DX-Radio der Spitzenklasse: Qodosen SR 286 im Test

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DX-Radio Qodosen SR 286
©Unsplash, Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Dem Qodosen SR 286 ist der Ruf vorausgeeilt, neben den TEF-6686-Radios ebenfalls ein DX-Radio mit herausragenden Empfangsleistungen zu sein. Wobei er auf Mittelwelle wahre Wunder vollbringen soll. Der SR 286 sieht aus wie ein typischer Reise-Weltempfänger, ist aber deutlich kleiner als dieser. Was er leistet, zeigt der Test.

Im ersten Eindruck erscheint für das DX-Radio Qodosen SR 286 ein Preis von rund 130 bis 180 Euro (je nachdem, ob man ihn über Direktimport aus Fernost oder über Zwischenhändler auf einer großen Versteigerungsplattform bestellt) hoffnungslos übertrieben. Doch der Schein trügt. Wenn man das Gerät vor sich hat, hinterlässt es einen überaus wertigen Eindruck.

Lieferumfang und Aufbau des Qodosen SR 286

Geliefert wurde zumindest unser Radio mit einer wasserabweisenden Tasche mit Klettverschluss und einem Hartschalen-Case, in dem auch etwas Zubehör Platz findet. Ansonsten kommt der Qodosen ohne Verpackung und Handbuch. Ein recht ausführliches Handbuch in Englisch findet man aber im Internet.

Der Aufbau des SR-286 entspricht dem, was man von anderen Weltempfängern kennt. Im linken Drittel ist ein Mono-Lautsprecher mit rund 3 cm Durchmesser eingebaut. Rechts oben ist ein zweizeiliges LCD-Display verbaut, das neben der Frequenz zusätzlich auch RDS-Daten, Uhrzeit oder Signalstärke in dBµV und dB anzeigt. Die Bedienung erfolgt über einen Tastenblock mit 23 Tasten. Sie erlaubt auch eine Frequenz-Direkteingabe. Dadurch muss man die Auf-Ab-Tasten oder das rechts angeordnete Einstellrad nicht zwingend bemühen, um zur gewünschten Frequenz zu gelangen. Dieses bietet neben einer Schnelleinstellung entsprechend den üblichen Kanalrastern auch eine Slow-Funktion, die auf UKW 10- und auf AM 1-kHz-Schritte zulässt. Daneben steht auch ein Auto-Scan zur Verfügung.

Qodosen SR 286 - rechte Seite
©Unsplash, Auerbach Verlag/Thomas Riegler – An der rechten Seite sind das Tuningrad, die Lautstärke-Regelung sowie eine USB-Lade- und Kopfhörer-Buchse eingebaut

An der rechten Seite findet man ferner die als Drehregler ausgeführte Lautstärken-Einstellung sowie über eine Kopfhörer- und USB-Ladebuchse für den rückwärts hinter einer Klappe verborgenen Li-Ion-Akku der Standardgröße 18650. Angaben zu seiner Kapazität fehlen. Was aber nicht weiter schlimm ist, da er sich leicht gegen einen anderen austauschen lässt. So geht einem selbst bei langen DX-Einsätzen nicht der Strom aus.

An der linken Seite ist eine Klinkenbuchse für eine externe Antenne eingebaut. Sie wirkt für alle Frequenz-Bereiche. Eine mit einer Nadel zu bedienende Reset-Taste ist an der Unterseite zu finden.

Die Antennen

Der Qodosen SR 286 kommt, so wie es für kompakte Weltempfänger allgemein üblich ist, mit einer Teleskop-Antenne für UKW und Kurzwelle. Sie ist 49 cm lang. Für die Lang- und Mittelwelle hat er zunächst eine Ferrit-Antenne eingebaut. Durch gleichzeitiges Drücken der beiden Tasten „Page“ und „AM“ für einige Sekunden kann man aber auf die Teleskop-Antenne wechseln. Das wird im Display als „ANT EXT“ angezeigt. In diesem Modus nimmt das kleine Radio auch die Signale einer seitlich angeschlossenen externen Antenne entgegen. Speziell auf Mittelwelle erzielt je nach Empfangsvoraussetzungen mal die interne Ferrit-Antenne oder der Teleskop-Stab die besseren Resultate. Immer wieder mal umzuschalten, zahlt sich also aus.

Im AM-Bereich deckt der Qodosen SR-286 das Spektrum von 144 bis 27 000 kHz, also 27 MHz, ab. Auf UKW empfängt das Gerät im Auslieferungszustand von 87 bis 108 MHz. Er lässt sich aber auf 64 bis 108 MHz umschalten und ist somit weltweit einsetzbar.

©Unsplash, Auerbach Verlag/Thomas Riegler – Der Qodosen kommt mit einem Lithium-Ionen-Akku der Standardgröße 18650 und ist austauschbar. Seine Kapazität ist nicht angegeben

Die Filter

Der SR 286 kommt mit drei Treshold-Stufen, die nach Wunsch schwächere Stationen unterdrücken. Für den DX-Betrieb empfiehlt sich die Einstellung „SEEK:1“. Weiter ist das Gerät mit vier verschiedenen FM-Signalverarbeitungen ausgestattet. Sie können bei Extrem-Em­pfängen hilfreich sein. Zur Wahl stehen DEFAULT sowie FMMI X 1 bis 3.

