Doch kein DAB+-Sendernetzausbau in Österreich

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Aktuell weist die DAB+ Versorgung in Oesterreich noch große weiße Flecken auf

Kürzlich war in vielen Nachrichtenportalen die Rede davon, dass sich Verantwortliche in Österreich gerade darüber beraten, wie ein Ausbau der drei DAB+-Sendernetze realisiert werden könnte. Inzwischen wissen wir, dass an dieser Meldung nichts dran ist.

Es wird in absehbarer Zeit definitiv keine Erweiterungen beim österreichischen Digitalradio geben. Um das zu verstehen, muss man die schwierige Situation von Digitalradio in Österreich etwas näher betrachten.

Warum ist die DAB+-Lage in Österreich schwierig?

Einerseits erfreut sich DAB+ in Österreich zunehmender Beliebtheit und konnte seit seinem doch erst recht späten Start im Mai 2019 seine Hörerzahlen deutlich steigern. Inzwischen ist die Durchdringung mit DAB+-Geräten etwa gleich groß wie in Deutschland.

In Österreich ist DAB+ ausschließlich eine Angelegenheit der Privatsender. Nur sie gibt es im österreichischen Digitalradio. Der ORF, der die reichweitenstärksten Programme im Lande veranstaltet, ist nach wie vor nicht dabei. Und alle Zeichen sprechen dafür, dass sich daran so schnell nichts ändern wird.

Woran scheitert der Ausbau?

Wir können davon ausgehen, dass jedem auf DAB+ vertretenen Programmveranstalter die weißen Flecken in der Versorgung Österreichs weh tun. Doch ein Sendernetz kostet Geld. Und zwar umso mehr, je umfangreicher es ist. dieses Geld muss von den Privatsendern aber erst erwirtschaftet werden. Nüchtern betrachtet, mangelt es schlicht am Geld.

Wo ist der Ausbau unzureichend?

Das österreichische DAB+ wird über 15 Senderstandorte verbreitet. Im Wesentlichen decken sie die Landeshauptstädte und umliegende Regionen ab. Nur der Großraum Wien, in dem rund 1/3 der österreichischen Bevölkerung lebt, darf sich über einen guten Ausbau erfreuen.

Im Gegensatz dazu finden wir in den Bundesländern Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich nur einen einzigen Senderstandort. Auch auf das Burgenland trifft das zu. Es profitiert aber von nahen Senderstandorten in Wien und der Steiermark.

Warum macht der ORF nicht mit?

Gründe dafür gibt es mehrere. Der primäre sind aber die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Zudem sieht der ORF in DAB+ (offiziell) nur eine Übergangslösung. Damit wird er Recht haben. Denn nüchtern betrachtet war noch jeder Rundfunkstandard eine Übergangslösung. Dazu brauchen wir nur an die Mittelwelle zu denken. Auch UKW ist nur eine Übergangslösung, bis sich etwas Neueres, Besseres gefunden hat.

Der ORF gibt an, auf 5G Broadcast setzen zu wollen. Darin sieht er eine große Zukunft. Wahrscheinlich, weil es dafür noch kein einziges verfügbares Empfangsgerät gibt. Aber im Vergleich zu DAB+, für das die Österreicher bereits mehrere hunderttausend Radios besitzen, wird die Reichweite wohl eine ungleich bessere vom Start weg sein, wenn man einen Rundfunkstandard nützt, den es noch nicht wirklich gibt und für den auch keine Geräte verfügbar sind.

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10 Kommentare im Forum
  1. Der ORF hält sich also zurück bei DAB+ statt UKW und begründet dies mit einer zukünftigen 5G broadcast Möglichkeit ....
  2. Ah, eine zukünftige Technik soll es richten. Der ORF wartet auf die Serienreife der Kernfusion.
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