartige Stürme einbrechen. Die große Politik lässt grüßen.
Dann ist die Sichtweise der Gemeinde Moosbrunn zu berücksichtigen. Die ist natürlich froh, dass die Sendeanlage nun schweigt und weg ist. Damit gehören die Störungen durch die Kurzwellen-Anlage der Vergangenheit an. Gestört wurden vor allem Gerätschaften, die die europäischen Standards, Stichwort CE-Kennzeichen, nicht oder nur unzureichend erfüllen.
Was wurde gesprengt?
Laut Pressemeldung wurden alle noch vorhandenen Antennen, also die Drehstand-Antenne, die logperiodische und die Quadrantenantenne rückgebaut. Ob das tatsächlich so ist, konnten wir nicht überprüfen. Definitiv sagen können wir es nur von der großen Antenne. Laut einem uns zugetragenen Augenzeugenbericht, der das Geschehen aus größerer Entfernung beobachtet hatte, wurde die Drehstand-Antenne am späteren Nachmittag gesprengt. Zu den weiteren, kleineren, Antennen konnte er keine Aussage treffen.
Was mehrfach kritisiert wurde
Es geht weniger darum, dass das Unvermeidliche vollzogen wurde. Wie das aber von sich gegangen ist, ist doch vielen Zeitgenossen aufgestoßen. Mehrfach haben wir zu hören bekommen, dass die Beseitigung der Antennenanlagen heimlich, still und leise erfolgt ist. Da wäre wünschenswert gewesen, wenn man die Öffentlichkeit etwas mehr mit einbezogen hätte.
Auch interessant: