Kommt es bald zum UKW-Ausstieg in Italien?

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Italien Serie A
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Könnte es zu einem UKW-Ausstieg in Italien kommen? Der Hintergrund: Die AGCOM (Aufsichtsbehörde für das Kommunikationswesen in Italien) weist inzwischen ausdrücklich auf die Probleme auf UKW hin.

Welche Störungen auf UKW?

Wer kennt Italien nicht als DAS UKW-Land schlechthin. Kein Wunder. In Italien gibt es laut www.fmscan.org nicht weniger als 16.872 UKW-Sender. Auf Platz 2 rangiert, bereits weit abgeschlagen, Frankreich mit 9.284 Stationen. Und in Deutschland? Da sind es 2.629.

Die Belegung auf UKW ist in Italien schlicht enorm. Zwar hat man während der letzten Jahrzehnte ganz gut gelernt, den UKW-Rundfunk irgendwie in geregelte Bahnen zu lenken. Doch eines ist im europäischen Radioland nach wie vor nicht ausgeschlossen – nämlich dass man, während man gerade eine Kurve fährt, in dieser abwechselnd drei verschiedene Stationen zu hören bekommt.

Die Störungen auf UKW sind demnach durch benachbarte Sender auf derselben Frequenz verursacht und diese Beeinträchtigungen  treten vor allem dort auf, wo sich Radiowellen gut ausbreiten können. Also dort, wo es flach ist, insbesondere an der Adria-Küste. Dies hat den Gesetzgeber ermutigt, Anreize für die Stilllegung von analogen UKW-Sendern zu schaffen.

Weitere DAB+-Frequenzen

Bei uns sind die Grenzen zwischen Radio DAB+ und Fernsehen klar gezogen. Digitalradio belegt bei uns das VHF-Band 3, also die Kanäle 5 bis 12, für das digitale Antennenfernsehen ist der UHF-Bereich vorgesehen. Zumindest jener Teil, den man noch nicht an den Mobilfunk verheizt hat.

In Italien sind die Verhältnisse grundlegend anders, da hier das Antennenfernsehen der primäre TV-Empfangsweg darstellt. Der Nutzungsgrad liegt bei rund 90 Prozent. Da es in Italien aber nicht nur viele private UKW-Sender, sondern auch viele TV-Stationen gibt, wurde im VHF-Band auch ein nationales Fernsehnetz, genannt Mux 12, koordiniert. Die diesem Mux 12 zugewiesenen Frequenzen sollen nun DAB+ zugesprochen werden. Auf diese Weise könnten 18 regionale Bedeckungen für Digitalradio geschaffen werden. Denn nach einer grundlegenden Neuordnung der italienischen Fernseh-Frequenzlandschaft hat man nun erkannt, dass Mux 12 für TV verzichtbar geworden ist.

Braucht es weitere regionale DAB+-Bedeckungen?

Bereits heute ist man in mehreren italienischen Regionen an dem Punkt angelangt, in denen die Nachfrage nach DAB+-Übertragungskapazitäten das verfügbare Angebot übersteigt. Dies trifft insbesondere auf die Regionen Venetien, Latium, Toskana, Kampanien und Apulien zu.

Die „adriatische“ Frage

Besonders die nördliche Adria ist für UKW ein äußerst anspruchsvoller Raum. Nicht nur, dass das UKW-Band im eigenen Land zum bersten voll ist, wird die Situation durch die angrenzende Nachbarschaft, also von Slowenien und Kroatien verschärft. Im Grunde leiden alle drei Länder unter den derzeitigen Verhältnissen. Auch deshalb, weil es Italien bislang bei der Einhaltung internationaler Vereinbarungen nicht so genau nimmt.

Mit der Absicht, für Programmanbieter Anreize zu schaffen, freiwillig UKW-Frequenzen stillzulegen, will die AGCOM am Ende drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einmal würde damit die angespannte Situation im völlig überlasteten UKW-Spektrum etwas entschärft werden. Zweitens würde das die Einhaltung international geschlossener Vereinbarungen zumindest ein klein wenig erleichtern. Drittens hat auch die italienische Radiolandschaft längst erkannt, wie wichtig die Digitalisierung des Rundfunks ist. Dass DAB+ bei der italienischen Bevölkerung längst angekommen ist, sieht man alleine daran, wie viele Stationen bereits auf DAB+ zu hören sind. Anerkennend ist zu erwähnen, dass dieser Erfolg alleine den Privatsendern zuzuschreiben ist. Denn sie waren es, die das Potential von DAB/DAB+ schon recht früh erkannt haben.

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