Auf UKW bietet der SR 286 16 Bandbreiten-Filter von 56 bis 311 kHz. Diese können manuell oder automatisch ausgewählt werden. Erstaunlich ist, dass die Tonqualität auch bei geringen Bandbreiten gut bleibt. Vergleichbares kennen wir bereits von den TEF-6686-Radios. Für den AM-Bereich stehen vier Filter mit 3, 4, 6 und 8 kHz zur Verfügung. Wobei sich die schmaleren Filter für schwache Signale anbieten.

Erwähnenswert ist auch die neunstufige Rausch-Unterdrückung, mit der man das Rauschen auf freien Frequenzen unterdrücken kann. Je nach Squelch-Stärke lässt sich bestimmen, wie stark Sender sein müssen, um auf Wiedergabe geschaltet zu werden.

UKW-Empfangsleistungen der DX-Radio-Spitzenklasse

©Unsplash, Auerbach Verlag/Thomas Riegler – Der Qodosen SR 286 hat eine handliche Größe

Bei den Empfangsleistungen spielt der Qodosen SR 286 ganz klar in der Liga der Spitzengeräte mit. Wir haben ihn gegen den TEF 6686 antreten lassen, der aktuell das Nonplusultra in Sachen Empfangsleistungen und Trennschärfe darstellt. Mit ihm kann der Qodosen fast mithalten. Bei der Trennschärfe sind beide Geräte jedenfalls gleich gut und bringen 100 kHz neben einem starken Sender auch einen schwachen gut zu Gehör. Alle 100 kHz ein neues Programm, das schaffen beide gleichermaßen gut.

Bei den Empfangsleistungen sieht sich der Qodosen wegen der fest eingebauten Teleskop-Antenne etwas im Nachteil. Zumindest, wenn man auf den TEF eine rund 80 cm lange angeschraubt hat. Deshalb haben wir beide Radios auch an derselben externen Antenne betrieben. Dabei fällt auf, dass der SR 286 einige DX-Stationen etwas klarer wiedergibt als der TEF. Dafür können wir mit dem TEF am Testort drei Stationen noch an der Grasnarbe wahrnehmen, wo es beim Qodosen nur noch rauscht.

Am Ende kommt der SR 286 bei UKW nicht ganz an den TEF heran. Der Unterschied ist aber nur minimal. In diesem Sinne rangieren andere bekannte gute DX-Maschinen auch weit abgeschlagen hinter dem Qodosen.

AM-Empfangsleistungen

Weiter haben wir besonderes Augenmerk auf den Mittelwellen-Empfang gelegt. Auch hier hinterlässt der SR 286 einen äußerst positiven Eindruck. Zunächst haben wir mit ihm versucht, bis zu welcher Distanz wir unseren kleinen Mittelwellen-Prüfsender hören können. Mit dem auch sehr guten TEF 6686 schaffen wir das bis zu einer Distanz von einem Meter. Mit dem Qodosen sind es immerhin drei Meter.

Auch beim normalen AM-Rundfunk-Empfang, egal ob auf Lang-, Mittel- oder Kurzwelle, schneidet der SR 286 hervorragend ab. Sofern über die Teleskop-Antenne empfan­gen wird, lässt sich ein Verstärker zuschalten, der insbesondere am Tag hilft, zum Beispiel kaum noch wahrnehmbare Mittelwellenstationen erstaunlich gut auf den Lautsprecher zu bringen. Selbst ab der beginnenden Abenddämmerung und während der Nachtstunden ist der Qodosen auf Mittelwelle im Vergleich zum ebenfalls sehr guten TEF im Vorteil. Insbesondere schwache Stationen kommen lauter und besser verständlich an.

Qodosen SR 286 - DX-Radio
©Unsplash, Auerbach Verlag/Thomas Riegler – Der Qodosen SR 286 hat eine kleine Lautsprecher-Größe, aber dafür eine gute Tonqualität

Die Tonqualität

Gemessen an der Lautsprecher-Größe sorgt das DX-Radio für ein überraschend gutes Audio. Auch mit beachtlicher Lautstärke. Dabei werden UKW-Programme ausschließlich in Mono empfangen. Das minimiert das Rauschen bei schwachen Sendern. Stereo gibt es nur über den angeschlossenen Kopfhörer. Über ihn darf man sich über ein ausgewogenes Audio, selbstverständlich in Stereo, erfreuen. Da haben wir von anderen Geräten schon weitaus schlechteres gehört.

Das DX-Radio Qodosen SR 286 ist eine Empfehlung

Die hervorragenden Empfangsleistungen des Qodosen SR 286 kommen nicht von ungefähr. Schließlich arbeitet in ihm ein TEF-6686-Chip. Die Empfangsleistungen sind auf allen Wellen hervorragend, insbesondere auf Mittelwelle. Schade nur, dass das Radio keine Schmalband-Modi unterstützt. Dennoch ist der Qodosen SR-286 eine Empfehlung für Radio-DXer.

Text: Thomas Riegler / Redaktion: Felix Ritter

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