Die Frist läuft in dieser Woche aus. Bis zum 21. September sollten sich Rundfunkanbieter und Netzbetreiber Media Broadcast auf eine Finanzierung des Ausbaus auf DAB Plus einigen. Das Geld von den Öffentlich-Rechtlichen fließt erst, wenn das Finanzkonzept steht. Doch das scheint in weiter Ferne.
Kommt DAB Plus oder wird es ein Rohrkrepierer? Wenn es nach der ARD ginge, würden Deutschlandradio, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen schon längst digital verbreitet werden. Die Öffentlich-Rechtlichen haben weitere 42 Millionen Euro für den Aufbau eines DAB-Plus-Netzes bewilligt. Das Geld fließt aber nur, wenn sich alle Sender, also auch die privaten und der Netzbetreiber Media Broadcast, an der Finanzierung beteiligen. Doch die Privaten sind nicht so leichtfertig mit ihren Finanzen, schließlich müssen sie die selbst erwirtschaften und bekommen sie nicht qua GEZ frei Haus geliefert. Die Privatwirtschaft will daher nur Geld investieren, wenn es auch sicher ist, dass sich die ganze Geschichte rechnet. Die Erfahrungen mit DAB aber haben das ohnehin „scheue Reh“ nicht gerade zutraulicher gemacht.
Die Situation ist klar: Die Öffentlich-Rechtlichen haben ihren Anteil zugesagt, die Privaten sitzen auf ihrem Geld und pokern. Sie fürchten, ihr Geld in ein Projekt zu schießen, dass ohnehin nicht funktionieren wird. Entsprechend vorsichtig äußern sich die Interessenvertreter der Privaten. Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) teilte auf Anfrage von DIGITAL FERNSEHEN mit: „Wir haben die Rahmenbedingungen für einen DAB-Plus-Start sachlich analysiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es erheblicher Anpassungen bedarf, um DAB Plus wirtschaftlich vernünftig zu gestalten.“
Es sei Sache der Unternehmen, zu bewerten, ob sie mit DAB Plus ein tragfähiges Geschäftsmodell aufbauen können oder nicht. Und weiter: „Nein, wir empfehlen unseren Mitgliedern nicht, sich an DAB Plus zu beteiligen – wir halten sie aber auch nicht davon ab“. Deutlicher wird der VPRT beim Thema Organisation und Abstimmung. „Das Ergebnis ist – wie vor rund 20 Jahren – dass die Einführung von DAB Plus weder für die Hörer noch für die Anbieter freundlich formuliert ‚optimal‘ verläuft bzw. verlaufen wird.“
Der dritte Beteiligte, der Netzbetreiber Media Broadcast hat sich trotz mehrfacher Anfragen bis heute nicht zu seinen Positionen im Finanzstreit geäußert. Doch auch hier vermuten Experten, dass man auf Zeit spielt und darauf hofft, dass die Allgemeinheit in Form von Gebührengeldern oder Subventionen einspringt.
Die ARD hätte gerne schon längst das Digitalradio, will aber verständlicherweise nicht allein die Zeche zahlen und den Privaten den Umstieg finanzieren. Auf Anfrage von DF teilte die ARD mit, sie habe in der Vergangenheit mehrfach erklärt, warum sie die Weiterentwicklung von Digitalradio befürworte und vorantreiben möchte. „Digitale Terrestrik und Internet sollen zusammen ein sich ergänzendes (hybrides) Netz zur Versorgung der Bevölkerung mit digitalem Radio bilden“. Ansonsten hält sich auch die ARD eher bedeckt: „Solange die dazu notwendigen Verhandlungen laufen und noch nicht abgeschlossen sind, möchten wir uns jedoch nicht weiter äußern, um den Ausgang der Gespräche nicht zu gefährden und bitten dafür um Verständnis.“
Ein weiteres Problem ist die Geräte-Seite. Zwar gibt es mehrere Modelle für den Heimgebrauch. Wenn man DAB Plus im Auto hören möchte, beschränkt sich die Auswahl auf einige wenige Geräte, die zudem recht teuer sind. Wie DF nach Anfragen bei den führenden Autoherstellern feststellte, sind DAB-Plus-Radios bei den meisten Herstellern nur durch die Suche in Ausstattungslisten mit Aufpreis zu ordern. [mw]
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